Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos
Wohnung, die sie mit einer Freundin teilte.
Bevor sie hineinging, zögerte sie.
»Meintest du das ernst, mit dem Schwimmen, Gene?«
»Natürlich. Warum?«
»Oh – nichts.«
»Kannst du nicht schwimmen?«
»Doch. Aber ... aber ich habe nur einen alten Badeanzug.«
Er begriff.
»Ich verspreche dir, nicht schockiert zu sein.«
Sie war sich nicht ganz sicher, wie er das meinte. Langsam stieg sie die Stufen empor, während Gene im Wagen wartete.
Sie fuhren weit genug, um hungrig zu werden, und hielten vor einem kleinen Restaurant. Gene ging hinein und kaufte zwei Lunchpakete. Dann fuhren sie weiter, bis sie einen einsamen See fanden, der von der Fremdenindustrie noch nicht entdeckt worden war.
Er war sogar so einsam, daß der Wagen auf dem Zufahrtsweg steckenblieb. Sie ließen ihn stehen und gingen den Rest zu Fuß. Kein Mensch war zu sehen, und es würde wahrscheinlich auch niemand kommen, solange der Wagen den Weg blockierte.
Als Doreen etwas später umgekleidet aus den dichten Büschen zu ihm zurückkehrte, war Gene ehrlich überrascht. Der weiße Bikini hatte ihr vielleicht mit fünfzehn gepaßt, aber jetzt war er ihr etwas zu klein geworden. Gene stellte das mit Vergnügen fest – und noch einiges andere. Er hatte vorher nie ihre Arme und Beine gesehen, ganz zu schweigen von den übrigen Teilen ihres herrlich gewachsenen Körpers. Für einige Sekunden vergaß er sogar Belinda.
»Liebling«, sagte er schwach, »spring ins Wasser, ehe ich mich vergesse.«
Sie schluckte.
»Ich glaube nicht, daß ich schreien oder davonlaufen würde.«
Gene focht einen kurzen aber schweren Kampf mit sich selbst aus. Er sah dabei nicht in Richtung des Mädchens, sonst hätte es überhaupt keinen Kampf gegeben. Sie liebte ihn, und sicherlich war er ihre erste Liebe. In einem solchen Zustand war jedes Mädchen bereit, alle Bedenken über Bord zu werfen. Wenn Belinda nicht gewesen wäre ...
Er gewann den Kampf.
»Gehen wir schwimmen«, sagte er.
Später, als sie faul in der heißen Sonne lagen, erzählte er ihr von seiner Zeitreise. Er hielt es allerdings nicht für notwendig ihr mitzuteilen, daß er das bereits neunmal getan hatte. Sie glaubte ihm, denn sie hatte schon davon gehört.
»Das gibt es also wirklich? Und du kommst aus dem Jahr sechsundachtzig?«
»Wie man's nimmt. Eigentlich habe ich das Jahr fünfundsiebzig nie verlassen, ich weiß nur, was in den nächsten elf Jahren geschehen wird. In einem anderen Universum, nicht in diesem.«
Sie sah ihm in die Augen, als suche sie nach einer Antwort. Sie begriff nicht, was das alles mit ihr und ihren Beziehungen zu ihm zu tun haben sollte. Er berichtete ihr von seinem Roman der ein Erfolg sein würde.
»Warum wettest du nicht oder spekulierst auf der Börse?« fragte sie. »Das wäre doch einfacher.«
»Das ist verboten, und man würde mich hart bestrafen. Gerade läuft ein solcher Prozeß, der von den vereinigten Wettfirmen gegen die ›Zweite Chance‹ und verschiedene Personen angestrengt wurde. Sie behaupten, daß die Zeitreise ihre Existenz ruiniere. Du mußt wissen, Doreen, daß sich einfach nicht beweisen oder feststellen läßt, ob jemand ein Zeitreisender ist oder nicht. Nur dann, wenn Hypnose oder Wahrheitsdrogen angewandt werden. Wenn also jemand auffällig viel Geld gewinnt oder auf der Börse verdient, muß er damit rechnen, daß man ihn verhört und unter Drogeneinfluß befragt. Ist er ein Zeitreisender, wird ihm alles Geld abgenommen.«
Doreen schien sich für das Thema zu interessieren.
»Angenommen, ein Zeitreisender verkauft seine Informationen an einen Fremden.«
»Du bist sehr intelligent«, erkannte Gene an. »Ja, das wurde natürlich auch versucht. Aber es hat wenig Sinn. Wer immer auch befragt wird, er wird und muß die Wahrheit sagen. Nein, Zeitreise bedeutet nicht, daß man sein Geld leichter verdienen kann. Mit meinem Buch ist das eine andere Sache. Ich habe es wirklich geschrieben.«
»Aber angenommen, jemand aus deiner Zeit kommt in die Vergangenheit und schreibt dann einfach deinen Roman und verkauft ihn. Als seinen eigenen.«
»Er mußte die Handlung, die Charaktere und die ganzen Beziehungen der mitspielenden Personen genau im Kopf haben, und das ist nur dem Autor möglich.«
Doreen stellte hundert Fragen. Zu seinem leichten Bedauern mußte Gene feststellen, daß es ihm nur allzu gut gelungen war, sie abzulenken. Noch vor einer Stunde hätte sie sich ihm bedenkenlos hingegeben, und nun schien er für sie nichts anderes mehr zu
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