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Mafiatochter

Mafiatochter

Titel: Mafiatochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Gravano
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Anzüge trugen wie einst John Gotti. Christina und ich machten unser eigenes Ding, wofür uns diese Leute respektierten, und das gefiel mir.
    Wir betrieben den Gras-Service noch nicht mal seit zwei Jahren, als ich begann, mich einsam zu fühlen. Ich hatte akzeptiert, dass Lee und ich miteinander fertig waren. Zwar hatte ich Freunde, die wie Schwestern für mich waren, aber ich vermisste meine Familie. Es war einfach nicht dasselbe. Auch Ramona war selten da. Sie hatte eine feste Beziehung mit einem Jordanier namens Wally. Ihre Familie hieß die Verbindung aus vielerlei Gründen nicht gut, und sie war mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Obwohl ich ihr immer mit Rat und Tat zur Seite stand, reiste sie mit ihrem neuen Freund sehr viel, weil dieser im Ausland geschäftlich unterwegs war.
    Wieder einmal saß ich zwischen allen Stühlen. Obwohl ich mit Dave ging, der mir sehr wichtig war, und meine Freundinnen um mich hatte, brauchte ich meine Familie immer noch sehr. Es war blanke Ironie, dass ich meine Familie vermisste, führte ich doch das kriminelle Leben, von dem ich immer geträumt hatte. Ich lebte in einer entsetzlichen Zwischenwelt; es gab keine Komfortzone.
    Wieder fühlte ich mich, als gehörte ich nicht dazu, diesmal nicht zur Mafia-Familie meines Vaters, sondern zu meiner echten Familie. Sie riefen mich nicht mehr an. Ich bin sicher, genau das war ihr Plan: mich sozusagen abzuschreiben, damit ich mich einsam fühlte. Ich hatte sie nie gebeten, nicht mehr anzurufen, und vermisste sie mehr und mehr.
    Ich war zwar wütend auf meinen Vater, doch ich stellte fest, wie ähnlich ich ihm in vielerlei Hinsicht war. Auf einmal hatte ich mein eigenes kriminelles Unternehmen und war stolz darauf. Ich verschaffte mir Respekt, ohne die Hilfe meines Vaters zu benötigen. Ich hatte in Brooklyn, auf Staten Island und in Manhattan gelebt und mochte den Pulsschlag der Stadt, das Nachtleben, das quirlige New York. Nicht zuletzt hatte ich eigenhändig ein lukratives Geschäft aufgebaut, selbst wenn es illegal war.
    Obgleich ich wusste, dass ich mehr vom Leben wollte, war ich im Augenblick gefangen und konnte mich nicht dazu durchringen, einen Schlussstrich unter all das zu ziehen.
    Papa hatte alles getan, was er uns bei unserem Besuch in Boulder angekündigt hatte. Er war nur noch sechs Monate länger in Colorado geblieben, dann war er aus dem Zeugenschutzprogramm ausgestiegen und zu meiner Mutter und meinem Bruder nach Arizona gegangen.
    Sobald sich mein Vater in Phoenix gemeldet hatte, stand er offiziell nicht mehr unter den Fittichen des U.S. Marshals Service. Zudem musste er eine lange Liste von Bewährungsauflagen erfüllen. Er wollte meine Mutter durch seine Anwesenheit in der Stadt nicht in Gefahr bringen, also nahm er sich eine eigene Wohnung in der Nähe für den Fall, dass ihn ein rachsüchtiger Mensch mit einer Waffe aufsuchen würde. Nachdem sie aus dem Haus an der Lamberts Lane hatten ausziehen müssen, lebten meine Eltern nie wieder zusammen. Sie ließen sich sogar scheiden, doch mehr aus rechtlichen Gründen als aufgrund einer gescheiterten Ehe. Papa bezeichnete meine Mutter immer noch als seine Frau. Sie liebten einander sehr.
    Meine Eltern hatten im Laufe ihrer Ehe viele Höhen und Tiefen durchlebt, doch meine Mutter war ein sehr loyaler Mensch. Mein Vater wiederum war stets ein guter Ehemann und Vater, ungeachtet dessen, wie sich sein eigenes Leben gestaltete und was er meiner Mutter als Ehefrau zumutete.
    Meine Mutter wusste, dass es niemals seine Absicht gewesen war, ihr oder den Kindern Schaden zuzufügen. Sie begriff, dass er uns liebte und beschützen würde, solange er lebte. Er war immer ein guter Versorger gewesen und hatte darauf geachtet, dass es meiner Mutter an nichts fehlte. Sie wusste, dass er zu uns immer gut gewesen war, wofür er sich in seinem Leben auch entschieden hatte.
    Wann immer ich mit meiner Familie in Arizona telefonierte, berichtete Mama, dass sie mit Papa und Gerard zum Abendessen ausgehe oder sie sich einen Film im Kino ansehen wollten. Es hatte den Anschein, als kämen sie recht gut ohne mich aus. Papa klang sogar, als hätte er einen Ersatz für mich gefunden. Er hatte große Sympathien für ein College-Mädchen namens Jen entwickelt, das etwa in meinem Alter war. Er hatte sie sogar als persönliche Assistentin in der Baufirma eingestellt, die er inzwischen betrieb. Papa würde nie so tief sinken, sie mit mir zu vergleichen, aber er sagte, »sie ist sehr intelligent« oder

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