Mafiatochter
zusammen war. Ob es nun daran lag, dass ich einen neuen Partner hatte, oder daran, dass Dave schwarz war – jedenfalls gefiel es Lee nicht, dass ich mit Dave zusammen war, und er beschützte danach weder mich noch Gerard.
Ich steckte in einem Dilemma. Mein Bruder und ich waren dazu erzogen worden, den Anderen niemals zu verpetzen. Taten wir es doch, bestrafte uns mein Vater dafür. Ich hatte jedoch Angst um Gerards Leben. Also war ich gezwungen, zu meinem Vater zu gehen und ihm zu erzählen, was vor sich ging.
Mein Vater flippte aus, als ich ihm von Gerards Plan berichtete. »Steig ins Auto«, befahl er mir. Er fuhr direkt zum Haus meines Bruders, trat die Vordertür ein und hielt Gerard eine Pistole an den Kopf. »Ich helfe dir dabei, dich umzubringen!«, schrie er. »Hier ist die Knarre!«
Papa war wutentbrannt und presste meinem Bruder die Mündung an die Schläfe. »Wir haben dir so viel zu bieten. Wir haben es endlich geschafft. Wir kommen endlich wieder auf die Beine.« Er war außer sich.
»Es sind doch nur ein paar Deals, Papa«, flehte Gerard.
»Das ist mir scheißegal!«, schrie mein Vater.
Rückblickend wünschte ich, ich hätte meinem Vater nie von der Sache erzählt, denn dann wäre er nicht gezwungen gewesen, sich einzumischen. Ich musste feststellen, dass es immer kompliziert wurde, wenn man versuchte, anderer Leute Probleme zu lösen.
Nach dem Sturm auf Gerards Wohnung gingen wir drei zum Abendessen aus. Papa war immer noch aufgebracht. »Ich habe den Eindruck, seit ich kooperiert habe, haben du und dein Bruder alle eure Entscheidungen mir zum Trotz getroffen«, sagte er. »Wir haben alles verloren, was wir hatten. Wir müssen die größeren Zusammenhänge berücksichtigen, wenn wir Entscheidungen treffen.«
Die gesamte Familie wusste nicht mehr genau, worauf es eigentlich ankam: Respekt, Geld, Vergebung, Privatleben. Wir hatten viel erlebt, worüber wir nicht gesprochen hatten. Wir befanden uns alle in einem Prozess gegenseitigen Verzeihens.
Papa hatte Gerard alles gegeben, was man für Geld kaufen konnte. Er hatte ihm ein eigenes Restaurant geschenkt. Er hatte ihm die Anzahlung für sein Haus gegeben. Er verstand nicht, warum er das Risiko eingehen wollte, nach New York zu fliegen und dort ein Drogengeschäft abzuwickeln. Für mich war klar, dass für Gerard Respekt wichtiger war als Geld.
Papas Lösung bestand darin, Gerard Geld zu leihen. Dann müsste er nicht zurück nach New York gehen, um das Drogengeschäft zu tätigen. Papa glaubte, er könnte damit verhindern, dass ihm dort etwas zustieß, weil er in eine kriminelle Aktivität verstrickt war.
Gerard versprach meinem Vater zwar, mit dem Dealen Schluss zu machen, er und Mike hörten aber nie wirklich auf. Es gab noch ein paar weitere Deals. Und dann war da einTyp namens Jason, ein Konkurrent. Irgendwann schlugen Mike und Gerard ihn vor einem Nachtclub zusammen und ließen ihn liegen. Sie wussten nicht, dass Jason mit einer israelischen Verbrecherbande aus New York in Verbindung stand, die eine Menge Ecstasy von New York nach Los Angeles und Arizona transportierte.
Der Angriff auf Jason erzürnte die israelische Bande bis zum Äußersten. Mike Papa kam ins Büro der Pool-Firma und erzählte meinem Vater, israelische Mafiosi hätten herausgefunden, dass er, Sammy the Bull, in Phoenix sei, und dass sie ihn abknallen wollten. Auch ihn und Gerard wollten sie töten. Mike sagte meinem Vater, es habe einen Streit gegeben, bei dem er und Gerard den Jungen verprügelt hätten. Dabei verschwieg er aber sowohl Jason als auch meinem Vater nicht nur seine eigene Rolle bei den Drogengeschäften, sondern auch die persönliche Fehde, die er mit diesem Jason hatte.
Papa sagte zu Mike: »Arrangiere ein Treffen im Uncle Sal’s.«
Papa hatte keine Ahnung, worum es eigentlich ging. Jason erschien zu dem Treffen im Restaurant. Papa drohte ihm: »Ich sag’s dir nur einmal: Wenn meinem Sohn irgend etwas geschieht, gibt es hier einen gnadenlosen Krieg.«
»Arizona gehört uns«, entgegnete der Israeli.
»Falsch«, erwiderte Papa. »Mir gehört Arizona. Sag deinem Boss, dass Sammy the Bull hier ist und ihm jetzt Arizona gehört.«
Die Geburt meiner Tochter Karina dauerte volle zwei Tage. Ich lebte bei meiner Mutter, und Dave war gerade erst bei uns eingezogen. Der Geburtstermin wäre eigentlich der 26. Juni 1999 gewesen, aber Karina ließ sich bis zum 7. Juli Zeit. Mein Arzt ließ sie mich zwei Wochen länger tragen, wollte dann aber die Geburt
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