Mafiatochter
das Kind gemeinsam großzuziehen. Die Ärzte glaubten nicht, dass Nicholas eine Überlebenschance hatte. Schließlich schaffte er es aber doch, dem Tod von der Schippe zu springen. Das war ein Wendepunkt für mich: Ich beschloss nie wieder so weit von meiner Familie entfernt sein zu wollen.
Ich hatte jedoch ein Geheimnis vor ihnen. In der Woche zuvor hatte ich erfahren, dass ich schwanger war. Dave Seabrook war der Vater. Ich wollte niemandem davon erzählen, anfangs nicht einmal Dave. Damals wusste ich, dass ich ihn liebte, hatte jedoch beschlossen, ihn zu verlassen, als ich aus New York fort ging. Ich wusste selbst nicht so recht, wie ich nun mit der Schwangerschaft umgehen sollte. Ich dachte kurz an eine Abtreibung, konnte mich aber nicht dazu durchringen. Ich war in Arizona, um ein neues Leben zu beginnen, stellte jedoch rasch fest, dass man sein altes Leben nicht einfach so zurücklassen konnte.
Am schwierigsten würde es sein, meinem Vater von der Schwangerschaft zu erzählen. Ich wusste, dass ihm das nicht gefallen würde. Papa hatte aus zwei Gründen etwas gegen Dave. Erstens war er ein Ex-Knacki. Papa würde sich daran stören, dass er wegen Raubes und versuchten Mordes im Gefängnis gesessen hatte, das wusste ich. Zweitens war er schwarz, und ich hatte Sorge, dass mein Vater kein Verständnis dafür hätte. Wenn sich Papa die Hochzeit seines kleinen Mädchens vorstellte, hatte er einen bürgerlichen Geschäftsmann, einen Arzt, einen Rechtsanwalt oder wenigstens einen Typen aus dem Baugeschäft im Sinn.
Als ich Lee verlassen hatte und nach Arizona gekommen war, war Papa erleichtert gewesen. Da war ich nun, mit dem nächsten Ganoven. Ich weiß noch, dass ich eine Stunde lang übte, wie ich ihm das Ganze erzählen sollte. Als ich mich schließlich neben ihn aufs Sofa in Mamas Wohnzimmer setzte, brachte ich von meinen einstudierten Worten aber so gut wie nichts hervor.
»Ich bin von einem schwarzen Mann schwanger«, platzte ich heraus.
Papa sah mich leicht schockiert an. »Okay, ist das irgendein x-beliebiger Schwarzer oder jemand, den du kennst?«
»Jemand, den ich kenne.«
Papa stand auf, ergriff seine Autoschlüssel und verließ das Haus.
Am folgenden Tag rief ich ihn an und fragte, ob ich rüberkommen und mit ihm reden könne. Er sagte ja, also brachte ich Mama und Gerard als Verstärkung mit. Wir saßen in seinem Wohnzimmer. Meine ersten Worte waren: »Wirst du ihn umbringen?«
»Nein, aber ich kann dir sagen, wenn ich noch in New York wäre, würde ich ihn wahrscheinlich umbringen, und zwar nicht, weil er schwarz oder weiß ist, sondern wegen der Art, wie du es mir gesagt hast, und dem Mangel an Respekt, den du mir entgegenbringst.«
Mein Vater hatte mich nicht in dem Geiste erzogen, Menschen nach ihrer Rasse oder Hautfarbe zu beurteilen. Er hatte mich stets gelehrt, einen Menschen anhand seines Charakters zu beurteilen, also teilte ich ihm mit, dass ich Dave für einen guten Menschen hielt. Außerdem fand ich, dass er einen guten Vater für unser Kind abgäbe.
Mein Vater war nicht gerade begeistert, dass Dave ein Straßengangster war, weil er sich etwas Besseres für mich gewünscht hatte. Er wollte wissen, wie Dave es sich vorstelle, für mich und seine Enkelin in spe zu sorgen.
Ich sagte, dass ich verwirrt sei. Dass Dave New York verlassen und versuchen werde, hier in Phoenix Arbeit zu finden. Ich glaube, Papa war enttäuscht darüber, dass ich einfach schwanger nach Hause gekommen war und ihm keine Chance gelassen hatte, meinen Freund und den künftigen Vater meines ersten Kindes kennen zu lernen. Er gab mir jedoch sein Wort, Dave als neues Familienmitglied willkommen zu heißen, wenn es das sei, was ich wolle.
Papa war ein Mann, der zu seinem Wort stand.
Dave flog nach Arizona, um sich mit ihm zu treffen. Ich hatte ein bisschen Panik und war besorgt, wie das alles wohl ausgehen würde.
Ich holte Dave am Flughafen ab, dann fuhren wir zum Haus meiner Mutter. Dave betrat das Haus, und meine Mutter begrüßte ihn. An jenem Abend gingen mein Vater, meine Mutter, Dave und ich gemeinsam Essen. Ich war nervös, dass ihn mein Vater erst kennen lernte, als ich bereits schwanger war. Dave wirkte gelassen.
Papa und Dave machten Witze übers Gefängnis. Papa ließ David wissen, dass er für seine Tochter keinen Straßengangster haben wolle. Er wollte wissen, warum er nach Arizona gekommen sei und wie er es sich vorstelle, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, um für mich und das Baby zu
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