Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde
bereits von eigenen Stoßkeilen eingeflankt worden war und freiwillig aufgegeben hätte. Auch in Korea handelte er übereilt, nur mit anderem Ergebnis. Er rettete eine ganze Kompanie aus einem Kessel, der vom Oberkommando längst aufgegeben worden war.
Der General hatte einen Wahlspruch, der von G. K. Chesterton stammte. Er lautete: »Ich glaube nicht an ein Schicksal, das einem Menschen bestimmt ist, bevor er handelt. Vielmehr glaube ich an ein Schicksal, das ihm bestimmt ist, wenn er nicht handelt.«
Jedenfalls war ein Schicksal gemeint, das General Plowman niemals befallen würde. Recht oder Unrecht, er würde stets handeln. Und zwar sehr schnell handeln.
Die Panzer und Kanonen mußten auf dem Luftweg herangeschafft werden. Man mußte General Plowman gerecht werden: niemals hätte er einen Angriff befohlen, bevor nicht die dazu notwendigen Waffen in greifbarer Nähe waren.
Zwei Stunden hielten er und Major Alan Persley das Ding aus dem Weltraum unter ständiger Beobachtung, immer bereit, im Notfall mit den vorhandenen Waffen einzugreifen, falls die Lage es erfordern sollte. Ansonsten hatte er beschlossen, das Eintreffen der Geschütze abzuwarten.
Zuerst war es sogar Major Persley, der ungeduldig wurde, dabei hatte er eine Frau und drei Kinder, die auf ihn warteten. Nach einer Weile des Schweigens sagte er:
»Sollten wir nicht wenigstens einen Schuß auf das Ding abgeben, damit sie nicht auf die Idee kommen, die Luke zu öffnen? Vielleicht machen wir auch einige ihrer Waffen unschädlich.«
»Wäre ein Fehler«, konstatierte der General kalt. »Ein Angriff würde sie unter Umständen dazu veranlassen, einen Gegenangriff zu starten, bevor wir die schweren Waffen zur Verfügung haben. Die Asche ist noch glühendheiß. Warum sollten sie schon jetzt ihr Fahrzeug verlassen? Sie werden warten, bis der Boden gefahrlos betreten werden kann.«
»Sie sprechen immer von ›sie‹, General. Sind sie wirklich der Überzeugung, daß Menschen in dem Ding sind?«
»Ich halte mich niemals mit Vermutungen auf, Major«, gab General Plowman kühl zurück. »Ob in der Untertasse Menschen oder grüne Schleimkugeln sind, spielt keine Rolle. Aber jemand ist drin! Und dieser Jemand verfügt zweifellos über Waffen. Es ist meine Absicht, die unseren zuerst einzusetzen.«
Bis jetzt hatte sich niemand näher als zweihundert Meter dem Geschoß, der Bombe, der Kapsel oder dem Schiff genähert. Einige Männer in Asbestanzügen standen in Deckung und warteten auf den Befehl zum. Einsatz.
Nach und nach landeten die Geschütze und Panzer. Die Geschützrohre richteten sich auf die Fliegende Untertasse, die über und über rauchgeschwärzt und unbeweglich auf ihrem alten Platz lag.
Untertasse – es war kein Wunder, daß man das Ding so getauft hatte. Es hatte genau die Form zweier Untertassen, die man aufeinander gelegt hatte. Ob es nun eine Bombe oder ein Raumschiff war, das spielte keine Rolle. Jedenfalls hatte noch keiner der Männer, die abwartend in ihrer Deckung lagen, ein solches Ding gesehen. In der schwarzen Hülle war kein Fenster festzustellen. Wenn jemand in der Untertasse war, so mußte es fraglich sein, ob er überhaupt wahrnehmen konnte, was außerhalb des Schiffes vor sich ging.
Eins jedoch schien klar: ein Ding von solcher Größe konnte niemals von einem Flugzeug abgeworfen sein. Die Art, mit der es tief in den Waldboden eingesunken war, verriet nur allzu deutlich sein wahres Gewicht. Aber ein Krater war nicht zu erkennen. Alle Anzeichen wiesen eindeutig darauf hin, daß die Untertasse sanft gelandet war und es sich keineswegs um einen Absturz handelte.
Es mußte also ein Raumschiff sein. Es konnte gesteuert und nach Belieben gelandet werden.
Mit jeder Minute, die verging, festigte sich bei den Beobachtern die Meinung, daß die Untertasse nicht von der Erde stammte. Eiserner Vorhang oder nicht, die Entwicklung der Menschheit verlief einigermaßen in parallelen Bahnen. Ein russisches Flugzeug sah immer noch einem amerikanischen Flugzeug ähnlich. Eine russische Rakete würde immer noch mehr einer amerikanischen Rakete ähneln als der Fliegenden Untertasse dort unten im Feld der ausglühenden Asche.
Major Persley entschuldigte sich beim General. Er verzog sich in die Büsche einige fünfzig Meter hinter der Front und fragte sich, ob er wohl der einzige war, der vor Angst ein menschliches Rühren verspürte.
Denn das fremde Schiff mußte Furcht einflößen. Es sah so ganz anders aus als alles, was er oder jeder andere
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