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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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könnte. Bisher hatte ich immer Bruno als Ausrede vorgeschoben, um mir die Männer vom Leib zu halten. Aber bei Frank tat ich das nicht. Ich schrieb zurück und bedankte mich für seinen Brief: »Du hörst dich wie ein richtig netter älterer Mann an. Danke für Deine Unterstützung.«
    Als Nächstes bekam ich einen Brief, in dem er mir schrieb, er sei erst dreißig. Oh! Dann schickte er ein Foto von sich. Er spielte Tennis im Gefängnis, und er trug seine Tenniskleidung. Er posierte mit seinem Tennisschläger. Er wirkte körperlich sehr fit. Er hatte dunkles lockiges Haar. Ich weiß noch, ich bekam die Post aus dem Büro und ging die Treppe rauf, dann blieb ich stehen und fluchte: »Verdammte Kacke. Der sieht ja zum Niederknien aus.«
    Ich rannte zu Sue und erzählte ihr alles. Ich war total heiß. Unsere Freundschaft begann 1996, und es wurde mehr und mehr und immer mehr daraus.
    Wir schrieben uns auf DIN-A4-Bögen, beidseitig beschrieben, und schickten uns Fotos. Jeden Tag, manchmal auch zwei- oder dreimal am Tag. Wir nahmen unsere Stimmen auf Tonband auf. Die Wachen hörten natürlich alles ab. Es wurde alles überwacht. Nichts ging durch, ohne dass sie es hörten oder sahen.
    Dann fingen wir an, uns einen eigenen kleinen Geheimcode auszudenken. Auf einem sehr persönlichen Niveau. Ich schrieb ein paar italienische Worte, und er fragte dann: »Was heißt das?« Ich übersetzte es für ihn, und er antwortete dann mit diesen italienischen Worten. Er wollte wissen, was »Ich liebe dich« heißt, und ich sagte es ihm, und von da an begann er seine Briefe mit »Ti amo« .
    Ich antwortete: »Weißt du, ich glaube, ich liebe dich auch.«
    Es war eine intensive Beziehung. Alles Gefühl ging in diese Briefe. Ich habe den Eindruck, ich lernte ihn durch die Briefe besser kennen, als es im wirklichen Leben möglich gewesen wäre. In einem Brief ist es leichter, jemandem zu sagen, wie man empfindet. Anfangs war ich voller Verachtung für Frauen, die sich hier in männliche Häftlinge verliebten, aber jetzt ging es mir selber so.
    Frank hatte im Gefängnis viel Geld. Immer noch gab es draußen Leute, die für ihn mancherlei erledigten. Und seine Familie kümmerte sich um ihn. Ich bat nie um etwas, aber mal schickte er mir eine Kiste mit Büchern, mal Sportkleidung, und einmal ließ er mir durch seinen Bruder eintausend Pfund in bar bringen. Ich wusste, er wäre gekränkt gewesen, hätte ich es zurückgeschickt. Ich kannte Männer wie ihn, wie meinen Vater, und ich wusste, was in ihrem Kopf vor sich ging.
    Ich schrieb: »Ich weiß das wirklich zu schätzen, aber es ist zu viel. Ich weiß gar nicht, wann ich dir das zurückzahlen kann.«
    Ich bekam folgende Antwort: »Bitte, Marisa, mach mit dem Geld, was immer du willst. Es gehört dir. Ich will es nicht zurück. Du sitzt im Gefängnis. Es ist eine schlimme Zeit für dich. Sie haben dir alles weggenommen. Wenn ich helfen kann, will ich das gern für dich tun.«
    Das meiste Geld schickte ich meiner Mutter, die es für Lara verwenden sollte, und damit war er einverstanden. Er war ein wirklich warmherziger Mensch.
    Damit stand sein Wesen in Kontrast zu seiner Gefängniskarriere. Er konnte sich nicht einfügen. Ganz gleich, in welcher Haftanstalt er war, ständig protestierte und rebellierte er. So war er einmal dabei, als die Häftlinge die Wände ihrer Zellen mit Fäkalien beschmierten. Und in Preston wurde er bei einer Protestaktion mit dem Wasserschlauch vom Dach geholt. In Durham gab es Isolationshaft, und die erlebte er oft, weil er richtig unangenehm werden konnte. Isolation bedeutete, dass man rund um die Uhr eingeschlossen ist. Kontakt zu Mithäftlingen war nicht gestattet. Hofgang war nur allein möglich.
    Frank war mit den wirklich harten Typen zusammen. In der Zelle neben ihm saß Charlie Bronson, und obwohl der im Grunde in seiner eigenen kleinen Welt lebte, wurde ihm viel Aufmerksamkeit zuteil. Was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man Gefängnisdirektoren als Geiseln nimmt. Aus seiner Sicht taten diese Beamten Unrecht. Was immer sie auch machten, er konnte sie nicht ausstehen.
    Frank hatte ein hartes Leben gehabt. Seine Mutter starb, als er gerade sechzehn war. Auch sein Vater war im Gefängnis gewesen, als Häftling der Kategorie A, ein richtiger Übeltäter. Frank war in seine Fußstapfen getreten. Nach dem Überfall auf den Juwelier in Blackpool flüchtete er, und die Polizei stellte ihn. Er drang in ein Haus ein und hielt neun Stunden lang eine

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