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Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Ziegelsteine krachte.«
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Meine anfängliche Abneigung gegen seinen Annäherungsversuch war schon lange in Neugierde umgeschlagen. Schon jetzt spürte ich, daß an seiner Geschichte mehr war als ich bisher ahnte. Und ich bemerkte noch etwas: Die Kellnerin bediente uns mit übertriebener Ehrerbietung – von der nur ein ganz geringer Teil auf mich gerichtet war.
    Mein Begleiter spielte mit der Zuckerdose, während ich schweigend wartete. Ich hatte plötzlich das Gefühl, daß zwischen uns ein Band geknüpft war, wußte aber nicht genau, worin es bestand.
    »Ich habe nie mehr ein Teleskop gebaut«, sagte er. »Außer dem Spiegel zerbrach noch irgend etwas – etwas in meinem Herzen. Übrigens war ich auch viel zu beschäftigt. Zwei Dinge geschahen, die mein ganzes Leben veränderten. Vater verließ uns – und machte mich zum Haupt der Familie. Und dann rissen sie die Hochbahn der Third Avenue ab.«
    Er mußte meinen erstaunten Blick bemerkt haben, denn er lächelte mir über den Tisch zu.
    »Ach so, das können Sie ja kaum wissen. Als ich klein war, fuhr eine Hochbahn inmitten der Third Avenue entlang. Sie machte die ganze Gegend schmutzig und voller Lärm; die Straße war ein einziges Elendsviertel mit Bars, Pfandhäusern und billigen Hotels – wie dem unsrigen. All das änderte sich, nachdem die Hochbahn weg war; die Grundstückspreise schossen in die Höhe, und wir waren plötzlich wohlhabend. Vater kam schleunigst zu uns zurück, aber es war zu spät – denn jetzt führte ich das Geschäft. Nicht lange, und ich breitete mich in der Stadt aus, später im Land. Ich war nicht mehr der weltfremde Sterngucker von früher; ich gab Vater eines meiner kleineren Hotels, wo er nicht viel Unheil anrichten konnte.
    Es sind jetzt vierzig Jahre her, seit ich den Saturn gesehen habe, aber ich habe nie diesen einen kurzen Blick vergessen, und gestern abend brachten Ihre Fotos diese Erinnerung wieder voll zum Leben. Ich wollte Ihnen nur sagen, wie dankbar ich Ihnen bin.«
    Er fingerte in seiner Brieftasche und brachte eine Karte zum Vorschein.
    »Ich hoffe, Sie besuchen mich, wenn Sie wieder einmal hier sind; Sie können sicher sein, daß ich zur Stelle sein werde, wenn Sie wieder einmal einen Vortrag halten. Viel Glück – und entschuldigen Sie, daß ich Ihre Zeit so lange in Anspruch genommen habe.«
    Er war weg, noch bevor ich etwas erwidern konnte. Ich warf einen Blick auf die Karte und steckte sie in die Tasche. Dann beendete ich, tief in Gedanken versunken, mein Frühstück.
    Auf dem Weg nach draußen fragte ich eine Angestellte: »Wer war der Herr an meinem Tisch eben? Der Chef?«
    Sie blickte mich an, als wäre ich ein seltenes Tier.
    »Ich nehme an, so könnte man ihn nennen«, sagte sie. »Natürlich gehört ihm das Hotel hier, aber wir haben ihn nie zuvor gesehen. Er wohnt immer im Ambassador, wenn er in Chicago ist.«
    »Und gehört ihm das auch?« fragte ich ohne Ironie, denn so halb ahnte ich die Antwort schon.
    »Ja. Sicher. Und ebenso –«, und sie ratterte eine ganze Reihe von anderen Namen herunter, einschließlich der beiden größten Hotels von New York.
    Ich war beeindruckt und zugleich ein wenig amüsiert, denn jetzt stand es fest, daß Herr Perlman mit der festen Absicht hierhergekommen war, mir zu begegnen. Es schien ein recht umständlicher Weg, dies zu tun; aber ich wußte nichts von seiner fast krankhaften Scheu und Zurückhaltung. Denn mir gegenüber hatte er diese Eigenschaften nicht gezeigt.
    Dann vergaß ich ihn fünf volle Jahre lang. (Ach ja. Eigentlich sollte ich wohl erwähnen, daß man mir, als ich im Hotel die Rechnung verlangte, erklärte, sie wäre erledigt.) Während dieser fünf Jahre machte ich meine zweite Reise.
    Diesmal wußten wir, was uns erwartete, und tappten nicht völlig im Unbekannten. Wegen des Treibstoffs brauchten wir uns keine Sorgen zu machen, denn auf Titan wartete so viel, wie wir brauchten, auf uns; wir mußten nur seine Methan-Atmosphäre in unsere Tanks pumpen, und darauf waren wir eingerichtet. Wir besuchten alle neun Monde, einen nach dem anderen, und dann begaben wir uns in die Ringe ...
    Das war nicht übermäßig gefährlich, aber es war eine ziemlich nervenaufreibende Angelegenheit. Das Ringsystem ist sehr dünn, müssen Sie wissen – nur cirka 32 Kilometer dick. Langsam und vorsichtig glitten wir hinein, nachdem wir uns seiner Drehung angepaßt hatten, so daß wir uns in genau der gleichen Geschwindigkeit fortbewegten.

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