Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation
seine ganze Selbstbeherrschung aufwenden, um nicht zu dem Behälter und dem einzigen kostbaren Sauerstofftank zurückzurennen, den er früher gefunden hatte.
Zunächst bildete er sich sogar ein, der Anzug müsse ein winziges Leck haben. Der Tank auf seinem Rücken hätte doch viel länger vorhalten müssen! Er warf einen Blick auf seine Uhr, die den Absturz zum Glück heil überstanden hatte, rechnete aus, wieviel Zeit seit seinem Abflug von der Ceres vergangen war, und gab den Gedanken an ein Leck wieder auf. Der Tank hatte nicht nur die üblichen fünfzehn Stunden lang vorgehalten, sondern eher etwas länger. Gott, wie die Zeit verflog!
Und was war, wenn der letzte Zylinder beschädigt worden war? Als er ihn prüfend in der Hand wog, ließ die geringe Schwerkraft ihn viel zu leicht erscheinen. Bixie untersuchte das Auslaßventil mit gerunzelter Stirn. Hatte sich dort nicht etwas Rauhreif angesetzt, der nur bedeuten konnte, daß der Tank leck war?
Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre die Sorgfalt, mit der er den Tank mehrmals überprüfte, geradezu lächerlich gewesen; aber Bixie hatte sich so daran gewöhnt, neue Tanks genau zu prüfen, bevor er sie in die Halterung seines Anzugs einschob, daß er auch diesmal nicht davon abging. Da die Oberfläche des Tanks keine sichtbaren Risse aufwies, wurde nun das Ventil von allen Seiten betrachtet, abgewischt und leicht geschüttelt. Bixie hielt es sogar vor seinen Helm und blies geistesabwesend dagegen, als könne er es auf diese Weise säubern.
Als er sich endlich entschloß, den Tank auf seinem Rücken abzunehmen, da der Luftvorrat inzwischen endgültig aufgebraucht war, löste er die Verbindung langsam und vorsichtig, bis er hörte, daß das Rückschlagventil sich schloß. Der leere Tank wurde durch den – hoffentlich! – gefüllten ersetzt; dann kam der Augenblick, in dem Bixie den Hebel bewegte, der das Rückschlagventil wieder öffnete. Der Druckmesser in seinem Helm zeigte auf VOLL, und Bixie benützte den ersten Atemzug aus dem neuen Tank, um erleichtert aufzuseufzen.
Während Bixies Hände noch mit diesen rein mechanischen Arbeiten beschäftigt waren, hatte ein Teil seines Gehirns Berechnungen auf der Grundlage von fünfzehn Stunden angestellt – so lange würde der Inhalt des neuen Tanks voraussichtlich reichen. Zunächst war seine gegenwärtige Entfernung – in Stunden und Minuten – von der Ceres zu berücksichtigen.
Auf der Suche nach Asteroiden, die wertvolle Rohstoffe enthalten konnten, deren Abbau gutes Geld brachte, beruhten Entfernungsschätzungen auf der scheinbaren Größe des Objekts, und diese Schätzungen waren nicht immer zuverlässig. Ein Erkundungsschiff verließ die Ceres und flog zehn Minuten oder eine Viertelstunde lang geradewegs auf das Ziel zu. Dann wurde die Veränderung des Winkels zu zwei festgelegten Punkten auf der Oberfläche des Zieles mit zwei anderen Punkten auf der Ceres verglichen. War die Veränderung auffällig groß, machte sich niemand die Mühe, die Entfernung genau zu berechnen, da sie praktisch keine Rolle spielen konnte. War sie jedoch gering, rechnete der Schiffscomputer in wenigen Sekunden Entfernung und Flugzeit aus. Ergab sich dabei, daß ein Erkundungsschiff das Ziel erreichen und mehrere Stunden dortbleiben konnte, wurde die Erkundung durchgeführt. Der Pilot startete zu einem vorher bestimmten Zeitpunkt wieder, entfernte sich etwas vom Ziel und forderte ein Lichtsignal vom Mutterschiff an, das ihm die Richtung für den Rückflug wies.
In diesem Fall hatte Bixie für den Flug von der Ceres bis zum Ziel vier Stunden und zweiundvierzig Minuten gebraucht. Da ein zu seiner Rettung entsandtes Schiff ebenso lange brauchen würde, nachdem seine Signalrakete gesichtet worden war, mußte er die Rakete in weniger als zehn Stunden und achtzehn Minuten finden und abschießen.
Drei Stunden und vierundzwanzig Minuten später hatte Bixie eben den siebenunddreißigsten Kreis um den angenommenen Mittelpunkt beschrieben, als er die Signalrakete fand. Sie lag in einer schüsselförmigen Vertiefung, und er entdeckte sie rein zufällig, denn er hatte sie nicht gesehen, sondern nur gespürt, daß sich etwas unter seinem Stiefel bewegte. Nun hielt er eine Rakete in der Hand – aber der hintere Teil mit Zünder und Treibsatz fehlte. Bixie dachte zunächst, dieser Teil sei abgebrochen, als er auf die Rakete Betreten war, und er suchte die Vertiefung Zentimeter für Zentimeter mit den Händen ab, ohne jedoch etwas zu finden. Er
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