Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne
erreichten, war dort bereits alles vorbereitet. Das Taxi landete bei einer Farm, und Harry war eben erst ausgestiegen, als der Farmer schon lächelnd herankam.
»Hallo, Fremder«, begrüßte ihn der Farmer. »Ich halte sonst nicht allzu viel von Besuchern aus der Stadt, aber Ihr Gesicht gefällt mir einfach.«
Der Farmer gab Harry eine Angel und erklärte ihm, wie er sie in den kreisrunden Teich halten sollte, der mitten zwischen den Gebäuden der Farm angelegt war. Innerhalb kürzester Zeit hatte Harry Dutzende von großen Fischen gefangen. Einige Leute versammelten sich, um Harry zu bestaunen und ihm zu erzählen, wie unglaublich gut er mit der Angel umging.
Kurz vor dem Mittagessen passierte irgend etwas, an das Harry sich nicht mehr deutlich erinnern konnte. Es hing mit einem Kerl zusammen, der nicht fröhlich wie die anderen Leute war, sondern im Gegenteil recht bissige Bemerkungen über Harrys Fischerei gemacht hatte. Harry war deshalb wütend geworden, wußte aber nicht mehr genau, was dann passiert war.
Beim Mittagessen trug er jedenfalls einen Anzug, den ihm der Farmer geliehen hatte, weil sein Overall Flecken aufwies. Niemand äußerte sich deutlich dazu, aber es handelte sich offenbar um Flecken, die ausgewaschen werden mußten, bevor sie verkrusteten.
Das Mittagessen war wirklich lustig gewesen; die Leute hatten die Fische gegessen, die Harry gefangen hatte, und sie hatten ihm gesagt, wie gut die Fische schmeckten. Nach dem Essen hatte die Farmerstochter ihn beiseite genommen, um ihm zu sagen, wie verrückt sie nach ihm war, und sie waren in der Scheune verschwunden.
»Oh, Fremder, du warst wunderbar«, seufzte die Farmerstochter später. »Wie bist du nur so wunderbar geworden?«
»Keine Ahnung«, sagte Harry.
Er betrachtete das Stroh, in dem sie lagen; dann wandte er sich an die Farmerstochter und hielt eine Handvoll Stroh hoch.
»Wo habt ihr das her?« wollte er wissen.
Sie warf ihm einen erstaunten Blick zu und lächelte dann.
»Nun, es wächst auf den Feldern, Fremder«, erklärte sie ihm.
»Das möchte ich sehen«, sagte Harry.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihn zu begleiten und ihm die Felder zu zeigen. Sie hätte gern die anderen benachrichtigt, aber sie hatte keinen Kommunikator bei sich, die auf dem Land seltener als in der Stadt sind.
Harry schien es im Freien zu gefallen, und er marschierte immer weiter. Die Farmerstochter wurde allmählich unruhig, je weiter sie sich von der Farm entfernten. Sie wußte daß die anderen glaubten, sie seien noch in der Scheune, und sie hatte dafür zu sorgen, daß Harry stets erreichbar war – für alle Fälle.
»Was ist das?« fragte er und zeigte nach vorn.
»Das ist ein Stier, Fremder«, antwortete die Farmerstochter. »Aber um Stiere macht man am besten einen großen Bogen, Liebling. Sie sind gefährlich.«
Harry runzelte die Stirn.
»Das ist mir egal«, stellte er fest. »Ich sehe ihn mir jetzt aus der Nähe an. Okay?«
»Nein, nein, Fremder!« bat sie und hielt ihn am Arm fest. »Mit einem Stier ist wirklich nicht zu spaßen!«
Harry riß sich los. »Was soll das?« erkundigte er sich wütend. »Willst du mir Befehle geben?«
Das Mädchen wurde blaß. »Nein, durchaus nicht, Fremder«, versicherte es ihm. »Ich möchte nur verhindern, daß du dich leichtsinnig in Gefahr begibst.«
Harrys Gesicht lief rot an, und auf seiner Stirn erschienen Schweißperlen. Er begann keuchend zu atmen.
»Was bildest du dir eigentlich ein? Was soll das heißen, du Schlampe?« kreischte er los. »Wie kommst du dazu, mir Vorschriften zu machen?«
Seine Faust landete in ihrem Gesicht, renkte ihr den Unterkiefer aus und kostete sie mehrere Zähne. Als sie dann zu Boden gegangen war, trat er sie noch mehrmals in die Rippen.
Anschließend ging er langsam von ihr fort auf den Stier zu und fragte sich dabei im stillen, was er eben vergessen hatte. Ein Mädchen vom Lande hatte irgend etwas gesagt, das ihm nicht gepaßt hatte, aber er konnte sich nicht mehr genau daran erinnern.
Die Farmerstochter schaffte es irgendwie, in die Nähe der Farm zurückzukriechen, wo sie von den anderen entdeckt wurde. Als sie Harry erreichten, lag er blutend und zertrampelt unter einer großen Eiche. Der Stier graste friedlich am anderen Ende der Weide.
Selbstverständlich traf das Ärzteteam schon kurze Zeit später mit dem Rettungswagen ein; in ihrer Begleitung befand sich der Hauptprokurist, der immer mitkam – für alle Fälle. Die Ärzte nähten und flickten und
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