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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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Welt einen Milchmann töten würde. Lisa sagte nichts, aber sie entdeckten die Tatwaffe im Schuppen, und sie wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Berufungsverfahren wurde die Strafe zu drei Jahren wegen Beihilfe und Tatbegünstigung geändert. Nun saß sie im Gefängnis, und das wegen dieses einen blöden Fehlers.
    Sie sah gut aus, war etwa zwanzig Jahre alt. Ich erzählte Naima am Telefon von ihr, und die fragte: »Das ist doch eine Lesbe, oder?«
    Das war mir nie in den Sinn gekommen. »Nein. Ist sie nicht.«
    Lachend erzählte ich Lisa davon, und sie sagte: »Doch, das bin ich.«
    Ich war ziemlich naiv. Wir waren richtig gute Freundinnen geworden, und wir trainierten zusammen im Fitnessraum, da versuchte sie eines Tages, mich zu küssen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich zu einem Mädchen hingezogen fühlen würde. Sie war sehr attraktiv, sehr feminin, aber sie hatte auch etwas Maskulines an sich. Make-up trug sie nicht. Sie wirkte mädchenhaft, aber sie trug Rugbyhemden und Rugbyshorts. Ich ließ zu, dass sie mich küsste. Ich fand sie attraktiv, und so passierte es eben.
    Danach war ich eine ganze Weile verwirrt, was meine sexuelle Orientierung anging, aber ich entschied: »Ich bin hier drin, das ist das Hier und Jetzt, und so fühle ich im Moment nun mal.«
    Ich sah Lisa als Mensch – nicht als Mann oder Frau, sondern als jemanden, der mir etwas bedeutete. Solange ich mit ihr zusammen war, lernte ich einiges über mich und über meinen Körper und darüber, was ich wollte und was ich nicht wollte. Dafür schäme ich mich nicht. Als bisexuell sehe ich mich nicht. Es war eine Liebesaffäre mit einem Menschen im Gefängnis, und dieser Mensch war zufällig eine Frau, und es war eine besondere, schöne Zeit in meinem Leben. Wir standen zusammen einiges durch. Wir liefen nicht herum und hielten Händchen oder küssten uns. Es war liebevoll, es baute mich emotional auf, und es war ein weiches Kissen. Lisa bedeutete mir sehr viel, obwohl ich nicht in sie »verliebt« war.
    Vier Monate nach Beginn unserer Affäre wurde Lisa entlassen. Ich war verstört, weil ich eine meiner besten Freundinnen verlor, aber ich freute mich für sie. Sie kam mich noch eine ganze Weile besuchen, aber dann lernte sie draußen jemanden kennen. Einerseits war ich enttäuscht, andererseits war es mir auch egal. Ich sah unsere Liebesbeziehung als etwas, das sich unter bestimmten Umständen, die nun nicht mehr bestanden, ergeben hatte.
    Dann trat Frank in mein Leben.
    Frank?
    Ich hatte tatsächlich die Auswahl. Frank Birley war einer der härtesten Typen im Männertrakt von Durham. Und das will was heißen. Ganz gewiss kein Heiliger. Er saß wegen bewaffneten Raubüberfalls, hatte einen Juwelier in Blackpool ausgeraubt. Er schrieb mir einen zauberhaften Brief. Und er überredete Charles Bronson – nicht den verstorbenen amerikanischen Schauspieler, sondern den berüchtigten, in ganz England bekannten Kriminellen –, Karten und Karikaturen für mich zu zeichnen. Frank war einer der wenigen, die Charlie Bronson im Zaum halten konnten. Bronson war bekannt für Angriffe auf Vollzugsbeamte, für Protestaktionen auf dem Gefängnisdach und für Geiselnahmen. Man bezeichnete ihn oft als den gewalttätigsten Gefängnisinsassen im gesamten britischen Strafvollzugssystem.
    Geldwäsche war damals ein »neues« Verbrechen; dadurch und wegen meiner internationalen Verbindungen war ich der Presse immer eine Story wert. Die Zeitungen waren voll mit mir; jedes Mal, wenn es ein Mafiaprozess in Italien in die Schlagzeilen schaffte, bekam ich Fanpost. In Briefen bot man mir alles Mögliche an. Willst du eine Stereoanlage? Einen Kanarienvogel? Dann bekam ich einen Brief von Frank: »Hallo, Marisa. Ich bin in derselben Lage wie du. Ich bin Kategorie A. Ich hoffe, alles ist in Ordnung mit dir? Ich hoffe, dass du Leute hast, die sich um dich kümmern. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich im selben Boot sitze. Wenn du mir gern schreiben würdest …«
    Ich war mit dem Etikett »Mafia« versehen, und bei meinem Namen hielt mich Frank offensichtlich für eine reinrassige Italienerin.
    Ich wusste, dass ein paar Mädchen im Gefängnis Beziehungen angefangen hatten, die darin bestanden, dass sie Typen im Männertrakt Briefe schrieben, aber das war mir immer seltsam vorgekommen. Wie konnte man sich in einen Mann verlieben, den man nie gesehen hatte? Ich nahm an, es war in Ordnung, wenn es sie glücklich machte, aber ich glaubte nicht, dass ich so was tun

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