Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Titel: Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Tizian
Vom Netzwerk:
die Häuser in Buccinasco gekauft haben«.
    Aus den Abhörprotokollen in den Prozessakten geht außerdem hervor, dass die Lkws des Clans ihr verbrecherisches Treiben noch bis Ende 2005 fortsetzten. Haufenweise verseuchtes und kontaminiertes Erdreich, das benutzt wurde, um die restliche Baugrube in der Via Guido Rossa und den Kinderspielplatz der Siedlung Spina Verde aufzufüllen. Die Ausführung der Bauarbeiten für das Mega-Projekt »Buccinasco Plus« oblag den mit den Kooperativen verbundenen Baufirmen. Die Immobiliengesellschaft
Pecchia
kaufte das Grundstück von den Verbandsgemeinden und unterteilte dieses in mehrere Lose. Der Aushub wurde von den Firmen der
Barbaro
-Gruppe ausgeführt. Blei, Asbest, Treibstoffe. Gifte, die im Untergrund verborgen werden sollten, dort, wo den Immobilienmaklern zufolge ein Kindergarten entstehen sollte. In aller Sicherheit sollten sie dort spielen können, wie in einem Hofgarten früherer Zeiten.
    Entgegengesetzter Ansicht war die Staatsanwaltschaft von Mailand, die im Oktober 2010 bekanntgab, dass sie sechs Ermittlungsbescheide gegenüber den Aufsichtsbehörden erlassen habe, die ihrer Aufgabe offensichtlich nicht nachgekommen seien. Unter den »zerstreuten« Aufsehern war auch Loris Cereda, der eine Woche, bevor er den Ermittlungsbescheid erhielt, wieder vor Gericht erscheinen musste. Dieses Mal wurde er beschuldigt, Bestechungsgelder von Bauunternehmern entgegengenommen zu haben, die er daraufhin bevorzugt habe. Eine weitere Geschichte aus dem Epos der Kriminalität in Buccinasco und seinen Nachbargemeinden. Im Falle des Giftmülls wurde Cereda zusammen mit Mario und Adriano Pecchia angeklagt. Pecchia ist Präsident und Berater des Verwaltungsrates der Immobilienholding
Finman
, der die Gegend heute gehört, auf der zahlreiche Unternehmen tätig waren. Angeklagt war zudem Renato Pintus, bevollmächtigter Repräsentant dieser Gesellschaft.
    Die vier Angeklagten, heißt es im Urteil, sollen heimlich – teilweise im Wettbewerb untereinander und ohne Genehmigung – eine illegale Deponie für Haus-, aber auch für Giftmüll eingerichtet haben. Einer von ihnen gab an: »Durch wiederholte Auffüllung habe ich das Gelände um drei bis fünf Meter gehoben. Ausschachtung, Verdichtung und Bewegung betrafen riesige Müllmengen – geschätzt 150 000 Kubikmeter –, die aus Hausabbrüchen, Werksabbrüchen, Industrieabfällen stammten. Gemischt wurde das Ganze mit Aushub unbekannter Herkunft, der auch Asbest enthielt, sowie Treibstoffe und Blei weit jenseits der gesetzlich zulässigen Anteile, die für den Gebrauch im Haus oder auf öffentlichen Grundstücken zulässig sind.«
    Ein Ermittlungsbescheid erging auch gegen Barbara Luraghi, der offiziellen Rechtsvertreterin der
Luraghi Strade
. Jene Gesellschaft, die den Staatsanwälten zufolge Giftmüll auf nicht zugelassenen Plätze ablud, und gegen Eugenio Ceroni, den staatlich bestellten Prüfer für die Bauwerke des Ortsteils rund um die Via Guido Rossa. Und hier kommt wieder das Schreckgespenst der Clans aus Buccinasco ins Spiel, die dank des Unternehmers Luraghi die Erdarbeiten im Hinterland ausführten. 2009, nach Prüfungen und ersten Sondierungsbohrungen auf dem für »Buccinasco Plus« vorgesehenen Gelände, erließ die Gemeinde eine Anordnung, die es den Grundstückseigentümern auferlegte, die jeweiligen Flächen zu sanieren. Ein Jahr später stellte dieselbe Staatsanwaltschaft das Gebiet unter Beschlagnahme.
    Der Präsident der übergreifenden Parlamentskommission für Ermittlungen über den illegalen Müllkreislauf, Gaetano Pecorella, erklärte, dass achtzig Prozent der Aushubfirmen in der Lombardei in der Hand der ’Ndrangheta seien. Mittlerweile verwaltet diese zu sanierende Grundstücke, die rund um die Industriemetropole Mailand sehr zahlreich sind. Die Grundstücke sollen künftig neuen Spekulanten-Gruppierungen übertragen werden. Die Zahl der verseuchten Grundstücke rund um Mailand ist riesig. Ein Unternehmer aus dem Aushubgeschäft hat in der Fernsehsendung
Terra
erklärt, dass er auf den Baustellen der künftigen Weltausstellung gearbeitet habe. Mit eigenen Augen habe er gesehen, wie eine Grube mit den aberwitzigsten Müllarten verfüllt wurde. »Ein Loch, über dem sich heute der Haupteingang des Messegeländes erhebt, mit schönem Blick auf das Werk
Vela
des Architekten Massimiliano Fuksas. Da wurde alles reingeschmissen, von Schlämmen aller Art, über Ziegelsteine, Asbest, bis hin zu verseuchter Erde.«
    Ein

Weitere Kostenlose Bücher