Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen
sich daran gewöhnt, diesen Wünschen zu widerstehen. Was man nicht haben konnte, daran sollte man gar nicht erst denken.
Der plötzliche Anblick dieses Mädchens – Name unbekannt, geboren etwa um 1850, wirkliches Alter annähernd 370 Jahre, anscheinendes Lebensalter zwanzig oder weniger – hatte ihn völlig aus dem seelischen Gleichgewicht geworfen.
Es war also gar nicht so unmöglich, etwas zu haben, was man sich wirklich wünschte.
Das Mädchen im Museum steckte in ihren Originalkleidern, die so behandelt waren, daß sie ewig hielten. Sie trug ein schwarzes Brokatkleid, hochgeschlossen, mit langen Ärmeln, bis zu den Füßen reichend, und schwarze Stiefel. Folglich hatte Smith nur ihr Gesicht gesehen, es hatte aber den Anschein, als wäre sie klein und schmal gebaut.
Ihre zarten Gesichtszüge waren ihm wunderschön erschienen, und eine Weile überlegte er sich, ob er an Mädchen so wenig gewöhnt war, daß das älteste und häßlichste weibliche Wesen ihm wie die Venus erschien. Ein kurzer Blick in seine Magazine hatte ihn jedoch davon überzeugt, daß sich dieses Mädchengesicht auf dem Titelblatt eines jeden zeigen könnte, wenn sie nur eine neue Frisur bekam, etwas Make-up auflegte und moderne Kleidung trug.
Bru kam hereingewatschelt, gefolgt von zwei schwarzen, schweigenden Robotern, die sich an der Tür aufbauten.
»Nun?« fragte Smith scharf. »Wie geht es ihr?«
»Ich bin nicht bei den Ärzten gewesen, Mensch. Ich weiß nicht, wieweit sie gekommen sind. Es fiel mir ein, daß ich dir mehr über unser Problem erzählen könnte, solange du wartest.«
»Ich werde dir einfach nicht zuhören.«
»Als wir uns das erstemal begegneten, Mensch, hielt ich dich für ein sehr vernünftiges Wesen.«
»Das war aber, bevor du mir von diesem Mädchen erzählt hast. Warum hast du mir überhaupt etwas von ihr gesagt? Warum hast du nicht erst die eine Angelegenheit beendet, bevor du die nächste begannst?«
Bru seufzte. »Ich fürchtete, du würdest furchtbar zornig werden. Ich wollte die Angelegenheit regeln, bevor ich mich dem Geschäft widmete. Jetzt aber frage ich mich allmählich, ob wir jemals zu unserem Geschäft kommen werden.«
Smith blickte zu der Tür, hinter der sich die Ärzte von Psit an dem Mädchen aus dem Jahre 1850 zu schaffen machten. »Ich frage mich nur, wie dieser kleine brünette Kopf auf einem Kopfkissen aussehen mag«, murmelte er zu sich selbst. »Vielleicht wird es eine schwierige Aufgabe, das herauszufinden. Schließlich stammt sie aus der Viktorianischen Zeit. Hat vielleicht nicht einmal eine Ahnung, daß es den Klapperstorch gar nicht gibt ...«
Bru traf seine Entscheidung. Er wandte sich zu den Robotern und sagte mit fester Stimme: »Dieser Mensch darf den anderen Erdenmenschen nicht sehen, bis die AWK wieder befriedigend funktioniert. Ihr werdet diesen Befehl allen anderen Robotern weitergeben. Nichts, was er oder ich sage, hebt diesen Befehl auf ...«
»Was, zum Teufel ...?« rief Smith.
»Bitte wiederholen.«
Der Roboter, den Bru angesprochen hatte, wiederholte: »Dieser Mensch darf den anderen Erdenmenschen nicht sehen, bis die AWK wieder befriedigend funktioniert. Wir werden diesen Befehl an alle Roboter weitergeben. Nichts, was er oder was du sagst, kann diesen Befehl aufheben.«
»Korrekt«, nickte Bru. Entschuldigend wandte er sich an Smith. »Es tut mir leid, Mensch. Dies schien die einzige Möglichkeit ...«
Smith hatte inzwischen die Fassung wiedergewonnen. Es hatte überhaupt keinen Sinn, bei Psitanern die Beherrschung zu verlieren, das erregte in ihnen nur den Verdacht, der andere wäre unausgeglichen.
»Aber hast du denn gar nicht an das arme Kind gedacht?« fragte er. »In dieser Welt befindet sich ein einziges Mitglied ihrer eigenen Rasse – ich –, und nachdem ihr sie dreihundertfünfzig Jahre lang zu neun Zehntel tot gehalten habt, wollt ihr sie nicht einmal ...«
»Mensch«, sagte Bru geduldig, »jetzt wollen wir über die AWK sprechen. Je früher das Problem gelöst ist, um so früher kannst du den anderen Erdenmenschen sehen. Das ist doch ganz einfach, oder?«
Smith atmete heftig. »Ich verstehe euch Psitaner nicht. Du hast solche Angst, ich könnte dir Unannehmlichkeiten bereiten, daß du mir nicht einmal sagst, warum du mich hergeholt hast, sondern daß du als erstes von dem Mädchen im Museum sprichst. Und dann ... hör zu, angenommen, ich bereite dir jetzt Unannehmlichkeiten? Angenommen, ich berichte dies dem Staatenbund ...«
»Das kannst du
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