Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen
jetzt nichts anderes, als den ganzen lieben langen Tag mit Pulver zu experimentieren. Glauben Sie, daß Arthur so eine Uhr als Hochzeitsgeschenk haben möchte? Ich nehme an, daß sie in London jetzt große Mode ist. Papa sagt, daß sie sehr viel Gutes tun, da sie beweisen, daß die Freiheit nicht ewig währet, sondern untergehen muß. Papa sagt, die Freiheit wurde zur Zeit der Französischen Revolution erfunden. Wie furchtbar das klingt!
Ich muß jetzt zur Dorcas-Gesellschaft gehen, wo ich Ihren höchst instruktiven Brief vorlesen will. Wie wahr doch Ihr Gedanke ist, liebe Tante, daß die einfachen Leute das tragen sollten, was ihnen ihrem Stande nach geziemt. Ich finde es absurd, daß sie sich wegen der Kleidung so viele Sorgen machen, da es doch in dieser und der kommenden Welt so viele andere wichtigere Dinge zu tun gibt. Ich bin froh, daß sich Ihr geblümter Umhang so gut bewährt und daß die Spitze nicht zerrissen war. Ich trage mein gelbes Satinkleid, das Sie mir geschenkt haben, wenn wir am Mittwoch den Bischof besuchen, und ich glaube, daß es hübsch aussehen wird. Würden Sie Schleifen tragen, oder nicht? Jennings sagt, daß heutzutage jeder Schleifen trägt und daß die Unterröcke gekräuselt sein müssen Reggie hat gerade wieder eine Explosion verursacht, und Papa hat angeordnet, daß die Uhr in den Stall gebracht wird. Ich glaube nicht, daß Papa sie jetzt noch genauso gern mag wie zu Anfang, obgleich er sich sehr geschmeichelt fühlt, ein so hübsches und geniales Geschenk erhalten zu haben. Sie beweist, daß die Leute seine Predigten lesen und aus ihnen lernen.
Papa läßt Sie grüßen, auch James, Reggie und Marie, und wir hoffen alle, daß Onkel Cecils Gicht sich gebessert hat.
Meine liebe Tante, ich grüße Sie inniglich als Ihre Sie zärtlich liebende Nichte
Jane Percy.
PS. – Bitte, schreiben Sie mir wegen der Schleifen. Jennings behauptet steif und fest, daß sie große Mode sind.
Lord Arthur blickte so ernst und unglücklich auf den Brief, daß die Herzogin in schallendes Gelächter ausbrach. »Mein lieber Arthur«, rief sie, »ich werde dir nie wieder den Brief einer jungen Dame zu lesen geben! Aber was soll man zu der Uhr sagen? Ich finde, sie ist eine sensationelle Erfindung, und ich würde gern selbst eine solche Uhr besitzen.«
»Ich halte nicht sehr viel von ihr«, erwiderte Lord Arthur mit einem traurigen Lächeln; und nachdem er seine Mutter auf die Wange geküßt hatte, verließ er das Zimmer.
Er eilte die Treppe hinauf und warf sich auf das Sofa. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er hatte sein Bestes gegeben, um den Mord auszuführen, aber beide Male war der Versuch gescheitert, und dabei nicht einmal durch seine eigene Schuld. Er hatte sich bemüht, seine Pflicht zu tun, aber es schien, als wäre die Bestimmung ihm zum Verräter geworden. Die Unfruchtbarkeit seiner guten Vorsätze bedrückte ihn, die Nutzlosigkeit all seiner Bestrebungen, das Rechte zu tun. Vielleicht würde es besser sein, die Heirat ganz und gar abzublasen. Sybil würde leiden, das stimmte, aber das Leid konnte eine so edle Natur nicht verderben. Und für ihn selbst – was tat es schon? Es gab immer einen Krieg in dem ein Mann sterben konnte, irgendeinen Grund, für den ein Mann sein Leben lassen konnte, und da das Leben für ihn keine Freude mehr barg, verursachte ihm der Gedanke an den Tod keinen Schrecken. Sollte das Schicksal sein Verderben selbst beschließen. Er würde keinen Finger rühren, dabei mitzuhelfen.
Um halb acht kleidete er sich um und ging in den Klub. Surbiton befand sich dort in Gesellschaft junger Männer, und Lord Arthur war gezwungen, mit ihnen zu dinieren. Ihre triviale Unterhaltung und ihre oberflächlichen Wünsche interessierten ihn nicht, und sobald der Kaffee serviert war, verließ er sie. Er dachte sich eine plausible Entschuldigung aus, um sich zurückziehen zu können.
Als er aus dem Klub trat, überreichte ihm der Portier einen Brief. Er kam von Herrn Winckelkopf, der ihn bat, ihn am nächsten Abend zu besuchen, um sich einen explosiven Regenschirm anzusehen, der losging, sobald man ihn öffnete. Es war die neueste Erfindung und gerade von Genf eingetroffen. Lord Arthur zerriß den Brief in kleine Fetzen. Er hatte sich entschlossen, nicht noch einmal etwas zu unternehmen. Dann wanderte er hinunter zum Themseufer und setzte sich mehrere Stunden lang an das Wasser. Der Mond versteckte sich hinter schweren Wolken, nur hin und wieder war ein Stück von ihm zu
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