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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Hoboken.
     
    Über Hoboken sank bereits die Abenddämmerung herab. Vor Baxter lagen die schnellen, flinken Schiffe der hier stationierten Schmuggelflotte, die jeweils das blitzende Abzeichen der Küstenwache am Bug trugen. Auf einigen Decks war die Ladung hoch gestapelt – Zigarettenkisten aus North Carolina, Whisky aus Kentucky, Orangen aus Florida, Haschisch aus Kalifornien und Pistolen aus Texas. Jede Kiste trug die offizielle Aufschrift Schmuggelware – Steuer entrichtet , denn in diesem unglücklichen Zeitalter mußte die Regierung selbst illegale Unternehmen besteuern, die dadurch den Anstrich des Gesetzlichen erhielten.
    Baxter wartete den richtigen Augenblick ab, sprang dann an Bord eines schlanken Schiffes, das Marihuana transportierte und versteckte sich zwischen den aromatiasch duftenden Ballen. Das Schiff war klar zum Auslaufen; wenn es ihm gelang, sich während der kurzen Überfahrt zu verbergen ...
    »Ha! Wen haben wir denn da?«
    Der betrunkene Zweite Offizier, der unerwartet vom Bug her auftauchte, hatte Baxter überrascht. Auf seinen Schrei hin kam die restliche Mannschaft an Deck. Diese Männer waren als grausam, brutal und hartherzig bekannt; sie mordeten grundlos und Ort zum Spaß. Piraten und Schmuggler dieser Art hatten vor einigen Jahren Weehawken geplündert, Fort Lee den roten Hahn aufs Dach gesetzt und bis zu den Toren von Englewood geraubt und gebrandschatzt. Steve Baxter wußte, daß er kein Mitleid von ihnen zu erwarten hatte.
    Trotzdem sagte er bewundernswert gelassen: »Gentlemen, ich möchte übergesetzt werden, wenn's recht ist.«
    Der Kapitän des Schiffes, ein narbengesichtiger Mestize mit schwellenden Muskeln, begann schallend zu lachen.
    »Wir sollen dich mitnehmen, was?« erkundigte er sich grinsend. »Hältst du uns etwa für die Christopher-Street-Fähre?«
    »Keineswegs, Sir«, versicherte Baxter ihm, »aber ich hatte gehofft, Sie ...«
    »Auf den Friedhof mit deinen Hoffnungen!«
    Die Mannschaft grölte begeistert.
    »Ich bin bereit, für die Überfahrt zu bezahlen«, fügte Steve hinzu.
    »Bezahlen willst du?« brüllte der Kapitän. »Ja, wir verkaufen manchmal Passagen – bis zur Strommitte und senkrecht hinab!«
    Die Mannschaft trampelte vor Begeisterung.
    »Nun, daran ist eben nichts zu ändern«, antwortete Steve schicksalsergeben. »Ich bitte nur darum, noch eine letzte Postkarte an meine Frau und die Kinderchen schreiben zu dürfen.«
    »Weib und Bälger?« erkundigte der Kapitän sich. »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Bin selbst Familienvater gewesen, bevor die Konkurrenz alle umgelegt hat.«
    »Oh, das tut mir aber leid«, beteuerte Steve ernsthaft.
    »Ich erinnere mich noch gut an sie ...« Auf dem harten Gesicht des Kapitäns erschien plötzlich ein fast weicher Ausdruck. »Wenn man abends nach Hause kommt und sieht die lieben Kleinen vor der Tür die Beute verteilen, die sie tagsüber bei ihren Streifzügen gemacht haben, kann einem schon das Herz übergehen ...«
    »Sie müssen sehr glücklich gewesen sein«, erwiderte Steve, der kaum begriff, was der andere meinte.
    »Allerdings«, stimmte der Kapitän zu.
    Ein braungebrannter, säbelbeiniger kleiner Matrose trat einen Schritt vor. »He, Käpten, am besten servieren wir ihn gleich ab und sehen zu, daß wir loskommen, bevor unsere Ladung verfault!«
    »Wem willst du hier Befehle geben, du Kümmerling?« brüllte der Kapitän. »Ich befehle hier, und ich lasse die Ladung verfaulen, solange es mir Spaß macht. Und der Kerl hier wird nicht abserviert, das könnt ihr mir glauben!« Er wandte sich an Baxter und fuhr fort: »Wir nehmen dich mit, mein Junge, und sogar kostenlos!«
    Steve Baxter hatte durch einen glücklichen Zufall dem Kapitän eine schöne Erinnerung ins Gedächtnis zurückgerufen und ihn dadurch so gerührt, daß er seine ursprünglichen Mordabsichten vergaß. Die Schmuggler legten ab, und ihr schlankes Fahrzeug durchpflügte bald darauf die grau-grünen Wellen des Hudson.
    Aber Steve Baxters Glückssträhne hielt nicht lange an. In der Strommitte blitzte ein starker Suchscheinwerfer aus der Abenddämmerung auf, und eine dienstlich klingende Stimme befahl ihnen, beizudrehen und auf das Prisenkommando zu warten, das an Bord kommen würde. Sie waren ausgerechnet einem Zerstörer der Flußpolizei begegnet.
    »Der Teufel soll sie holen!« fluchte der Kapitän. »Steuern erpressen und morden – mehr können sie nicht! Aber wir zeigen ihnen, was wir wert sind! An die Maschinengewehre,

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