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Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Gleichberechtigung möglich«, meinte sie dann. »Aber ich weiß, daß du intelligenter als die meisten anderen Männer bist – sonst hätte ich dir diese Unterredung nicht gewährt –, und wenn du mir Fragen stellen willst, beantworte ich jede, die ich für vernünftig halte.«
    »Welches Jahr schreiben wir jetzt?«
    »Das 943. des 2017. Zyklus.«
    »Damit kann ich nichts anfangen; das beweist nur, daß unsere Zeitrechnung verschieden ist. Wie heißt Ihre Sonne?«
    »Sonne.«
    »Und auf welchem Planeten befinden wir uns?«
    »Argyth, dem großen Mond von Oxod.«
    Er seufzte.
    »Tut mir leid, aber das hilft mir nicht weiter. Sagen Sie, war unser Raumschiff das erste, das auf diesem Planeten gelandet ist?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Schon gut – Sicherheitsbestimmungen; das verstehe ich natürlich. Woher kommt es dann, daß hier alle Englisch sprechen – einen seltsam verzerrten Dialekt, aber trotzdem Englisch?«
    »Englisch? Was ist das? Wir sprechen unsere eigene Sprache.«
    »Aber nicht meine? Woher kommt es dann, daß wir uns miteinander verständigen können?«
    »Oh, das meinst du«, sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Wir sprechen natürlich nicht ... Englisch oder wie deine Sprache auch immer heißen mag. Wir sprechen und hören unsere eigene Sprache. Du sprichst und verstehst sie ebenfalls. Als du noch bewußtlos warst, haben unsere Chirurgen dir einen Übersetzer ins Gehirn eingepflanzt. Was du als verzerrten Dialekt bezeichnest, ist in Wirklichkeit deine ungleichmäßige akustische Reaktion auf unsere Sprache.«
    Er schwieg einige Zeit, bis er sich mit dieser Tatsache abgefunden hatte. Dann holte er tief Luft.
    »Würden Sie mir einige Fragen beantworten, Euer Hoheit, die mir das Verständnis der hiesigen Gesellschaftsstruktur erleichtern könnten?«
    »Vielleicht. Das hängt von den Fragen ab.«
    »Habe ich richtig verstanden«, begann er zögernd, »daß hierzulande Männer als weniger intelligent als Frauen gelten?«
    Sie warf ihm einen überraschten Blick zu. »Das sind sie doch auch«, meinte sie.
    »Nicht bei mir zu Hause. Dort wurde früher sogar das Gegenteil für richtig gehalten.«
    Er erinnerte sich plötzlich an einige Zeilen aus einem alten Gedicht, das er im College gelesen hatte: »Die Frau ist ein gering'rer Mann, und wahre Leidenschaft ist mein, / Denn deine steht der meinen nach wie der Mond dem Sonnenschein.« Er überlegte sich jedoch, daß es nicht sehr diplomatisch wäre, diese Stelle zu zitieren.
    »Heutzutage«, fuhr er fort, »herrscht auf fast allen Gebieten völlige Gleichberechtigung, obwohl noch nicht alle Überbleibsel aus der Vergangenheit ausgerottet sind. Wir halten uns vor allem für Menschen, die von den gleichen Eltern abstammen und ähnliche Eigenschaften aufweisen.«
    »Das ist natürlich Unsinn«, warf sie rasch ein. »Allein die Tatsache, daß es mehr Männer als Frauen gibt, beweist doch unwiderlegbar, daß die Männer im Grunde genommen nur der Fortpflanzung dienen. Wir schmeicheln nur eurer männlichen Eitelkeit, wenn wir euch Gatten nennen und vorgeben, in euch menschliche Lebewesen zu sehen, die eine wichtige Funktion zu erfüllen haben.«
    Wie bei Bienen, Ameisen und Termiten, überlegte er.
    »Auf meinem Planeten gibt es nicht mehr Männer als Frauen«, erklärte er ihr. »In manchen Gebieten gibt es zahlenmäßige Unterschiede, aber insgesamt ist das Verhältnis der Geschlechter ausgeglichen. Bis vor wenigen Jahrhunderten war bei uns die Monogamie – eine Frau für jeden Mann – die gewöhnlichste Form ehelicher Gemeinschaft. Und selbst heutzutage gibt es noch viele Leute, die sie bevorzugen.«
    »Wie schrecklich!« rief sie aus. »Ich habe wichtige Entscheidungen zu treffen, und die Verantwortung dafür lastet schwer auf meinen Schultern. Männer dienen zur Erholung und Entspannung. Das hat schon eine unserer größten Dichterinnen ausgedrückt: ›Männer sterben um der Liebe willen, die für Frauen / Nur eine Rast nach des Tages Mühen bedeutet.‹«
    William fiel ein weiteres Zitat ein: »Die Liebe ist vom Leben des Mannes getrennt; / Für die Frau ist sie der Sinn des Lebens.« Er unterdrückte Byron, wie er schon Tennyson für sich behalten hatte.
    Sie runzelte die Stirn. »Nun, das braucht uns hier nicht zu kümmern. Hast du deine Fragen alle gestellt? Weißt du nun, in welcher Lage du dich befindest und welche Pflichten du hast?«
    Er richtete sich auf.
    »Ich weiß es«, sagte er langsam, »aber ich finde mich nicht damit

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