Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit
Sprache stammten.
Wenn er nur wüßte, wo er sich befand und was geschehen war!
»Ah, da kommt der tapfere Rebell!« spottete Thom. Und Bawb fügte hinzu: »Ich dachte schon, die Roboter würden zum Leichentransport abkommandiert.«
Danl, der Erste Gatte, machte eine ungeduldige Handbewegung.
»Das ist nicht so witzig, wie ihr denkt«, stellte er fest. »Was für eine verrückte Erziehung hast du eigentlich gehabt, Willem?« Er hieß William, aber hier wurde sein Name anders gesprochen. »Es ist wirklich eine Schande für unseren Harem, daß hier ein so unmännliches Wesen Unterkunft gefunden hat!«
Das alles war eine groteske Umkehrung des Verhältnisses der Geschlechter zueinander, wie William es aus eigener Erfahrung kannte. Aber es war sogar noch schlimmer, denn hier schien es wesentlich mehr Männer als Frauen zu geben. Das Ergebnis dieses Männerüberschusses war logischerweise die Vielmännerei, wie es im umgekehrten Fall die Vielweiberei gewesen wäre. Und diese Haremsmänner waren so eitel und eingebildet, so willensschwach und oberflächlich, wie es Haremsdamen je gewesen waren. Sie waren stärker als die Frauen, aber sie hätten nicht einmal im Traum daran gedacht, ihre Kräfte anzuwenden.
Einer der anderen drückte diesen Gedanken auf seine Weise aus. »Es ist einfach nicht nett , wenn ein Mann sich aufspielt, als sei er gleichberechtigt, was seiner Natur ohnehin widerspricht«, behauptete er. »Man kann schließlich nicht erwarten, daß eine Dame einem unmännlichen Mann gegenüber ritterlich ist.«
Ritterlich – ein schwaches Wort für die gönnerhafte Verachtung, mit der Ihre Hoheit sie zunächst empfangen hatte, bevor der arme Harry sich ihren Zorn zugezogen hatte.
Sie waren ihr gefesselt und geknebelt vorgeführt worden, nachdem sie in Gefangenschaft geraten waren, und Harry hatte ihr sofort widersprochen, als ihm der Knebel aus dem Mund genommen wurde. William war nur deshalb dem gleichen Schicksal entgangen, weil er noch zu betäubt und verwirrt gewesen war. Seine Gedanken kreisten um Fragen, auf die es keine Antwort zu geben schien: Wo und wann waren sie notgelandet? Auf einem anderen Planeten? In einem Paralleluniversum? In der Zukunft?
Er konnte das Geschwätz der anderen nicht länger ertragen. Er betrat seine Schlafkammer – sie ließ sich nicht verschließen, aber er konnte wenigstens den Vorhang zuziehen – und setzte sich dort aufs Bett, um nachzudenken. Draußen wurde es bereits dunkel; irgendwann nach dem Abendessen würde vielleicht einer von ihnen ins Schlafzimmer Ihrer Hoheit abkommandiert werden. Aber nicht er – bisher noch nicht, und nach dem heutigen Zwischenfall ganz bestimmt nicht. Er war zu dem Schluß gekommen, daß sie ihn nur als Statussymbol in ihrer Nähe behielt – als Kuriosität. Keine andere Frau hatte einen Gatten wie ihn!
»Wer ist der Vater ihrer Kinder?« hatte er in der ersten Zeit zu fragen gewagt. Danl war entsetzt gewesen. »Sollte Ihre Hoheit den Wunsch haben, selbst Mutter eines Kindes zu werden, hätte sie alle Samenbanken der Welt zur Verfügung«, hatte er William erklärt. »Bei uns erholt sie sich nur von den Mühen und Pflichten ihrer Stellung.«
Der Vorhang bewegte sich leicht. William hob den Kopf und sah dort Chass stehen, den jüngsten Gatten.
»Darf ich hereinkommen, Willem?« murmelte er. Dann betrat er die Schlafkammer, ohne eine Antwort abzuwarten, und ließ sich auf dem Kissen zu Williams Füßen nieder. Offenbar wollte er ungestört mit William sprechen.
»Die anderen ziehen sich alle zum Abendessen um«, flüsterte er. »Sie schminken sich, und jeder möchte schöner als der andere sein, weil er hofft, daß er heute nacht abkommandiert wird.« Er kicherte. »Mir kann das egal sein – wahrscheinlich bin ich wieder an der Reihe, wenn überhaupt jemand kommen soll, und sie macht sich nichts daraus, ob ich besonders schön bin oder nicht. Ich bin ein neues Spielzeug für sie, das sie noch nicht satt hat. Ich dachte schon, du würdest mich bald ablösen, damit ich mich endlich ein bißchen erholen kann, aber unbegreiflicherweise ist das bisher nicht der Fall.«
»Findest du das wirklich so unbegreiflich?« erkundigte William sich mürrisch.
Chass ignorierte die Unterbrechung.
»Ich habe auf eine Gelegenheit gewartet, ungestört mit dir sprechen zu können«, fuhr er fort. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie wunderbar ich deine Ideen finde, mit denen du den alten Knaben so erschreckst. Das alles habe ich mir auch schon
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