Mafiatochter
sorgen.
Ich wollte, dass nichts schief ging. Ich hatte bereits beschlossen, das Kind zu bekommen, und wollte nicht, dass zwischen meinem Vater und dem Mann, mit dem ich zusammen war, irgendwelche Spannungen bestanden. Die Zusammenkunft verlief jedoch einigermaßen gut.
Dave kam nach Arizona, mietete eine Wohnung und fand einen Job als Klempner. Alles schien prima zu funktionieren. Dave kaufte mir sogar einen Ring, weil er wusste, wie wichtig es für italienische Familien war, dass man verheiratet war. Er hielt bei meinem Vater um meine Hand an, und Papa sagte: »Wenn du sie zähmen kannst und für den Rest deines Lebens mit ihr zusammen sein willst, dann viel Glück, meinen Segen hast du.«
Es schien, als würde sich in Arizona alles zum Guten wenden. Ich hatte einen Job, Dave hatte einen Job, unser Baby war unterwegs, Gerard und Mama betrieben ein Restaurant, und Papa war im Baugewerbe. Dave machte mir einen Antrag, und ich sagte ja. Aber wir wollten nichts überstürzen. Wir wussten, dass wir ein Mädchen bekommen würden, und ich wollte mit der Hochzeit bis nach der Geburt warten.
Ich schickte mich an, bei Dave einzuziehen, als Papa vorschlug, er solle bei mir und meiner Mutter einziehen, um Geld zu sparen.
»Ihr könnt euch an den Haushaltskosten beteiligen«, instruierte er uns. »So könnt ihr in Ruhe nach einer Bleibe suchen, ein bisschen Geld sparen, einen guten Kredit aushandeln und irgendwann in der Zukunft ein eigenes Haus kaufen.« Also zog Dave bei Mama und mir ein.
Nicht lange darauf trennte sich mein Bruder wieder von seiner Freundin. Es war ein ständiges Hin und Her, sodass ich mir schon Sorgen machte, Gerard hätte sonst gar keine anderen Freunde. Er war immer noch Chefkoch im Uncle Sal’s in Scottsdale. Ich ermunterte ihn, sich etwas Spaß zu gönnen, neue Freunde zu suchen und ein neues Leben aufzubauen. Solche Einschnitte sind jedoch immer sehr schwer.
Etwa zu dieser Zeit begann meine Kusine Gina, mit einem Typen namens Michael zu gehen. Michael war ebenfalls Chefkoch im Uncle Sal’s und außerdem Geschäftspartner. Er war ein richtiger Partylöwe. Gina ging damals auf die Zwanzig zu, war aber trotzdem nicht so vergnügungssüchtig wie Michael. Sie und Michael gingen in Nachtclubs. Ich blieb zu Hause; es machte mir keinen Spaß, schwanger auf die Pauke zu hauen. Ich war ständig müde, mir war übel, und ich wollte einfach nur ins Bett. Ich ermunterte Dave, doch mit Michael auszugehen und ein paar neue Freunde zu finden. Michael dachte indes ans Geschäft und begann, viele Leute, denen er begegnete, ins Uncle Sal’s einzuladen, um neue Stammkunden zu gewinnen.
Mein Vater hatte gemeinsam mit dem Journalisten Peter Maas ein Buch geschrieben: Underboss: Ich war der zweite Mann. Die Lebensgeschichte des Mafia-Bosses Sammy »the Bull« Gravano .
Maas war auch der Autor von The Valachi Papers und Serpico . Das Buch war eine Sensation. Papa wurde von Diane Sawyer für Prime Time Life interviewt. Das Gespräch wurde am 16. April 1997 ausgestrahlt und bundesweit von Millionen Menschen gesehen. Zu den Bedingungen des Interviews gehörte, dass sich die beiden an einem vereinbarten Ort fern von Phoenix trafen. Sawyer nahm auf Papas Lebensumstände Rücksicht. So sagte sie etwa: »Wir sollten erwähnen, dass wir nicht wissen, wo Gravano lebt. Wir haben uns einverstanden erklärt, ihn in einem Gasthaus in einem entlegenen Tal in Kalifornien zu treffen.«
»Doch wie Sie sehen, ist er überraschenderweise nicht maskiert oder verkleidet. Er sagt, er sei vorsichtig, aber kein Mensch, der in Angst lebe.« Papas Gesicht war nun also bekannt.
Das Interview in Prime Time weckte das Interesse eines Lokalreporters des Arizona Public , Dennis Wagner, der ein bisschen herumstöberte und herausfand, dass Gerard Gravano ein Jahr zuvor in Phoenix wegen Drogenbesitzes verhaftet worden war. Die Verhaftung hatte stattgefunden, als mir Gerard das Pfund Marihuana hatte zuschicken wollen.
Bei weiteren Nachforschungen fand Wagner heraus, dass sich auch Sammy the Bull in Phoenix aufhielt. Durch das Interview mit Diane Sawyer und den Bestseller hatte mein Vater die nationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wagner wusste daher, dass er an einer ganz heißen Sache dran war, als er Papa aufspürte.
Das FBI versuchte, die Veröffentlichung von Wagners Story zu verhindern. Obwohl mein Vater aus dem Zeugenschutzprogramm ausgestiegen war, versuchten sie ihm doch den bestmöglichen Schutz zu bieten. Die Agenten, die Papa am
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