Mafia Princess
finden. Komm am besten sofort her.«
Wir hatten einen Mitsubishi mit Allradantrieb. Mit dem wollte ich nicht Autobahn fahren, also fuhr ich über Landstraßen. Ich war gerade auf der Höhe von Preston, als das Handy klingelte. Es war ein irischer Freund von Frank: »Ach, Marisa, es ist ja so traurig, das mit Frank.«
»Von was redest du?«
»Oh!« Er schwieg einen Moment, offenbar überrascht. »Oh.«
»Du solltest es mir lieber sagen. Was ist los?«
»Er wurde gestern Abend erschossen.«
Mir wurde schwindlig. Ich brach in Tränen aus.
»Das kann nicht sein!«
»Tja, na ja, also, Frank wurde gestern Abend erschossen.«
»Ich muss John anrufen. Ich muss John anrufen.«
Ich rief John an: »Man erzählte mir, dass Frank gestern Abend erschossen wurde. Was ist da los?«
»Der weiß doch gar nicht, was er redet. Das ist ein Idiot. Sieh nur einfach zu, dass du herkommst.«
Mit tränenüberströmtem Gesicht fuhr ich weiter, und irgendwie dachte ich: »Vielleicht hat er was falsch verstanden.« Aber gleichzeitig stand ich unter Schock. Ich weiß nicht mehr, wie ich vorwärts kam, aber irgendwie gelangte ich zu John. Als ich aus dem Wagen stieg, kam John zu mir, sein Gesicht war gerötet, die Augen rot vom Weinen. Rot, ganz rot.
Wieder und immer wieder dachte ich: »Nein. Nein. Nein.«
Er kam zum Wagen: »Tut mir leid, Marisa. Tut mir so leid.«
Dann waren andere da, und sie hielten mich, als wir ins Haus gingen. Ich brach auf einem Sofa zusammen und weinte und weinte und weinte. Ich fühlte mich, als hätte man mir das Herz rausgerissen. Alle standen unter Schock, versuchten aber, mir zu helfen, denn ich erwartete sein Kind. Ich war in dem Moment die Verletzlichste.
Franks Schwestern und einige andere Leute kamen. Eine auf Familienkrisen spezialisierte Polizistin war da, und damit fühlten sich alle unbehaglich; sie wollten sie nicht im Haus haben. Sie war ohnehin keine große Hilfe.
Ich schrie: »Ich werde nie wieder seine Wäsche waschen. Ich werde nie wieder für ihn kochen. Oh mein Gott. Er wird unser Baby nie sehen. Er hat es gewusst. Er hat gewusst, dass er nie Vater würde.«
An jenem fatalen Freitag waren Frank und ein jüngerer Mann zum Haus eines seiner Feinde gefahren, einer prunkvollen Villa mit riesigen, stark bewachten Toren. Und mit Leibwächtern. Sie wollten dem Gangster Angst einjagen, der die ganze Zeit über versuchte, Frank einzuschüchtern. In einem der Polizeiberichte heißt es, der Überfall sollte eine »Strafaktion« sein. Niemand wird mehr genau in Erfahrung bringen, was Franks Absichten gewesen waren. Es gab viele Dämonen, tatsächliche oder eingebildete, die ihm zu schaffen machten. Er war eine gequälte Seele.
Es war stockduster, und auf dem Gelände zeigte sich ein Mann, ein Siebzehnjähriger, der aber deutlich älter wirkte. Ein einziger Schuss wurde auf ihn abgefeuert. Der traf den Teenager am Knie. Sofort war die Hölle los, Lichter gingen an, Sirenen heulten auf, Rufe ertönten.
Frank und sein Kumpel sprinteten durch den Park und liefen zu einer gut ein Meter achtzig hohen Mauer. Dahinter befand sich ein schmaler Pfad zwischen einem Wohnwagen und einer Garage. Frank sagte zu dem Jungen, er solle erst ihn rüber lassen und dann folgen. Hinter Frank kletterte der Junge über die Mauer, die Waffe hatte er dabei in der Hand.
Als er sprang, löste sich ein Schuss. Der tödliche Schuss.
Hatte dieser Junge gezielt geschossen, um Frank zu töten?
Frank hatte viele Feinde, die ihn um jeden Preis aus dem Weg räumen wollten.
War es ein Unfall? Offenbar hatte die Waffe am Vortag eine Ladehemmung gehabt. War sie manipuliert worden? Das ist alles für mich immer noch ein großes Rätsel.
Mit welcher Absicht die Kugel auch abgefeuert wurde, sie traf Frank in den Nacken. Also über seiner Schutzkleidung. Ein weiteres Rätsel. Ein versehentlicher Schuss? Das Werk eines Scharfschützen?
Frank fiel, stand auf, stolperte ein paar Schritte weiter und sank dann zu Boden. Er schrie dem Jungen zu: »Hilf mir!« Aber der Junge rannte davon. Ein Krankenwagen brachte Frank ins Krankenhaus Royal Infirmary in Leeds, wo er um 1.15 Uhr morgens starb. Genau zu dieser Zeit war ich zu Hause aufgewacht. Ich schwöre bei Gott, als ich aus dem Schlaf aufschreckte, hatte ich dieses unheimliche Gefühl, dass Frank bei mir war.
Der Junge rannte davon, und die Polizei hat ihn nicht zu fassen bekommen. Für Franks Tod wurde nie jemand zur Verantwortung gezogen. Franks Bruder John hatte eine Unterredung
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