Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan
unsere Bemühungen auf der Suche nach dem Mädchen erfolgreich gewesen sind. Ich habe drei unserer besten Leute für die Nachforschungen abgestellt die folgendes Ergebnis hatten:
Das Mädchen heißt Jeanne Marie Valcouris und lebt völlig für sich allein in einer Höhle, die in Le Bois Féerique liegt. Le Bois Féerique ist ein größerer Wald in der Nähe des Dorfes Baudelaire, das seinerseits etwa fünfzig Kilometer nördlich von Fleur du Sud liegt.
Bei den Bewohnern des Dorfes ist sie als La Pucelle du Bois Féerique bekannt und beliebt. Glücklicherweise wurden die Feindseligkeiten nach dem ersten Debakel eingestellt, denn sonst hätte sie vermutlich auch auf anderen Schlachtfeldern erscheinen können, wodurch ihr Beiname in aller Munde gewesen wäre. In diesem Fall wäre sie ohne Zweifel als Heldin gefeiert worden, aber wie die Dinge jetzt stehen, hat sie noch nicht vermocht, den religiös-patriotischen Eifer ihrer Landsleute zu wecken. Jeder Versuch zu einem späteren Zeitpunkt könnte allerdings dazu führen, daß sie dieses Ziel erreicht.
Baudelaire unterscheidet sich kaum von allen anderen Dörfern oder Städten von Ciel Bleu . Auch hier halten die Bewohner starrsinnig an den anti-progressiven Traditionen der ursprünglichen französischen Siedler fest, die vor nunmehr drei Jahrhunderten diesen Planeten in Besitz nahmen. Jeanne Marie Valcouris' Mutter starb bald nach der Geburt, ihr Vater neun Jahre später. Das Mädchen wurde in einem Waisenhaus am Rande des Dorfes untergebracht, wo sie bis zu ihrem zwölften Lebensjahr mit einigen Altersgenossinnen erzogen wurde.
Kurz nach ihrem zwölften Geburtstag lief sie jedoch fort und hielt sich in Le Bois Féerique verborgen. Die Leiterin des Waisenhauses entdeckte sie zwar nach einiger Zeit – Jeanne lebte in einer Höhle und erfreute sich offenbar bester Gesundheit –, aber als sie das Mädchen mit sich in das Waisenhaus zurücknehmen wollte, jagte diese ihr irgendwie solche Angst ein, daß sie aus dem Wald floh und sich nie wieder in die Nähe der Höhle wagte.
Wir konnten nicht genau feststellen, was das Mädchen getan hatte, aber anscheinend betrachteten die Bewohner von Baudelaire sie vor der Schlacht bei Fleur du Sud als eine böse Hexe. Seitdem hat sich ihre Auffassung geändert, denn sie sehen das Mädchen jetzt als gute Hexe an, obwohl sie sich nach wie vor nicht in den von ihr bewohnten Teil des Waldes wagen.
Diese Vorsicht scheint durchaus gerechtfertigt, wenn man den Aussagen der Dorfbewohner Glauben schenken will. Einige von ihnen behaupten, mehrmals deutlich gehört zu haben, daß das Mädchen sich mit Bäumen unterhielt. Wieder andere, die etwas mehr Mut zu besitzen scheinen, haben sie danach gefragt und die Antwort bekommen, sie unterhalte sich nicht mit Bäumen, sondern mit ›Stimmen in ihrem Kopf‹, die ...«
»Stimmen?« unterbrach O'Riordan ihn ungläubig.
»Ganz richtig, Euer Magnifizenz. Offenbar leidet sie unter Halluzinationen, wie sie oft als Folgeerscheinungen chronischer Unterernährung auftreten. Wir wissen, daß sie streng religiös erzogen worden ist, und vermuten deshalb, daß sie von Zeit zu Zeit wochenlang fastet. Unter diesen Umständen wäre es verwunderlich, wenn sie keine Halluzinationen hätte.«
»Aber der Bogen«, warf O'Riordan ein. »Wo hat sie den Bogen her?«
McGrawski zuckte bedauernd mit den Schultern. »Leider sind unsere Nachforschungen in dieser Richtung erfolglos geblieben, Euer Magnifizenz. Sie trägt den Bogen und den dazugehörigen Köcher voller Pfeile ständig mit sich herum. Da wir annehmen mußten, daß diese Wunderwaffe alles mögliche anrichten kann, habe ich meine Leute angewiesen, sich dem Mädchen nicht zu nähern und sie auf keine Weise zu belästigen. Vielleicht hätten sie während ihrer Abwesenheit die Höhle durchsuchen können, aber ...«
»Warum ist die Höhle nicht durchsucht worden?« erkundigte sich O'Riordan mit gerunzelter Stirn. »Was hätte die Leute davon abhalten können?«
Smith-Kolgoz erhob sich rasch. »Ich habe es ausdrücklich verboten, Euer Magnifizenz«, erklärte er. »Nachdem unsere Leute festgestellt hatten, wo das Mädchen sich aufhielt, habe ich einen Plan für ihre Entführung vorbereitet und wollte vermeiden, daß sie vorzeitig gewarnt wird. Damit die Entführung glatt verläuft, habe ich die Agenten angewiesen, die Dorfbewohner eingehend über das Mädchen auszufragen. Sie soll doch entführt werden, nicht wahr, Euer
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