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Mafiatochter

Mafiatochter

Titel: Mafiatochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Gravano
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ehrenwerter, loyaler Mann war, der nie jemanden betrügen würde, solange er nicht selbst betrogen wurde. Nach unserem Gespräch an jenem Abend begann mein Zorn auf ihn zu verfliegen.
    Auf meine Frage, ob er bereue, mit dem FBI kooperiert zu haben, antwortete er, dass er manchmal bereue, John Gotti nicht getötet zu haben, wie er es ursprünglich geplant habe, als sie noch im Gefängnis gewesen seien. Doch er sagte: »Ich werde mein Leben nicht in Reue verbringen, denn sonst wird es mir nie gelingen, jemals einen Schritt vorwärts zu tun. Man sollte nicht ständig seine Vergangenheit bereuen, sondern immer nur an die Zukunft denken.«
    Ich fand, dass wir an jenem Abend einer Versöhnung näher gekommen waren. Mein Vater schien mit seinen Antworten ehrlicher gewesen zu sein, als ich es erwartet hatte. Durch seine Entscheidungen hatte sich in den vergangenen sieben Jahren viel für mich verändert. Ich schien immer nur zu reagieren, anstatt selbst etwas zu initiieren und zu durchdenken. Ich war hin und her gerissen gewesen: Einerseits war ich böse auf meinen Vater gewesen, andererseits hatte ich ihm vergeben und nach vorn blicken wollen. Wir hatten aber immer noch eine ganze Menge aufzuarbeiten.
    Obwohl Papa aus dem Zeugenschutzprogramm in Boulder ausgestiegen war, lebte er in Phoenix immer noch unter seinem Decknamen Jimmy Moran. Er war der hochrangigste Gangster, der jemals das mit Blut besiegelte Schweigegelübde gebrochen hatte. Durch ihn waren viele Leute ins Gefängnis gewandert, und diejenigen, die noch draußen waren, hassten Papa dafür.
    Das FBI bot ihm Schutz, so gut es ging. Es bereitete ihnen Sorge, dass er so wenig zurückgezogen lebte, also sahen sie ab und zu nach ihm. Mein Vater lehnte es jedoch ab, sein Leben in Angst zu verbringen. Er arbeitete bereits wieder hart und tat sein Bestes, um voranzukommen. In seiner »Gambino-Zeit« hatte ein großer Teil seines Einkommens aus Geldern bestanden, die er aus großen Geschäften abgeschöpft oder durch die Kontrolle der Gewerkschaften eingenommen hatte.
    In Phoenix hatte er mehrere legale Unternehmungen angemeldet. Er hatte eine Baufirma, die genauso hieß wie sein altes Bauunternehmen in New York, Marathon Development. Die Firma warf mit dem Bau von Einfamilienhäusern gutes Geld ab. Außerdem besaß mein Vater die Swimmingpool-Firma Creative Pools, wo er auch mich einstellte. Im gesamten Gebiet in und um Phoenix hob er Baugruben aus und installierte den Leuten Schwimmbecken. Er schien begeistert zu sein, dass ich nun mit an Bord war.
    Er überredete Mama und Gerard, den Bagel-Shop zu verkaufen, weil dieser seiner Meinung nach nicht genügend abwarf, und kaufte dafür ein Luxusrestaurant in Scottsdale, etwa fünfzehn Meilen vom Stadtzentrum Phoenix entfernt. Meine Mutter übernahm das Management, und mein Bruder war der Küchenchef. Gerard hatte in Arizona die Kochschule besucht und kochte für sein Leben gern, also war Uncle Sal’s der perfekte Ort, wo er seine Kochkünste unter Beweis stellen konnte.
    Sammy Gravano – allen, die nicht zur Familie gehörten, immer noch als Jimmy Moran bekannt – war Stammgast. Er arbeitete hart und war beliebt. Es schien, als würde sich für ihn in Phoenix alles zum Guten wenden. An manchen Tagen brachte mich seine Gesellschaft zurück ins Jahr 1989, als ich den mit dem Büro seiner Baufirma in Brooklyn verbundenen Blumenladen Exotic Touch geleitet hatte.
    Mit der Zeit wurden aber der Name und die wahre Identität meines Vaters bekannt. Im Gegensatz dazu, wie viele Mitglieder der New Yorker Gemeinde über meinen Vater und seinen Entschluss zur Kooperation dachten, machte ihn das für die Menschen in Arizona attraktiv, sowohl als echter New Yorker Mafioso als auch als der berühmteste Gangster des Landes, der jemals ausgesagt hatte. Sie fanden es cool, uns, die Gravanos, zu kennen.
    Auch Gerard und mir gefielen dieser neue Status und der Respekt, den man uns entgegenbrachte. Eine Zeitlang fühlten wir uns wieder ein bisschen so wie damals in New York. Die Leute verehrten uns sozusagen wieder. Allerdings war das eine Art von Respekt, der die falschen Leute anzog, aber das war mir damals nicht bewusst. Ich war begeistert, beliebt zu sein, statt geschnitten zu werden.
    Papa war sehr stolz, mich wieder zu haben.
    Drei Wochen, nachdem ich mich wieder an das Leben im Südwesten gewöhnt hatte, wurde beim Sohn meines Bruders, Nicholas, Meningitis festgestellt. Gerard und seine langjährige Freundin waren zusammengezogen, um

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