Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan
ausnützte. »Was halten deine Stimmen davon?« erkundigte er sich vorsichtig.
»Oh, sie sind völlig dafür. Du kannst auf dem Sofa schlafen. Es ist so groß, daß du es bestimmt bequem hast. Und ich denke ... ich mache dir einen Schlafanzug und ein paar Hosen und Hemden. Möchtest du noch eine Tasse Kaffee?«
»Danke«, sagte D'Arcy mit schwacher Stimme.
Das Leben in Le Bois Féerique in Gesellschaft von Jeanne Marie Valcouris glich in gewisser Beziehung einer zweiten Kindheit. Aber diesmal gingen alle Träume in Erfüllung, denn dies war nicht die Traumwelt eines Zehnjährigen, sondern reine Wirklichkeit.
Schon vor langer Zeit hatte Jeanne Marie eine Anzahl von Spielen erfunden, mit denen sie sich vergnügte, und jetzt änderte sie die Regeln so ab, daß zwei daran teilnehmen konnten. Eigentlich sogar drei, wenn man St. Hermann O'Shaughnessy mitzählte, dem in fast jedem Spiel eine Rolle zugewiesen worden war. Aber Jeanne Marie spielte nicht nur gern, sie wußte auch die besten Plätze für Picknicks, die eine angenehme Unterbrechung der herrlichen Spaziergänge durch die zauberhaft schönen Wälder darstellten. Die Sonne ging unweigerlich um sieben Uhr auf, und auf den Lichtungen lag ebenso unweigerlich perlender Tau; in Jeanne Maries Himmel gab es keine unangenehmen Überraschungen.
Die Abende verbrachten sie im Freien auf einer Bank vor dem Haus, wo sie die Sterne betrachteten und über die Ereignisse des vergangenen Tages sprachen. Einige der Sterne waren Planeten – Ciel Bleu hatte elf Nachbarn –, und einige waren Schiffe aus O'Riordans Invasionsflotte. Letztere waren leicht von den echten Sternen zu unterscheiden, denn sie hielten stets den gleichen Abstand voneinander, so daß sie wie ein Diamanthalsband wirkten, dessen Anhänger das orangerot leuchtende Flaggschiff war. Es erinnerte D'Arcy manchmal an einen Mond, und in gewisser Beziehung war es auch einer – ein künstlicher Mond, in dem ein Mann lebte, der den Kosmos erobern wollte.
Jeanne Marie sah öfters zu dem Flaggschiff hinauf, wenn es über dem Horizont erschienen war. Als D'Arcy sie darauf ansprach, antwortete sie, daß in Wirklichkeit Joseph und Rachel daran interessiert seien. »Sie sehen und hören durch mich«, erklärte sie ihm. »Wenn sie sich für etwas interessieren, lasse ich sie nach Herzenslust schauen oder lauschen.«
Er warf ihr einen mißtrauischen Blick zu, weil er glaubte, daß sie sich über ihn lustig machen wollte. Aber in ihren Augen stand nichts davon, sondern nur ein eigenartiges Leuchten, an dem er selbst schuld war. Ja, sie hatte sich bereits Hals über Kopf in ihn verliebt, wie es der Elektronenrechner vorausgesagt hatte. Seltsam war nur, daß D'Arcy ihr gegenüber nur brüderliche Zuneigung empfand. Aber das war vielleicht wirklich besser, überlegte er – auf diese Weise fiel ihm seine Aufgabe bestimmt leichter.
Ihm war aufgefallen, daß das Mädchen ständig den Bogen und die Pfeile mit sich herumtrug. Als er sie eines Tages danach fragte, erklärte sie ihm, daß Joseph und Rachel sie angewiesen hatten, beides nicht aus den Augen zu lassen, um vor Schaden sicher zu sein.
D'Arcy vermutete plötzlich etwas. »Haben Rachel und Joseph dir bei der Herstellung des Bogens und der Pfeile geholfen?« fragte er.
Jeanne Marie nickte zögernd. »Ja.«
Er glaubte ihr keine Sekunde lang, aber immerhin bestand die Möglichkeit, daß sie selbst daran glaubte. »Und das Haus und die ganze Einrichtung?«
Wieder ein zögerndes Kopfnicken.
Er grinste. »Was würde passieren, wenn ich den Bogen berühren würde?« erkundigte er sich. »Würde ich in eine Heuschrecke verwandelt werden?«
»Selbstverständlich nicht«, lachte Jeanne Marie. »Aber ich möchte nicht wissen, was aus dir würde, wenn ich einen Pfeil auf dich abschießen würde. Allerdings«, fügte sie hastig hinzu, »habe ich bestimmt nie die Absicht.«
Als sie an einem Nachmittag durch die Wälder gingen, sah D'Arcy sie plötzlich nicht mehr hinter sich. Da er sich vorstellen konnte, daß sie zu der Höhle zurückkehren würde, ging er in diese Richtung weiter. Aber er sah sie nirgends, und als er die Höhle erreicht hatte, bildete er sich bereits halbwegs ein, ihr müsse etwas zugestoßen sein.
Er betrat das Haus und rief ihren Namen. Keine Antwort. Versteckte sie sich vielleicht vor ihm? Gelegentlich spielte sie ihm solche Streiche. D'Arcy durchsuchte sämtliche Räume und sah schließlich sogar unter ihrem Bett nach. Aber dort stand nur ein Paar
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