Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde
eine dicke, zähe Flüssigkeit aus der Öffnung und ergoß sich auf den verbrannten Waldboden. Sie war ölig, rot und grün gefärbt.
Es schien niemand mehr am Leben zu sein, denn das Oberteil klappte ganz auf. Der Öffnungsvorgang wurde nicht aufgehalten. Die nächsten Geschosse explodierten bereits im Innern des Schiffes.
Es erfolgte keine Verteidigung. Noch ehe das Feuer eingestellt wurde, mußten alle Lebewesen, die sich in der Fliegenden Untertasse aufgehalten hatten, tot gewesen sein.
Der General wandte sich an Major Persley.
»Sehen Sie«, sagte er leutselig, »das war es, was die Trojaner mit dem verflixten Pferd besser gemacht hätten. Finden Sie nicht auch, daß wir richtig gehandelt haben?«
Persley gab keine Antwort.
Auch Washington schien mit General Plowman nicht einer Meinung zu sein. Genaue Nachforschungen der Wissenschaftler ergaben, daß in dem Schiff tatsächlich außerirdische Intelligenzen gewesen waren. Sie mußten eine schuppige Panzerhaut und mehrere Beine gehabt haben, aber so genau ließ sich das nicht mehr feststellen, denn die Granaten hatten ganze Arbeit geleistet. Eine Rekonstruktion der Fremden war aus den Überresten nicht mehr möglich.
In dem Schiff wurden keine Waffen gefunden. Der Antrieb war nur wenig beschädigt worden, aber es gelang den Technikern trotzdem nicht, seine Natur zu ergründen. Er blieb auch den Spezialisten ein Buch mit sieben Siegeln. Es gelang nicht einmal, die Atmosphäre zu analysieren, die in dem Schiff vorhanden gewesen sein mußte.
In diesem Stadium der Entwicklung begann die Kritik an General Plowman. Der Präsident verurteilte sein voreiliges Handeln, die Armee und die Öffentlichkeit schlossen sich der Verurteilung an. Die Waldhüter und die Polizei, so wurde betont, hätten völlig richtig gehandelt, als sie die Armee benachrichtigten. Auch wäre es richtig gewesen, das gelandete Schiff zu überwachen und für den Fall eines Angriffs Geschütze bereitzustellen.
Es aber ohne jeden Grund zu vernichten, sei verantwortungslos gewesen, besonders schon darum, weil die Fremden eine weiße Flagge gezeigt hätten. Gerade dieser Umstand, so wurde argumentiert, habe einwandfrei bewiesen, daß die Fremden die Gewohnheiten der Erde kannten. Man hätte sie also zumindest anhören müssen.
Die Presse war weniger zurückhaltend als Washington. Ausdrücke für General Plowman wie »Dummkopf« und »schießfreudiger Narr« konnten noch als sehr gemäßigt bezeichnet werden.
Der Zeitpunkt des Zwischenfalls konnte ebenfalls als äußerst ungünstig bezeichnet werden. Überall auf der Welt lebte man in der ständigen Angst, daß ein Zufall den Atomkrieg auslöste. Ein versehentlicher Druck auf den Knopf – ob in Amerika, Rußland oder Europa – bedeutete das Ende der Zivilisation. Kein Wunder also, daß in allen Ländern der Ruf nach einer genauen Untersuchung der Aktion Plowman laut wurde. Man verlangte sogar eine exemplarische Bestrafung des Generals. Es blieb Washington nichts anderes übrig, als dem Verlangen in Form einer Kriegsgerichtsverhandlung nachzugeben.
General Plowman hätte sich herausreden können. Er hätte einfach behaupten können, daß er etwas gesehen habe – eine auf ihn oder seine Männer gerichtete Waffe. Etwas, das ihm Grund genug gegeben hätte, das vernichtende Feuer zu eröffnen. Aber nichts dergleichen. Er blieb bei den Tatsachen, fügte nichts hinzu und betonte, daß er seine Handlungsweise nicht bereue. Natürlich, so gab er zu, konnten die Fremden harmlos und friedfertig gewesen sein, aber er hätte vom militärischen Standpunkt aus gesehen keine andere Wahl gehabt.
»So ist es also Ihre Gewohnheit, auf die Flagge eines Parlamentärs zu schießen?« erkundigte sich der Staatsanwalt bissig.
»Eine solche Gelegenheit hatte sich bisher in meiner Praxis noch nicht ergeben«, gab Plowman zurück.
»Aber wenn sie sich ergeben hätte ...?«
»Ich habe nur meine Pflicht getan. Die Fremden haben den Fahnenmast als Antenne benutzt, um Radiobotschaften auszusenden.«
»Wie wollen Sie wissen, General, daß die Funkbotschaft nicht für Sie bestimmt war? Vielleicht waren sie ein Versuch der Fremden, Verbindung mit uns aufzunehmen.«
»Das weiß ich nicht. Wenn ein Gegner sein Gewehr auf mich anlegt, so kann ich auch nicht wissen, ob er wirklich schießt – bis er es getan hat. Und dann bleibt mir kaum die Möglichkeit, mich zu revanchieren.«
»Haben Sie nicht selbst eben zugegeben, daß niemand in dem Schiff ein Gewehr auf Sie
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