Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
Und dann arrangierten wir die Abfuhr.«
Ich weinte.
»Das hätten Sie nicht tun sollen!« rief ich. »Nein, das nicht! Zum erstenmal glaubte ich Freunde zu haben. Zum erstenmal –«
»Wer sagt denn, daß wir nicht deine Freunde sind?« sagte Peer aufgebracht. »Du denkst wohl, wir hätten uns die Mühe gemacht, die Gesetze zu brechen und dich loszuschicken, ohne dafür zu sorgen, daß du uns so nahe bleibst, wie einem jemand auf dieser Erde nur nahe sein kann? Du – also gut, es hat keinen Sinn, es dir erklären zu wollen. Du mußt es selbst sehen. Truppe – einschalten!«
Und plötzlich – schalteten sie sich ein. Im ersten Moment wäre ich fast umgekippt, so erschrocken war ich. Ich fühlte, wie Peers Gedanken sich unter meine mischten, dann die von Toby Gregg – und ganz unvermutet kamen auch die von Leena. Und das war nicht die Leena, die ich kannte, sondern jemand anders, fast so klug wie Toby. Allerdings war sie epileptisch.
Mit einemmal wußte ich zuviel. Ich stöhnte vor lauter Kraft, die sich in mir ansammelte, und versuchte, mich loszumachen. Aber die drei hielten mich leicht im Zaum.
»Ihr wollt mich ja doch nur benutzen!« schrie ich ihnen entgegen – mit beidem – Mund und Gedanken. »Ihr wolltet mich nur für das, was ich für euch tun kann – wie ein großes dummes Pferd.« Ich fing wieder an zu weinen, diesmal auch innerlich. »Nur weil ihr klüger seid als ich und mit mir machen könnt, was ihr wollt!«
»Beruhige dich, Jack«, kam der Gedanke von Toby. »Du siehst das alles ganz verkehrt. Was für ein Team ist das denn, das da auf dir herumreitet? Was glaubst du wohl, hält die Aufregung von Peer zurück? Und was kontrolliert und verhindert Leenas Anfälle denn nach deiner Meinung, und was bewahrt mich vorm Wahnsinn? Ich will dir etwas zeigen.«
Und dann tat er etwas, das für mich so war, als öffnete sich einem Blinden der Himmel und zeigte ihm einen Regenbogen in all seiner wundersamen Schönheit.
»Möchtest du ein paar mehr IQ-Punkte zum Nachdenken?« sagte Toby. »Nimm meine!«
Saturn im Morgenlicht
Arthur C. Clarke
Ja, das stimmt genau! Ich begegnete Morris Perlman, als ich ungefähr Achtundzwanzig war. Damals lernte ich Tausende von Leuten kennen, angefangen bei Präsidenten.
Nach unserer Rückkehr vom Saturn wollte uns alle Welt sehen, und fast die halbe Mannschaft begab sich auf Vortragsreisen. Ich habe schon immer gern geredet (sagen Sie bloß nicht, daß Sie das noch nicht bemerkt haben), aber einige meiner Kollegen zogen es vor, zum Pluto zu fahren, statt sich noch mehr Zuhörern zu stellen.
Mein Revier war der Mittlere Westen, und es war in Chicago, wo ich zum erstenmal auf Herrn Perlman stieß – niemand nannte ihn je anders, und ganz gewiß nicht »Morris«. Die Agentur brachte mich immer in guten, wenn auch nicht gerade luxuriösen Hotels unter. Das paßte mir gut; ich wohnte gern so, daß ich kommen und gehen konnte, wie es mir gefiel, ohne ständig an Lakaien in Livree vorbei Spießruten laufen zu müssen, und es gefiel mir auch, mich nach meinem Geschmack zu kleiden, ohne mich gleich wie ein Landstreicher fühlen zu müssen. Ich sehe ihr verstecktes Lächeln, aber ich war ja noch so jung damals, und seitdem hat sich viel geändert ...
Es ist schon sehr lange her, aber ich glaube, ich hielt damals einen Vortrag an der Universität. Auf jeden Fall erinnere ich mich, wie enttäuscht ich war, weil mir niemand zeigen konnte, an welcher Stelle Fermi die erste Atomkraftanlage errichtet hatte – man sagte mir, daß das Gebäude bereits vor vierzig Jahren abgerissen wurde und die Stelle nur noch durch eine kleine Gedenktafel gekennzeichnet war. Sinnend stand ich eine Weile davor und dachte an all die Dinge, die sich seit diesem weit zurückliegenden Tag im Jahre 1942 abgespielt hatten. Erstens einmal war ich geboren worden – und die Atomkraft hatte mich hinaus zum Saturn getragen und wieder zurück. Das war ganz gewiß etwas, woran Fermi und Co. wahrscheinlich nie gedacht hatten, als sie ihr primitives Gitterwerk aus Uranium und Graphit gebaut hatten.
Ich frühstückte gerade, als sich ein kleingebauter Mann mittleren Alters in den Stuhl mir gegenüber am Tisch fallen ließ. Er nickte mir ein höfliches »Guten Morgen« zu und brach bei meinem Anblick in Erstaunen aus. (Natürlich hatte er das Zusammentreffen arrangiert, aber das wußte ich damals noch nicht.)
»Welch ein Vergnügen!« sagte er. »Ich habe gestern abend Ihren Vortrag gehört. Wie
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