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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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spielte sich die Routine ein, dass Frank vier Tage die Woche bei uns verbrachte und den Rest der Zeit in Leeds. Dort lebten seine Freunde und Verwandten. Er ging gern in ein bestimmtes Café am Roundhay Park, und einmal kam der DJ Jimmy Savile herein, laut und lärmend und von Zigarrenrauch umhüllt. Frank und seine Kumpel saßen da, und Savile fragte sie: »Na schön, ihr Mafiosi von Leeds. Irgendwelche Gangster anwesend?«
    Dass tatsächlich Gangster anwesend waren, hatte er nicht gewusst. Frank antwortete: »Wenn du weiterhin Marathon laufen willst, Jimmy, setzt du dich besser und hältst die Klappe.«
    Offenbar wurde Jimmy Savile daraufhin ganz bleich und gehorchte.
    Das Problem war, dass Franks Entlassung in eine Zeit großer Spannungen und Bandenrivalitäten fiel. Frank hatte einen Partner namens Mark McCall gehabt, doch der ließ ihn, als er ins Gefängnis ging, total fallen und half ihm während der Haft nicht. Frank hätte ihn verpfeifen können, aber er tat es nicht, und Mark verdiente eine Menge Geld. Als Frank rauskam, war Mark nicht sonderlich erbaut davon, dass er nach Leeds zurückkehrte. Frank wollte mit Mark nichts mehr zu tun haben. Er sagte zu ihm: »Du hast jede Menge Geld gemacht und dich kein Bisschen um mich gekümmert. Du hast dich auch nicht ein einziges Mal um meine Familie gekümmert. Du hast mich nie besucht, nichts. Jetzt bin ich draußen. Ich versuche, mit meinem Leben weiterzumachen. Lässt du mich in Ruhe, lasse ich dich auch in Ruhe.«
    Dazu kam es nicht. Die Sache eskalierte. Frank begann, eine kugelsichere Weste zu tragen. Das war eine regelrechte Alarmsirene für mich. Wollte ich mich wieder ins Gangsterleben ziehen lassen und riskieren, dass ich selber wieder in Verbrechen verwickelt wurde? Gefasst und von Lara weggeholt zu werden, damit würde ich mich nicht abfinden können. In unseren Briefen im Gefängnis hatte ich Frank geschrieben: »Ich will mit so etwas nie wieder zu tun haben. Es ist mir egal, ob wir am Ende des Piers auf einem Gummiboot hausen. Aber dieses Verbrecherleben will ich nie wieder.« Und das meinte ich auch so. Ich musste von jetzt an eine weiße Weste bewahren.
    An meinem dreißigsten Geburtstag, im Februar 2000, wollten wir uns im Kino eine romantische Komödie mit dem Titel Der Liebesbrief ansehen und anschließend essen gehen. Ich machte mich gerade fertig, als Frank ein Telefonat beendete.
    »Okay, wir fahren nach Birmingham.«
    »Ich dachte, wir gehen ins Kino.«
    Er seufzte. »Du willst ins Kino gehen? Möchtest du dir nicht lieber achtundzwanzig Riesen holen?«
    Wir fuhren nach Birmingham.

17 Straßen der Gewalt
    »Man kann seine Augen vor Dingen verschließen, die man nicht sehen will, aber man kann nicht sein Herz verschließen vor Dingen, die man nicht fühlen will.«
    Giuseppe Garibaldi, 1832
    Auf der M6 Richtung Birmingham erklärte mir Frank die Geschichte von dem Bargeld, das er holen wollte. Frank hatte einen guten Freund und Partner, ich will ihn hier Nad nennen, einen korpulenten, liebenswerten Gauner. An ihn waren ein paar von Franks früheren Kontakten herangetreten. Sie wollten einen Drogendeal durchziehen und Frank dabei übergehen. Nad akzeptierte. Sie zahlten ihm sechzigtausend Pfund für eine Lieferung Kokain, die es aber gar nicht gab. Dann zeigte er ihnen den Stinkefinger und teilte das Geld, abzüglich zweitausend Pfund für seine Auslagen, mit Frank.
    Nad hatte Einfluss, kam damit durch. Er meinte zu den Leuten, es sollte ihnen eine Lehre sein: »Das habt ihr verdient. Keiner unternimmt was hinter Franks Rücken.«
    Wir trafen uns kurz mit Nad und nahmen das Geld in einer blauen Sporttasche mit Reißverschluss in Empfang. Anschließend sagte Frank: »Im selben Wagen fahren wir nicht zurück. Mach ihn sauber, wir lassen ihn irgendwo stehen.«
    Für den Rückweg nach Blackpool nahmen wir ein Taxi, was uns einhundertundfünfzig Pfund kostete. Frank rundete die Summe auf zweihundert auf; fünfzig Pfund als Trinkgeld. Er hatte das Bargeld, und soweit ich sehen konnte, hatte er im strengen Sinne kein Gesetz gebrochen. Schließlich hatten wir nur Geld abgeholt, das ihm gehörte. Mit mir hatte das Ganze schon gar nichts zu tun. Wären wir von der Polizei angehalten worden, hätte man schlimmstenfalls das Geld konfiszieren können. Ich selber war keinerlei Risiko eingegangen.
    Da wir nun das Bargeld unterm Bett hatten, buchte ich eine Reise nach Fuerteventura auf den Kanarischen Inseln. So toll war es nicht, aber das war egal; wir wollten

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