Mafiatochter
Vater. Und Mike betrieb hinter dem Rücken meines Vaters einen schwunghaften Handel mit Ecstasy.
In den frühen Morgenstunden des 24. Februar 2000 war ich im Kinderzimmer, um Karina zu füttern. Sie war sieben Monate alt und neigte zu Koliken. Ich versuchte gerade, sie bequem hinzulegen, damit ich ihr die Flasche geben könnte, als ich vor dem Fenster Stimmen hörte.
»Mach doch mal Platz, verdammt«, forderte ein Mann.
Als ich die Vorhänge beiseite zog, sah ich eine schwarz gekleidete Person mit einer schwarzen Maske, die mich von der anderen Seite des Fensters aus anstarrte. Ich wusste nicht, ob jemand ins Haus einbrechen oder uns umbringen wollte. Ich stand völlig unter Schock.
Ein paar Sekunden später rief eine Stimme an der Vordertür: »Macht die scheiß Tür auf!« Im selben Augenblick flog die Tür aus den Angeln, und bewaffnete Männer mit schwarzen Masken stürmten ins Haus. Sie schnappten meine Mutter und warfen sie zu Boden. Überall zerbrach Glas. Ich wusste nicht, wie uns geschah.
Dave kam aus dem Schlafzimmer gerannt. Als ich wieder zu mir gekommen war und ihm gerade hinterherlaufen wollte, erinnerte ich mich daran, dass das Baby noch im Stubenwagen lag, also rannte ich zurück und verriegelte die Tür.
Die Eindringlinge trugen Sturmhelme mit Lampen, damit sie auch in der Dunkelheit sehen konnten. Sie warfen Rauchbomben in die Zimmer, und die Luft war dick und schwarz. Ich nahm Karina, wickelte sie in eine Decke und legte sie in den Schrank.
»Karen, kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!«, rief eine heisere Stimme aus dem Gang. Offensichtlich wussten sie, wer ich war, da sie mich mit meinem Namen ansprachen.
»Ich habe ein Baby«, schrie ich zurück und nahm Karina auf den Arm.
»Machen Sie die verdammte Tür auf!«
»Nein, ich bin hier mit meiner Tochter, und ihr geht es nicht gut«, schrie ich. Ich wusste nicht, wer die Eindringlinge waren, aber ganz sicher würden sie meinem Kind nichts tun. »Sie hat eine Bindehautentzündung«, rief ich, in der Hoffnung, ein mitleidiger Mensch würde dazwischen gehen.
Ich hörte meine Mutter aus dem anderen Zimmer rufen: »Bitte, bitte, sie ist krank.«
Schließlich öffnete ich doch die Tür und stand sofort einem maskierten Mann mit einer Waffe gegenüber. »Polizei!«, schrie er, sichtlich voll gepumpt mit Adrenalin. »Geben Sie mir das Baby!« Dann versuchte er, mir meine Tochter aus den Armen zu reißen. Ich spürte, wie sich Karinas kleine Finger in mein Hemd krallten und meine Haut zwickten.
So, wie er sich verhielt, dachte er vielleicht, ich wäre bewaffnet. »Sie haben zwei Möglichkeiten«, sagte ich mit fester Stimme. »Entweder holen Sie mich mit meinem Baby hier heraus oder in einem Leichensack, aber in jedem Fall werde ich das Baby halten!«
»Lassen Sie ihr das Kind!«, schrie meine Mutter am Boden liegend, wo man ihr Handschellen angelegt hatte. Ich hatte keine Ahnung, warum sich die Bullen so aufführten oder was sie von uns wollten. Ich nahm an, es hätte irgendetwas mit meinem Bruder zu tun. Ich hoffte nur, sie würden ihn nicht finden. Gerard konnte jeden Augenblick vorbeikommen, um auf dem Weg zur Arbeit Nicholas bei uns abzuliefern.
Unsere Verhaftung lief ab wie in einem Actionfilm, nur viel beängstigender, weil wir diesmal selbst das Objekt der Szene waren. Später erfuhr ich, dass die Polizei von Phoenix und die DEA (Drug Enforcement Agency) in fünfzehn Häusern gleichzeitig Razzien durchgeführt hatten.
In der ganzen Stadt wurden Leute verhaftet, die unter Verdacht standen, in den Drogenhandel verwickelt zu sein. Die Aktion war über ein Jahr lang geplant worden. Mein Vater hatte ganz oben auf der Liste der Verdächtigen gestanden, die man hatte festnehmen wollen. Er war der Hauptpreis.
Damals wusste ich noch nicht, dass sich mein Bruder in der Nachbarschaft befand, als die Bullen unser Haus stürmten. Als er in unsere Straße einbog, sah er, dass das gesamte Haus umstellt und abgesperrt war. Vor dem Haus parkten etwa fünfzehn Polizeifahrzeuge, und in der Luft schwebten Helikopter.
Er drehte ein paar Runden um den Block und versuchte verzweifelt, Papa anzurufen. Als er ihn nicht erreichte, rief er Kusine Gina an. Gina und meine Tante rasten zu unserem Haus, um Karina zu holen und sie mit zu sich zu nehmen. Die Agenten ließen meine Mutter und mich fünfundvierzig Minuten lang in Handschellen auf dem Sofa sitzen, wo wir auf sie warteten.
Gerard fuhr zu Papas Haus, doch es war ebenfalls abgesperrt. Da beide
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