Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne
Elternbeirats der Schule sprachen, murmelte Barney irgend etwas wie: »Verdammte Erziehung Idioten!« Da keiner von uns begriff, was er damit sagen wollte, lächelten wir freundlich und versuchten unbeteiligte Gesichter zu machen.
Als die Gäste gegangen waren, half Barney mir, das Wohnzimmer aufzuräumen, und bei dieser Gelegenheit erwähnte ich zufällig, daß mir aufgefallen war, wieviel einer unserer alten Freunde abgenommen hatte. Es handelte sich sogar um Tim Hart, Barneys besten Freund.
»Wer?« fragte Barney.
»Tim«, antwortete ich.
»Wann gesehen?« wollte Barney wissen.
Soviel ich verstanden hatte, erkundigte Barney sich danach, wann ich Tim zuletzt gesehen hatte. Ich fragte ihn, ob er das meine, und er nickte zustimmend. »Hier bei uns«, erwiderte ich und starrte ihn an, weil ein fürchterlicher Verdacht in mir aufstieg. »Heute abend.«
Seine Antwort war völlig unverständlich. Barney war wütend, und ich begriff nur, daß er sich einbildete, ich hätte ein Verhältnis mit seinem Freund.
»Barney, du hörst gar nicht zu, wenn ich etwas sage!« warf ich ihm vor.
»Ich Sinn«, behauptete er.
»Nein, nein! Wie kannst du den Sinn erfassen, wenn du nicht einmal weißt, daß Tim heute abend hier war und mit dir gesprochen hat? Wie kommst du überhaupt auf die verrückte Idee, ich könnte ein Verhältnis mit ihm haben?«
Barney belud sich mit unzähligen Dingen, die alle nach oben gehörten, und ging wortlos in sein Arbeitszimmer hinauf. Ich versuchte wachzubleiben, bis er ins Bett kam, aber das war unmöglich. Ich war fertig.
Ich machte mir solche Sorgen um ihn. Damals wußte ich noch nicht, daß Barney auch bei sich im Büro Schwierigkeiten hatte, und später konnten wir uns nicht mehr verständigen. Vielleicht begriff er, was ich zu ihm sagte, aber ich mußte schon Glück haben, um pro Tag mehr als zwei Worte zu verstehen.
Erst Barneys Chef warnte mich vor den weiteren Folgen dieser Entwicklung. Er machte sich ebenfalls Sorgen um Barney und rief mich eines Tages an, um mir zu empfehlen, mit Barney zu einem Arzt zu gehen – am besten zu einem Psychiater. Er zweifelte natürlich nicht an Barneys Ehrlichkeit, wissen Sie, aber irgend etwas mußte wegen der Fehler unternommen werden, die er laufend machte. »Er läßt ganze Zahlenreihen aus!« klagte Barneys Chef. »Seine Ergebnisse sind geradezu lächerlich!«
Ich versprach ihm, daß ich mein Bestes tun würde, obwohl ich im stillen bezweifelte, daß es mir gelingen würde, Barney zu einem Arzt zu schleppen. Barney war nämlich der einzige Mensch, der die Veränderungen in seinem Wesen nicht wahrzunehmen schien; jedenfalls wirkte er keineswegs unglücklich dabei. Selbst unsere Kinder schraken vor ihm zurück, wenn er durchs Haus rannte und dabei seltsame Töne ausstieß. Aber er war glücklich. Er sparte massenhaft Zeit, und darauf kam es ihm schließlich an.
Mir blieb nichts anderes übrig, als auf das unausbleibliche Ende zu warten. Es kam mit der für Barney typischen Geschwindigkeit.
Wir wohnten in einer Siedlung, und in unserer Nachbarschaft standen tausend weitere Häuser, die genau wie unseres aussahen, was ihre Bewohner allerdings nie ernsthaft gestört hatte. Wir machten gelegentlich Witze darüber, daß jemand in der Dunkelheit ohne weiteres die Haustüren verwechseln und in einem fremden Haus landen könnte, aber soviel ich weiß, ist das nie wirklich passiert. Aber mir war aufgefallen, daß Barney es in letzter Zeit offenbar schwierig fand, sein Haus von den übrigen zu unterscheiden. Er kam die Straße entlanggerannt, starrte die Hausnummern mit zusammengekniffenen Augen an und lief manchmal sogar mehrere Schritte zurück, um einen Blick auf das Nebenhaus zu werfen. Ich gewöhnte es mir an, abends am Fenster zur Straße auf ihn zu warten, wenn er von der Arbeit kam – für alle Fälle.
Es geschah an einem Freitagabend. Ich stand wie üblich am Fenster und sah, daß Barney etwas rascher als sonst die Straße entlanggerannt kam. Ein eisiger Schreck durchfuhr mich; ich lief zur Tür und riß sie auf. »Barney!« rief ich laut, aber er lief an unserem Haus vorbei.
»Barney!« kreischte ich. Er drehte sich nicht einmal um. Er rannte einfach weiter, ohne auch nur einen Blick auf die Hausnummern zu werfen. Diesmal würde er die ganze Straße auslassen – vielleicht sogar die ganze Siedlung! Ich lief hinter ihm her, solange ich konnte, aber dann mußte ich aufgeben, weil ich Seitenstechen bekam.
Ich sah ihm nach, als er in der Ferne
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