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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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den Teich umgaben, waren terrassenförmig angelegt und bebaut. Die Vorderfront des Hauses ging nach Westen, dahinter erstreckte sich der Central Park, der jetzt eine verwahrloste Wildnis war.
    Sehnsüchtig blickte Mayo zu dem Teich. »Es müßten Boote darauf schwimmen.«
    »Als ich einzog, war das Haus bis oben hin damit gefüllt«, sagte Linda.
    »Als Kind habe ich mir immer ein Modellboot gewünscht. Einmal habe ich sogar –« Mayo unterbrach sich. Von irgendwoher klang ein durchdringendes, klopfendes Geräusch; eine unregelmäßige Folge von schweren Schlägen, die sich wie das Zerbersten von Steinen unter Wasser anhörten. Es hörte so plötzlich auf, wie es begonnen hatte. »Was war das?« fragte Mayo.
    Linda zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht genau. Ich glaube, daß die Stadt einfach auseinanderfällt. Andauernd sieht man, wie Gebäude zusammenstürzen. Man gewöhnt sich daran. Aber jetzt kommen Sie mit herein, ich möchte Ihnen alles zeigen«, forderte sie ungeduldig.
    Sie war auf ihre Einrichtung sehr stolz. Mayo, der jede Einzelheit bewundern mußte, war verwirrt und beeindruckt: Das Wohnzimmer war im viktorianischen Stil gehalten, das Schlafzimmer war Empire, und in der Bauernküche stand ein Ölherd. Das Gästezimmer, im Kolonialstil mit großem Himmelbett und intimen Lampen, stimmte ihn bedenklich.
    »Scheint mehr für Backfische zu sein, he?«
    »Natürlich. Schließlich bin ich ja ein Mädchen.«
    »Sicher. Ich meine nur ...« Zweifelnd blickte Mayo sich um. »Nun, eh – ein Mann ist eben an Dinge gewöhnt, die nicht so zart gebaut sind. Aber ich will Sie nicht etwa beleidigen.«
    »Keine Angst, das Bett ist stabil. Und vergessen Sie nicht, Jim, die Füße gehören nicht auf die Schondecke, und in der Nacht müssen Sie die Decke abnehmen und zusammenlegen. Wenn Ihre Schuhe schmutzig sind, dann müssen Sie sie ausziehen, bevor Sie hereinkommen. Ich habe diesen Teppich dort aus dem Museum, und ich möchte nicht, daß er schmutzig wird. Haben Sie Sachen zum Wechseln?«
    »Nur die ich anhabe.«
    »Dann müssen wir morgen welche für Sie kaufen. Was Sie jetzt anhaben, ist so speckig, daß es sich gar nicht lohnt, es zu reinigen.«
    »Hören Sie«, sagte er verzweifelt, »ich glaube, ich schlafe lieber draußen im Park.«
    »Warum denn das?«
    »Oh, ich bin daran gewöhnt. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Linda. Ich bleibe ja in der Nähe, falls Sie mich brauchen.«
    »Wieso sollte ich Sie brauchen?«
    »Sie brauchen nur laut zu rufen.«
    »Unsinn«, antwortete Linda bestimmt. »Sie sind mein Gast, und Sie bleiben hier. Und jetzt säubern Sie sich; ich koche in zwischen etwas. O verdammt! Ich habe ganz vergessen, die Hummerdose mitzubringen.«
    Sie servierte ihm eine geschickt aus Konserven zusammengestellte Mahlzeit, die sie auf kostbarem Porzellan und Silberplatten auftrug. Aber es war das typische Essen eines Mädchens, und Mayo war noch immer hungrig, als schon alles aufgegessen war, aber er war zu höflich, um es ihr zu sagen. Er war so müde, daß er es nicht zustande brachte, eine Entschuldigung zu erfinden, um draußen zu schlafen. Er taumelte aufs Bett und erinnerte sich gerade noch rechtzeitig, seine Schuhe auszuziehen – die Schondecke vergaß er.
     
    Am nächsten Morgen weckten ihn laute Schreie und das Schlagen von Flügeln. Er rollte sich aus dem Bett und ging zum Fenster. Irgend etwas, das wie ein roter Ballon aussah, hatte die Enten aus dem Teich vertrieben. Nachdem er sich ein paarmal die Augen ausgewischt hatte, stellte er fest, daß es eine Badekappe war. Sich räkelnd und gähnend, schlenderte er hinaus zum Teich. Linda schrie ihm fröhlich entgegen und schwamm auf ihn zu. Sie zog sich aus dem Wasser und setzte sich auf die Umrandung. Die Badekappe war das einzige, was sie trug. Mayo zog sich vor den Wasserspritzern zurück.
    »Guten Morgen«, sagte Linda. »Haben Sie gut geschlafen?«
    »Guten Morgen«, antwortete Mayo, »ich weiß nicht. Mein Rücken tut mir weh. Mein Gott, muß das Wasser kalt sein. Sie haben ja am ganzen Körper eine Gänsehaut.«
    »Nein, es ist wunderbar.« Sie riß sich die Kappe vom Kopf und schüttelte ihr Haar. »Wo ist denn das Handtuch? Ach, da. Gehen Sie auch hinein, Jim. Sie werden sich wunderbar fühlen.«
    »Ich mag nicht, wenn das Wasser so kalt ist.«
    »Stellen Sie sich nicht so an.«
    Ein donnerndes Krachen zerstörte die morgendliche Stille. Erstaunt blickte Mayo gegen den klaren Himmel. »Was, zum Teufel, war das?« stieß er

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