Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne
verschwand, und ich fragte mich, was ich den Kindern erzählen sollte. Und wie stand es mit den Nachbarn? Und mit Barneys Chef?
Ich habe Barney nicht wiedergesehen, und keiner seiner Freunde und Bekannten hat ihn je wieder zu Gesicht bekommen. Er hat uns alle übersprungen. Ich war zuerst gekränkt, weil er mich ebenfalls ausgelassen hatte, aber im Laufe der Zeit kam ich darüber hinweg. Wenn ich jetzt an ihn denke, fehlt er mir sehr. Und ich denke oft an ihn. Seltsam, nicht wahr?
Ein Herz aus Metall
(Segregationist)
Isaac Asimov
Das Gesicht des Chirurgen war ausdruckslos, als er aufsah. »Ist er fertig?«
»Fertig ist ein relativer Begriff«, antwortete der Med-Ingenieur. »Wir sind fertig. Er ist unruhig.«
»Das sind sie immer ... Schließlich handelt es sich um eine schwere Operation.«
»Schwer oder nicht – er müßte trotzdem dankbar sein. Er ist aus einer Unmenge geeigneter Bewerber ausgewählt worden, und ich finde wirklich, daß ...«
»Ich weiß, was Sie sagen wollen«, unterbrach ihn der Chirurg. »Aber die Entscheidung ist nicht unsere Sache.«
»Wir akzeptieren sie. Aber müssen wir auch zustimmen?«
»Ja«, erwiderte der Chirurg nachdrücklich. »Wir stimmen auch zu. Überzeugt und uneingeschränkt. Die Operation ist so kompliziert, daß wir dabei keine geistigen Vorbehalte mehr haben dürfen. Dieser Mann hat seine besonderen Qualitäten überzeugend demonstriert, und der Sterblichenrat ist mit seiner Aufnahme einverstanden.«
»Okay, schon gut«, murmelte der Med-Ingenieur.
»Am besten spreche ich gleich hier mit ihm«, entschied der Chirurg. »Der Raum ist klein und neutral genug, um beruhigend zu sein.«
»Das hilft alles nichts. Er ist nervös, und er hat sich bereits entschieden.«
»Wirklich?«
»Ja. Er will Metall; das wollen sie alle.«
Der Gesichtsausdruck des Chirurgen veränderte sich nicht. Er starrte seine Hände an. »Manchmal kann man ihnen das ausreden.«
»Was kümmert uns das?« fragte der Med-Ingenieur. »Wenn er unbedingt Metall will, soll er es meinetwegen haben.«
»Ist Ihnen das wirklich gleichgültig?«
»Warum denn nicht?« erwiderte der Med-Ingenieur fast brutal. »So oder so ist es eine Aufgabe für einen medizinischen Ingenieur, und ich bin medizinischer Ingenieur von Beruf. Für mich besteht kein großer Unterschied zwischen den beiden Möglichkeiten. Warum sollte ich mir deswegen Gedanken machen?«
»Für mich handelt es sich darum, ob etwas angemessen und passend ist«, stellte der Chirurg ruhig fest.
»Angemessenheit! Das ist in diesem Fall kein Argument. Was schert sich der Patient darum, ob etwas angemessen ist?«
»Ich mache mir deswegen Gedanken.«
»Damit stehen Sie allein. Die Mehrheit tendiert in die entgegengesetzte Richtung. Sie haben keine Chance.«
»Ich muß es trotzdem versuchen.« Der Chirurg brachte den Med-Ingenieur mit einer raschen Handbewegung zum Schweigen – aus dieser Bewegung sprach keine Ungeduld, sondern nur Eile. Die Krankenschwester war bereits verständigt worden und würde gleich eintreffen. Er drückte auf einen Knopf, und die beiden Flügel der Doppeltür glitten lautlos auseinander. Der Patient rollte in seinem elektrisch angetriebenen Rollstuhl herein. Die Krankenschwester ging neben ihm her.
»Sie können jetzt gehen, Schwester«, sagte der Chirurg. »Warten Sie bitte draußen. Ich rufe Sie dann.« Er nickte dem Med-Ingenieur zu, der ebenfalls hinausging, und schloß die Tür hinter den beiden.
Der Mann im Rollstuhl drehte den Kopf zur Seite und sah ihnen nach. Sein Hals war dünn, und er hatte zahlreiche Falten und Runzeln um die Augen. Er war frisch rasiert, und die Nägel der Finger, die jetzt die Armlehnen umklammerten, waren sorgfältig manikürt. Er war ein Vorzugspatient, für den alles getan wurde ... Aber auf seinem Gesicht lag ein irritierter Ausdruck.
»Fangen wir heute an?« wollte er wissen.
Der Chirurg nickte. »Heute nachmittag, Senator.«
»Und die ganze Sache dauert tatsächlich einige Wochen?«
»Die Operation dauert nicht lange, Senator. Aber wir müssen noch einiges anderes berücksichtigen. Der Kreislauf muß den Veränderungen angepaßt werden, und wir müssen ein neues Hormongleichgewicht herstellen. Das ist alles etwas schwierig.«
»Ist es auch gefährlich?« fragte der Patient. »... Doktor?« fügte er dann hinzu, weil er zu erkennen schien, daß ein freundschaftliches Verhältnis in diesem Fall von Nutzen sein konnte – aber deutlich widerwillig.
Der Chirurg
Weitere Kostenlose Bücher