Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan
Waisenhaus in Le Bois Féerique eindrangen, um Jeanne Marie zurückzuholen, halfen Rachel und Joseph ihr, Schreckensgestalten aus der Luft erscheinen zu lassen, ließen aus ihren Fingern Funken sprühen und umgaben ihr Haupt mit einer feurigen Lohe.
Die Leute aus dem Waisenhaus waren so erschrocken, daß sie so schnell davonrannten, wie Jeanne Marie noch nie einen Menschen hatte rennen sehen. Von diesem Zeitpunkt an wurde sie nie wieder belästigt, aber die Dorfbewohner nannten sie eine Hexe. Sie hatte nichts dagegen einzuwenden, denn wenn alle Hexen konnten, was sie konnte, wollte sie gern eine Hexe sein. Sie hatte sich noch nie in ihrem Leben so gut amüsiert.
Als sie fünfzehn Jahre alt geworden war, ließen Rachel und Joseph sie den Bogen und die Pfeile machen. Der Bogen wurde so schön, daß Jeanne Marie kaum ihren Augen traute. Er glich einem Sonnenstrahl, den jemand in die richtige Form gebracht und mit einer Sehne aus Morgennebel versehen hatte. Die Pfeile waren kaum weniger schön, denn sie glitzerten silbern wie der Mond, wenn er sich nachts in einem Teich im Wald spiegelt. Joseph sagte ihr, daß sie den Bogen und die Pfeile nie aus der Hand geben dürfe und daß sie die Waffe stets bei sich tragen müsse. Jeanne Marie stellte also noch einen Köcher her und trug ihn über der Schulter; nur nachts nicht, denn dann hing er mit dem goldenen Bogen neben ihrem Bett.
Als sie sechzehn war, erteilten Rachel und Joseph ihr einen noch schöneren Auftrag – die Herstellung einer Puppe. Jeanne Marie war begeistert; sie hatte noch nie zuvor eine Puppe besessen und wollte so gern eine haben. Von Tag zu Tag wuchs die Puppe – nicht schnell, sondern sehr, sehr langsam, denn sie war wirklich äußerst kompliziert. Jeanne Marie hätte nie gedacht, daß man so lange brauchte, um eine Puppe herzustellen – nicht einmal eine so große. Aber als die Puppe endlich fertig war! Kein Mädchen auf dem ganzen Planeten hatte je eine Puppe besessen, die sich mit dieser vergleichen ließ. Das war vermutlich auch der Grund dafür, daß Rachel de Feu Jeanne Marie anwies, die Höhle zu vergrößern und einen besonderen Raum für die Puppe einzurichten. Als Jeanne Marie endlich mit allem fertig geworden war, hatte sie bereits das achtzehnte Lebensjahr erreicht und eigentlich keine Verwendung für Puppen mehr.
Als nächstes stellte Jeanne Marie eine Rüstung her, die nach Josephs Worten einen doppelten Zweck erfüllen würde: sie vor Schaden zu schützen und zur selben Zeit eine psychologische Wirkung auf die Feinde zu haben. Als sie die Arbeit daran beendet hatte, legte Jeanne Marie die Rüstung sofort an. Sie glänzte wie die Sonne und lag ebenso leicht auf ihren Schultern wie ein Windhauch.
Und jetzt, »sagten« Joseph und Rachel übereinstimmend, ist die Zeit fast gekommen. Du mußt in das Dorf Baudelaire gehen und dort einen deiner goldenen Kämme gegen das schönste Pferd eintauschen, das du finden kannst. Jeanne Marie gehorchte, erwarb einen Rappen und nannte ihn St. Hermann O'Shaughnessy, wie der zweite Heilige der Psycho-Phänomenalisten geheißen hatte. Dann dachte-machte sie neben der Höhle einen Stall für ihn und ritt jeden Tag mit ihm aus, wenn es nicht gerade regnete.
Und jetzt, »sagte« Joseph Eleemosynary eines Tages, ist die Zeit gekommen; und Jeanne Marie, die genau wußte, was er damit ausdrücken wollte, hatte die glänzende Rüstung angelegt, hatte St. Hermann O'Shaughnessy bestiegen, war stolz wie eine Königin über das Provençalplateau geritten und hatte endlich die Stadt Fleur du Sud erreicht.
Dort ritt sie in der Morgensonne durch die Straßen und rief: »Kommt und folgt mir, ich führe euch zum Sieg über O'Riordans Truppen, die sich von Süden her nähern! Kommt und helft mir, die Kirche der Psycho-Phänomenalisten vor den dunklen Mächten zu retten!« Die Menschen waren aus den Häusern geströmt und hatten sich zu einer Streitmacht formiert, die in Richtung auf Le Fleuve d'Abondance vorausmarschierte; und als die Zeit gekommen war, ritt sie durch die Reihen der Verteidiger und schoß den glänzenden Pfeil gen Himmel. Dann war eine Sturzflut herabgekommen und hatte die Feinde hinweggeschwemmt. Und Jeanne Marie war zu ihrer Höhle in Le Bois Féerique zurückgekehrt, um dort auf den Tag zu warten, an dem sie wieder gebraucht würde.
Im Frühling ist eigentlich jeder Wald schön, aber Le Bois Féerique übertraf sie alle. D'Arcy, der die einfache Tracht eines Bauernburschen von Ciel Bleu trug,
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