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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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Sicherheitsvorkehrungen hatten sich so sehr verschärft, dass ich jeden Monat in eine neue Zelle umziehen musste. Jedes Mal, wenn ich eine neue Zelle betrat, musste ich sie erst gründlich putzen. Das war schon fast so was wie eine Besessenheit, und ich sagte zu den Wachen: »Ihr verlegt mich doch bloß, damit ich euch jede einzelne Zelle putze!«
    Die Wachen hatten furchtbare Angst, dass die Mafia mich mit Gewalt rausholen und in einem mit Raketen ausgerüsteten Hubschrauber in die Freiheit fliegen würde. Das hatten wir mit meinem Vater in Portugal versucht, aber ich wusste, dass es hier und jetzt unmöglich war, weil von allem anderen abgesehen fast alle meine Verwandten im Gefängnis saßen – doch die Wachen hatten Anweisung, mich wie die gefährlichste Person in Großbritannien zu behandeln.
    In regelmäßigen Abständen wurde ich nach London und wieder zurück gebracht, jedes Mal in einem gepanzerten Fahrzeug, mit Handschellen und Fußfesseln an den Beamten gekettet, der als Eskorte mitkam. Ehe ich in das Polizeiauto stieg, wurde ich einer Leibesvisitation unterzogen, wobei man strikt nach Reglement vorging, sodass ich nie ganz nackt war. Immer wenn ich auf die Toilette musste, standen drei Wachen vor der Tür. Jeder meiner Schritte wurde überwacht, und das Gefühl von Klaustrophobie war überwältigend.
    Auf den Fahrten Richtung Süden wurde mir oft schlecht in dem stickigen Panzerfahrzeug, aber »Befehl war Befehl«, und sie nahmen mir nicht die Handschellen ab, damit ich mich säubern konnte. Beschwerte ich mich über irgendwas, bekam ich immer die gleiche Antwort: »Aus Sicherheitsgründen« müsse es getan beziehungsweise dürfe es nicht getan werden. Sie schienen mich für eine Art Superbösewicht wie aus dem Comic zu halten, für jemanden, der nach Belieben erscheinen oder verschwinden konnte. Fürwahr die Tochter von »Arsène Lupin«.
    Die Fahrt dauerte jeweils fünf Stunden, und auf halber Strecke hielten sie an und machten Pause. Oft fuhren wir zum Gefängnis von Leicester, der Haftanstalt für Männer in der Region Southfields. Aber einmal fuhren wir ins Gefängnis von Leeds. Bei der Aufnahme, bei der alle Häftlinge in Empfang genommen werden, sagten sie mir, es gebe eine besondere Toilette, die ich allein benutzen dürfe. Sie war für einen Besuch von Prinzessin Anne gebaut worden. Alles war rosa und voller Rüschen, sehr elegant für eine Gefängnistoilette. Ich durfte die königliche Einrichtung benutzen, weil ich eine Frau war. Die Wachen fesselten mich an eine lange Kette, die an den Treppenaufgang zur Toilette befestigt wurde, damit ich gerade eben die Tür anlehnen konnte. Es war lachhaft.
    Sie bewachten mich in einer Zelle, während die Männer von der Eskorte Teepause machten. Bei mir bestand Fluchtrisiko – deshalb wurde nicht bei Tankstellen gehalten. Sie hielten nur an Gefängnissen aus besagten »Sicherheitsgründen«.
    Mein Anwalt informierte mich, man habe in Regierungskreisen beschlossen, dass man mich wie eine Gefangene des Innenministeriums behandeln würde, also wie eine IRA-Terroristin. Die Sache war politisch. Alles, was mit mir zu tun hatte, wurde auf höchster Ebene entschieden. Was die für ein Geld für mich ausgaben! Die Art Sicherheitsvorkehrungen trafen sie nicht bei Rose West oder Myra Hindley. Gott weiß, womit sie rechneten. Ich würde sowieso nirgends ohne meine Tochter hingehen, egal was passierte.
    Nach dem Zwischenaufenthalt auf dem königlichen Klo brachte man mich ins Belmarsh-Gefängnis, einer Haftanstalt für männliche Gefangene der Kategorie A in Greenwich, in die auch Terroristen eingesperrt waren. Ich fragte wegen Holloway, aber man sagte mir: »Dort gibt es nicht genügend Sicherheitsvorkehrungen.« Sie sperrten den Krankentrakt ab und steckten mich in eine Einzelzelle. Eine Aufsichtsbeamtin sagte zu mir: »Wir haben ein Laken über Ihr Fenster gehängt; gehen Sie ja nicht nah ran, denn wenn die Männer herausfinden, dass Sie eine Frau sind, haben Sie die ganze Nacht keine Ruhe.«
    Wieder gab es eine Leibesvisitation, und dieses Mal musste ich mich vollständig ausziehen. Sie gaben mir einen Bademantel und sagten: »Sie müssen sich hinhocken.« Das behagte mir ganz und gar nicht. Es war schrecklich demütigend. Als ich mich hinhockte, schoben sie einen Metalldetektor unter mich.
    Ich fragte: »Was soll ich denn da unten versteckt haben? Eine Waffe?«
    Darauf meinten sie einfach, sie müssten es tun.
    Als sie gingen, kam ich mir irgendwie vergewaltigt

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