Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden
Perlenkette und hochhackige Abendschuhe. Ihr Haar hatte sie zu einer Krone aufgesteckt. Mayo betrachtete sie voller Erstaunen, als sie in den Wagen stieg.
»Was soll das bedeuten?« fragte er.
»Das ist ein Teil der Überraschung. Fahren Sie jetzt nach Osten, auf die 52. Street.«
Mühsam startete er den Wagen und fuhr gen Osten. »Warum haben Sie sich in ein Abendkleid geworfen?«
»Es ist ein Cocktailkleid.«
»Wofür?«
»Damit ich für unser Vorhaben entsprechend angezogen bin. Aufpassen, Jim!« Linda riß das Steuer herum, und der Wagen streifte das Heck eines zertrümmerten Sanitätsautos. »Ich führe Sie jetzt in ein berühmtes Restaurant.«
»Um zu essen?«
»Nein, um zu trinken. Sie sind mein Besuch, und ich muß Sie unterhalten. Da drüben links ist es. Versuchen Sie hier irgendwo zu parken.«
Es gelang ihm erst nach mehreren Versuchen. Als sie aus dem Auto stiegen, blieb Mayo stehen und atmete die Luft tief ein.
»Riechen Sie das?« fragte er.
»Was?«
»Diesen süßen Geruch.«
»Das ist mein Parfüm.«
»Nein, es ist irgend etwas in der Luft, etwas Süßes und Erstickendes. Ich kenne diesen Geruch von irgendwoher, aber ich kann mich im Augenblick nicht erinnern.«
»Macht nichts, kommen Sie herein.« Sie führte ihn in das Restaurant. »Eigentlich sollten Sie eine Krawatte tragen«, flüsterte sie. »Aber vielleicht geht es auch so.«
Die Einrichtung des Restaurants beeindruckte Mayo nicht, aber die Porträts der Berühmtheiten, die über der Bar hingen, faszinierten ihn. Er verbrannte sich die Finger an den Streich hölzern, die er anzündete, um Mel Allen, Red Barber, Casey Stengel, Frank Gifford und Rocky Marciano auf den Fotos zu bewundern. Als Linda endlich mit einer brennenden Kerze aus der Küche zurückkam, wandte er sich ihr voller Eifer zu.
»Haben Sie jemals einen der Fernsehstars hier getroffen?« fragte er.
»Ich glaube ja. Möchten Sie etwas trinken?«
»Meinetwegen. Aber ich möchte noch ein bißchen über die Schauspieler wissen.«
Er begleitete sie zu einem Barhocker, blies den Staub ab und half ihr höflich hinauf. Dann sprang er mit einem Satz über die Bar, zog sein Taschentuch hervor und polierte gewissenhaft die Mahagoniflächen. »Das ist meine Spezialität«, sagte er mit einem Lächeln. Er behielt die unpersönlich freundliche Art eines Barmixers bei. »Schönen guten Abend, gnädige Frau. Schöne Nacht heute. Was hätten Sie gern?«
»O mein Gott, was für ein Tag das heute wieder war! Einen trockenen Martini auf Eis, bitte. Am besten gleich einen doppelten.«
»Gewiß, gnädige Frau, mit einer Olive?«
»Danke, nein.«
»Einen doppelten Trockenen auf Eis. Schön.« Mayo sichtete die Alkoholbestände hinter der Bar und brachte schließlich eine Flasche Whisky, Gin und mehrere Flaschen Soda zum Vorschein, die nur zum Teil verdunstet waren, da ihre Verschlußkapseln versiegelt waren. »Tut mir leid, gnädige Frau, aber wir haben gerade keinen Martini. Was möchten Sie sonst?«
»Oh, dann vielleicht einen Scotch, bitte.«
»Das Sodawasser wird schal sein«, warnte er, »und Eis gibt es auch nicht.«
»Macht nichts.«
Er spülte ein Glas mit Soda aus und schenkte es voll.
»Danke. Nehmen Sie sich einen auf meine Rechnung. Wie heißen Sie?«
»Man nennt mich Jim, gnädige Frau. Nein danke, ich trinke niemals im Dienst.«
»Dann machen Sie eben eine Ausnahme.«
»Nein, niemals, gnä' Frau.«
»Sie können mich Linda nennen.«
»Danke, Fräulein Linda.«
»Ist es wahr, daß Sie niemals trinken, Jim?«
»Ja.«
»Na denn, auf glückliche Tage.«
»Und lange Nächte.«
»Das gefällt mir. Stammt das von Ihnen?«
»Hm, ich weiß nicht genau. Das ist so die Art der Barmixer, solche Redewendungen zu gebrauchen, wissen Sie? Es ist zweideutig, aber keine Beleidigung.«
»Akzeptiert.«
»Bienen!« rief Mayo plötzlich.
Linda schaute ihn erstaunt an. »Bienen? Wieso?«
»Dieser Geruch. Wie in Bienenkörben.«
»Oh? Ich könnte das nicht sagen«, meinte sie gleichgültig. »Ich möchte noch etwas, bitte.«
»Sofort. Aber jetzt erzählen Sie mal, haben Sie diese Fernsehstars dort wirklich mal richtig gesehen? Ich meine, persönlich?«
»Aber natürlich. Auf glückliche Tage, Jim.«
»Mögen es alles Sonnabende sein.«
Linda zog die Stirn nachdenklich in Falten. »Wieso Sonnabende?«
»Da wird nicht gearbeitet.«
»Oh!«
»Welche von den Schauspielern haben Sie gesehen?«
»Nennen Sie einen Namen, und ich wette, ich bin ihm schon begegnet.« Sie
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