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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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Cousinen zum Spielen, und die Familie schloss uns nie in irgendeiner Weise aus. Es galt »Mein Haus ist euer Haus«. Kaum traten Mum und ich durch die Tür, ließ Großmutter alles stehen und liegen und nahm mich in die Arme. Sie hielt mich fest, zog mich ganz nah heran und küsste mich auf die Nasenspitze. Ich fühlte mich dann immer, als könnte niemand mir etwas anhaben. Niemals würde mir in ihren Armen etwas passieren. Sie war auch sehr freigebig und immer zum Schmusen bereit. Ich fand es wunderbar bei ihr. So viele Menschen zur selben Zeit habe ich sonst nie in einem einzigen Haus gesehen. Es war spannend dort und voller Liebe.
    Nach dem Essen spielte ich im Hof mit Tante Angela und mit meinem Springseil, bis es so dunkel war, dass wir nichts mehr sahen und ins Haus mussten. Dann jagten wir den Familienhund, einen Schäferhund namens Yago, durchs Haus, bis er so laut bellte, dass Großvater uns befahl, ihn in Ruhe zu lassen.
    Alle liebten diesen Hund, nur Großvater nicht. Er hasste ihn. Als er einmal in Familienangelegenheiten nach Kalabrien fahren musste, packte er seinen Lastwagen voll und versteckte Yago hinten. Als er nach Kalabrien kam, setzte er den Hund im Wald aus und fuhr weiter.
    Großmutter war außer sich, als er ihr erzählte, Yago sei verloren gegangen. Dann geschah ein Wunder. Drei Monate später, als Großmutter einem Nachbarn die Tür aufmachte, spazierte Yago herein. Wie alle anderen war auch er zu Großmutter zurückgekehrt. Es stellte sich heraus, dass Großvater ihn gar nicht so weit mitgenommen hatte wie behauptet, und Yago fand den Weg durch ganz Mailand zurück zu seinem Zuhause.
    Oft saß ich neben Großmutter und lehnte den Kopf an ihren üppigen Busen. Dann redete sie leise mit mir und kraulte mich am Kopf. Oft schlief ich dabei ein. Es war herrlich. Es fühlte sich so tröstlich an. Ich hatte keine Ahnung, was für Pläne sie dabei schmiedete.
    Wenn ich in der Schule war, lernten auch Großmutter und Dad: wie man auf andere Weise an Geld kommen konnte, unter anderem in einem echten Wachstumssektor italienischen Gangstertums, dem Kidnapping. Riesige Schlagzeilen begleiteten die Entführung und die Lösegeldforderungen im Fall John Paul Getty III. Sein Vater leitete von Rom aus die italienische Branche des Erdölunternehmens der Familie Getty, und John Paul war dort aufgewachsen. Im Juli 1973 wurde er entführt. Die Kidnapper von der ’Ndrangheta verlangten siebzehn Millionen US-Dollar für die sichere Heimkehr des Siebzehnjährigen.
    Die Familie, der John Paul Getty I. vorstand, hielt das Ganze zunächst für einen Scherz. Die zweite Lösegeldforderung kam wegen eines Streiks der italienischen Postmitarbeiter verspätet an. Die ’Ndrangheta beschloss, ihre Ernsthaftigkeit zu unterstreichen. Im November 1973 wurde ein Umschlag mit einer Haarsträhne, einem menschlichen Ohr und einer Notiz folgenden Inhalts zugestellt: »Das ist Pauls Ohr. Wenn wir nicht innerhalb von zehn Tagen 3,2 Millionen US-Dollar erhalten, wird das andere Ohr eintreffen. Mit anderen Worten, er wird stückweise geliefert.«
    Erstaunlicherweise verhandelte der sagenhaft reiche Großvater des Jungen noch weiter. Schließlich zahlte er 2,8 Millionen US-Dollar, und im Dezember desselben Jahres wurde sein Enkel lebend in Süditalien gefunden. Zu einer Verhaftung kam es nie.
    In meiner Familie verfolgten alle den Fall mit großem Interesse. Großmutter und Dad sahen es als eine Art Wilder Westen, in den sich manche Gegenden Italiens allmählich verwandelten. Und als eine Gelegenheit: nicht, um direkt mit ihren Brüdern der ’Ndrangheta im Süden zusammenzuarbeiten, sondern um die Situation auszunutzen.
    Wenige Jahre zuvor hatte es die »French Connection« gegeben – die riesige Transaktion, bei der Heroin von Marseille nach New York gedealt wurde; 1971 wurde der gleichnamige, mit einem Oscar ausgezeichnete Film gedreht –, und die Geschichten über die dabei erzielten Profite waren Legende geworden. Während sich die italienischen Behörden, Politiker und Carabinieri auf die um sich greifenden Entführungsfälle konzentrierten, fehlte es ihnen an Aufmerksamkeit und Mitteln im Kampf gegen den Drogenhandel, das andere florierende Geschäft der damaligen Zeit. Für Großmutter und Dad war die Arbeitsweise genau die gleiche wie beim Zigarettenschmuggel. Der große Unterschied war das Produkt. Dieses Geschäft war weit internationaler und lukrativer, eine Multimillionen-Dollar-Industrie.
    Und eine tödliche, für alle

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