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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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unumschränktes Eigentum, so lange die Sonne scheint und Wasser fließt; das Land gehört ihm und seinen Erben – sogar bis zur dritten Generation!«
    Die Menge stöhnte. Keiner der Anwesenden hatte jemals einen halben Hektar unbebautes Land gesehen, geschweige denn so viel Land besessen. Ein halber Hektar, den man nur für sich und seine Familie hatte, den man nicht mit anderen zu teilen brauchte ... nun, das übertraf die kühnsten Wunschträume.
    »Weiterhin wird festgestellt«, fuhr der Oberste Schiedsrichter fort, »daß die Regierung keine Verantwortung für Todesfälle im Verlauf dieses Wettbewerbs übernehmen kann. Ich bin verpflichtet, Sie darauf hinzuweisen, daß durchschnittlich achtundsechzigkommaneun Prozent aller Teilnehmer das Landrennen nicht überleben. Jeder Wettbewerber, der jetzt noch zurücktreten möchte, kann es unbesorgt tun; Ersatzleute stehen in genügender Zahl bereit.«
    Der Oberste Schiedsrichter machte eine Pause, und Steve Baxter überlegte kurz, ob es nicht besser wäre, diese verrückte Sache rechtzeitig abzublasen. Adele und er und die Kinder und Tante Flo und Onkel George würden auch in Zukunft irgendwie in ihrem gemütlichen Einzimmerappartement für mittlere Einkommensklassen in Larchmont zurechtkommen ... schließlich war er kein tatkräftiger Muskelathlet, kein bulliger Preisboxer oder eisenharter Veteran zahlreicher Straßenschlachten. Er war von Beruf Programmierer – sogar ein ausgezeichneter Programmierer, aber gleichzeitig sanft, schwächlich und entschieden kurzatmig. Warum sollte er sich also den Gefahren der New Yorker Innenstadt aussetzen, die aus schlimmste Dschungelstadt berüchtigt war?
    »Am besten geben Sie gleich auf, Steve«, riet ihm eine Stimme, die seine Gedanken gelesen zu haben schien.
    Baxter drehte sich um und sah Edward Freihoff St. John, seinen wohlhabenden und lästigen Nachbarn aus Larchmont. St. John, der großgewachsen, elegant, muskulös und sportlich war; St. John, der arrogant und überheblich war; St. John, der Adele in letzter Zeit allzu viele bewundernde Blicke zuwarf.
    »Das schaffen Sie nie, mein Lieber«, behauptete St. John.
    »Durchaus möglich«, gab Baxter zu. »Und Sie schaffen es wahrscheinlich, was?«
    St. John blinzelte ihm zu und tippte sich wissend an die Stirn. Er machte seit Wochen geheimnisvolle Andeutungen, die spezielle Informationen betrafen, die er einem alternden Schiedsrichter des Landrennens abgekauft haben wollte. Mit Hilfe dieser Informationen hatte er angeblich wesentlich bessere Chancen, Manhattan zu durchqueren – das dichtestbesiedelte und gefährlichste Stadtgebiet der Welt.
    »Bleiben Sie zu Hause, Steve«, forderte St. John ihn mit seiner eigenartig heiseren Stimme auf. »Bleiben Sie zu Hause, dann lasse ich mir die Sache etwas kosten. Was halten Sie davon, alter Junge?«
    Baxter schüttelte den Kopf. Er hielt sich keineswegs für einen mutigen Mann, aber er wäre lieber gestorben, als einen Gefallen von St. John anzunehmen. Außerdem konnte es so einfach nicht weitergehen. Da letzte Woche das Gesetz über Familienzusammenführungen durch mehrere Anhänge erweitert worden war, konnte Steve dazu gezwungen werden, drei unverheiratete Kusinen und eine verwitwete Tante bei sich aufzunehmen, deren einräumiges Kellerappartement in Lake Placid dem neuen Tunnel zwischen Albany und Montreal hatte weichen müssen.
    Selbst mit Injektionen gegen Klaustrophobie waren zehn Personen in einem einzigen Raum zuviel. Er mußte ein Stück Land gewinnen!
    »Ich bleibe«, sagte Baxter ruhig.
    »Okay, Freundchen«, antwortete St. John grimmig. »Aber denken Sie daran, daß ich Sie gewarnt habe!«
    »Auf die Plätze!« rief der Oberste Schiedsrichter.
    Die Teilnehmer sprachen nicht mehr. Sie standen in gebückter Haltung am Start und kniffen Augen und Mund zusammen.
    »Fertig!«
    Hundert Beinmuskeln spannten sich, als fünfzig Männer auf das Signal warteten.
    »Los!«
    Das Rennen hatte begonnen!
    Ein Überschalldröhnen lähmte die Zuschauer in unmittelbarer Umgebung einige Sekunden lang. Die Teilnehmer zwängten sich durch die dichtgedrängten Reihen und spurteten an den langen Autoschlangen vorbei, die aus unbeweglich eingekeilten Fahrzeugen bestanden. Dann schwärmten sie aus, liefen aber weiter nach Osten, wo der Hudson River und die unheimliche Stadt lagen, die im Smog kaum zu erkennen war.
    Nur Steve Baxter hatte sich nicht nach Osten gewandt.
    Als einziger Teilnehmer lief er in nördlicher Richtung weiter, wo die

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