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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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– man darf nicht jemanden wegen einer Straftat ins Land zurückholen und ihm dann wegen einer anderen den Prozess machen. Es war ein einziges juristisches Durcheinander, aber zu lebenslanger Haft wurde er trotzdem verurteilt.
    Genauso erging es Bruno, der nach drei Jahren Gefängnis in Madrid in Mailand noch einmal wegen Waffenhandels vor Gericht gestellt wurde.
    Onkel Guglielmo stand mit mir zusammen vor Gericht. Der »unbestechliche« Staatsanwalt Maurizio Romanelli berief sich immer wieder auf Tante Ritas Zeugenaussage: auf die Einzelheiten des Heroinhandels, auf die Geldbewegungen, auf Tötungsdelikte und die Kontrolle über die Piazza Prealpi. Nachdem wir uns das stundenlang angehört hatten, drehte sich Onkel Guglielmo zu mir um und meinte: »Rita muss dich wirklich gehasst haben, dass sie so was über dich sagt. Mein Gott, wie muss sie dich gehasst haben!«
    Ich war am Boden zerstört. Ich wusste, Rita war die meiste Zeit wegen der ganzen Drogen nicht bei Verstand, aber zu Bruno und mir war sie immer nett gewesen. Ich dachte, sie hätte mich gern gehabt und mir deshalb geholfen. Guglielmo war einfach nur verblüfft über das, was sie erzählte. Mir ging es nicht anders.
    Maurizio Romanelli legte dem Gericht dar, ich sei die rechte Hand meines Vaters gewesen, seine Stimme, der finanzielle Drahtzieher hinter den ganzen Kontenbewegungen, die Architektin der geschäftlichen Operationen. Das sollte ich eigentlich besser wissen. Er nahm Angela als Beispiel und führte aus, dass ich im Gegensatz zu ihr nicht in der Familie aufgewachsen sei. Angela sei in diesem Milieu groß geworden und ich nicht. Angela hatten sie zu vierzehn Jahren verurteilt – was würden sie mit mir machen?
    Ich war eine der Letzten, die man vor Gericht stellte, und Romanelli wollte spektakuläre Schlagzeilen. Es war die Rede von zwanzig Jahren. Damit wollten sie mich erschrecken. Tatsächlich verurteilten sie mich dann zu zehn Jahren. Lara wäre sechzehn, wenn ich rauskäme, ich siebenunddreißig. Den Gedanken daran ertrug ich nicht. Deshalb plädierte ich auf schuldig und wurde zu sechs Jahren verurteilt. Mit dem Deal gewann ich vier Jahre meines Lebens zurück.
    Weihnachten 1997 sah ich Lara das erste Mal seit neun Monaten. Meine Mutter hatte sie sich in ihren Ausweis schreiben lassen, und so konnten sie für zwei Wochen nach Italien reisen. Mir stand ein zweistündiger Besuch pro Woche zu, also hatte ich mit den beiden insgesamt vier Stunden. Es war herrlich und gleichzeitig schrecklich. Lara zum Abschied zu küssen war schlimm, weil ich nicht wusste, wann ich sie wiedersehen würde. Regelmäßige Besuche konnten sie sich nicht leisten.
    Im Januar 1998 nannten sie mir als Entlassungsdatum das Jahr 2003. Frank sollte schon 1999 rauskommen. Ich machte mir Sorgen, weil ich keine Ahnung hatte, ob er vier Jahre auf mich warten würde. Liebe Güte, er hatte mich ja noch nicht einmal gesehen!
    Nach italienischem Recht gilt man erst dann als endgültig verurteilt, wenn man alle denkbaren Rechtsmittel ausgeschöpft hat. Ich klammerte mich an einen letzten Strohhalm, den Vincenzo Minasi, einer der Anwälte der Familie, gefunden hatte. Er entdeckte, dass die Italiener meine Ausweisung nicht getreu den Buchstaben des Gesetzes gehandhabt hatten. Als man mich vor den Toren des Gefängnisses von Durham erneut verhaftete, hätte ich innerhalb von fünf Tagen von Staatsanwalt Maurizio Romanelli vernommen werden müssen. Das war nicht geschehen.
    Minasi erklärte mir, wie es nur ein italienischer Anwalt kann, nämlich mit den Händen in der Luft fuchtelnd: »Das ist ungesetzlich! Das werden wir uns nicht gefallen lassen!«
    Entsprechend handelte er. Und siehe da, er bekam mich frei. Es war Samstag, der 13. Juni 1998, genau vier Jahre und zwölf Tage nach meiner Verhaftung im Jahr 1994. Die italienischen Juristen hatten über Minasis Berufung und seinen Argumenten gebrütet und bis zum Wochenende nach einer Möglichkeit gesucht, das Ganze zu widerlegen. Ich hatte schon so viele Rückschläge erlitten, dass ich nicht mit einem Erfolg rechnete. Die Oberaufseherin an diesem Tag war eine freundliche Frau; sie war ziemlich klein und hatte eine quiekende Stimme. Im Gefängnis wusste man, dass mein Fall in Berufung gegangen war. Deshalb blieb sie in meiner Nähe, nur für den Fall, dass ich durchdrehte oder sogar einen Selbstmordversuch unternahm, sollte die Entscheidung zu meinen Ungunsten ausfallen. Es war ein heißer Tag.
    »Di Giovine?«, rief sie von meiner

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