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Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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überlegt – aber ich dachte, ich sei der einzige Mann, der dieser Überzeugung ist!«
    »Welcher Überzeugung?«
    »Oh, ich weiß natürlich, daß du nicht alles deutlich ausgedrückt hast, aber ich kann zwischen den Zeilen lesen. Willem, ich möchte dein Schüler sein! Ich denke wie du – wir Männer sind nicht nur Zuchtbullen und Spielzeug. Wir haben auch unseren Verstand, und wenn wir die entsprechende Ausbildung bekämen, könnten wir alles so gut wie die Frauen.
    Ich glaube sogar, daß wir ihnen überlegen sind – nicht nur empfindsamer und hochgeistiger und reiner, wie alle Männer behaupten, sondern potentiell auch geistig überlegen.«
    »Das habe ich nie gesagt. Das habe ich nie gemeint. Wo ich herkomme ... nun, ich wollte jedenfalls nur sagen, daß manche von uns besser und begabter als einige von ihnen sind, aber das gleiche gilt natürlich auch umgekehrt. Mit anderen Worten: Wir sind alle Menschen, und das Geschlecht allein ist nicht entscheidend.«
    »Das verstehe ich nicht«, meinte Chass enttäuscht. »Meiner Meinung nach gibt es nur Herren oder Sklaven. Wir sind die Sklaven, und sie sind die Herren – oder Herrinnen. Ich will nicht gleichberechtigt mit ihnen sein; ich bin jetzt unten und möchte ganz nach oben.«
    »Aber ...«
    »Pst! Hörst du die Essensglocke? Können wir uns gelegentlich nochmals über dieses Thema unterhalten? Wenn wir eine Bewegung gründen würden ... wenn wir Gleichgesinnte um uns sammeln könnten ...«
    »Verschwinde, Chass«, forderte William ihn müde auf. »Ich habe in meinem Leben genügend Kriege mitgemacht. Ich will keinen anfangen. Ich will nur wieder nach Hause.«
    »Schön, wenn du so auf mein Angebot reagierst, nachdem ich dir meine Hilfe angeboten habe«, sagte Chass enttäuscht, »will ich auch nichts mehr mit dir zu tun haben!«
    »Okay, wenn du gleich beleidigt sein mußt. Du kannst Danl sagen, daß ich nicht zum Essen komme.«
    Er sah Chass nach, der sichtlich wütend die Kammer verließ. Er brauchte dringend Freunde, und nun hatte er einen Feind mehr.
    Aber damit war zumindest erreicht, daß er heute abend in Ruhe gelassen wurde. Die anderen Männer würden bis Mitternacht warten, ob Ihre Hoheit einen von ihnen zu sich befahl, was selten genug geschah, obwohl Chass damit geprahlt hatte. Wenn es doch der Fall war, wurde dieses Ereignis aufgeregt besprochen und kommentiert. Die Fortpflanzung – und sie mußte mindestens eine Tochter als Erbin haben – geschah offenbar mit Hilfe künstlicher Befruchtung; und sie schien sich kaum für ihren Harem zu interessieren.
    Offenbar war sie hierzulande eine bedeutende Persönlichkeit – eine Königin oder zumindest eine Fürstin. Da er nie das Schloß oder die Festung hatte verlassen dürfen, wo er gefangengehalten wurde, seitdem Harry und er gefesselt und mit einer Binde vor den Augen vom Wrack fortgeführt worden waren, wußte er nicht, wie die Angehörigen der unteren Klassen lebten. Der Männerüberschuß hatte logischerweise zur Vielmännerei geführt, aber er bezweifelte, daß jede Frau sich wie Ihre Hoheit einen Harem mit fünfundzwanzig oder dreißig Männern leisten konnte.
    William ließ seine Gedanken absichtlich wandern, denn er wußte, daß man sich Vergessenes leichter ins Gedächtnis zurückrufen kann, wenn man sich nicht darauf konzentriert, sondern einfach zuläßt, daß das Unterbewußtsein die nötigen Informationen liefert.
    Die Notlandung, bei der er allerdings nicht verletzt worden war, und die Mißhandlungen, denen sie nach ihrer Gefangennahme ausgesetzt gewesen waren, schienen bei ihm und Harry eine Art selektiven Gedächtnisschwund hervorgerufen zu haben. Harry war jedenfalls nicht weniger betäubt und verwirrt als er gewesen. In der kurzen Zeit, bevor Harry Ihrer Hoheit widersprochen hatte, wofür sie ihn hatte desintegrieren lassen, waren sie meist voneinander getrennt gewesen, aber sie hatten doch Gelegenheit gehabt, einander Fragen zu stellen, die keiner von ihnen beantworten konnte.
    Wenn er sich nur an die Ereignisse vor dem Absturz erinnern könnte! Harry war der Pilot gewesen, das glaubte er sicher zu wissen. Er war ebenfalls davon überzeugt, daß sie nicht alte Freunde gewesen waren, daß sie sich nur flüchtig gekannt hatten, bevor sie auf diese Expedition vorbereitet worden waren. Von wem vorbereitet? Wo? Worauf? Er konnte sich nicht daran erinnern. Er wußte, daß er William hieß, daß seine Muttersprache Englisch war und daß er etwa fünfunddreißig Jahre alt war. Alles

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