Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
Post-Enquirer; ich war ebenfalls dort, habe Mister Muscadine erkannt, als er am Elektroharmonium saß, und habe ihn um ein Exklusivinterview gebeten.«
    »Ich habe ein ganzes Tablett mit Glasaugen gesehen, als ich meine neuen Kontaktlinsen abgeholt habe«, sagte Gilroy. »Das läßt sich wieder in Ordnung bringen. Wir sind gern bereit, Ihnen morgen früh ein Exklusivinterview zu geben, Miß Pinajian, aber Mister Muscadine braucht jetzt etwas Ruhe, glaube ich.« Der Androide war selbstverständlich nie müde; er sollte ruhig auf einem Stuhl sitzen, während Gilroy schlief – aber in letzter Zeit konnte man sich nicht mehr darauf verlassen.
    Das Mädchen nickte. »Er wirkt so gequält. Komm, Slim, wir gehen.«
    Der Bluessänger stand auf, öffnete dem Mädchen die Tür und verließ nach ihm den Raum.
    Gilroy griff in die Tüte, die er mitgebracht hatte. »Ich habe dir eine neue Hand besorgt. Hoffentlich schickst du sie nicht wieder irgend jemand.« Er lächelte kurz. »Der Friedensbewegung sind Geldspenden bestimmt lieber.«
    »Frieden«, murmelte Muscadine. Er griff nach der neuen Hand und schraubte sie geistesabwesend an sein Handgelenk. »Bald werde ich wissen, was Frieden ist. Der Strom des Vergessens ergießt sich ins Meer, und Lethe bringt dem müden Wanderer endlich Frieden.«
    »Versprichst du mir, daß du hier wartest, bis ich mit dem neuen Auge zurückkomme?«
    Muscadine fuhr sich mit der linken Hand durch sein kurzgeschnittenes Haar. »Ich bin fertig, Norman. Die alte Größe ist dahin, selbst die angenäherte Größe. Und ich hatte immer gehofft, eines Tages das schreiben zu dürfen, was mir am Herzen lag, anstatt nur immer wiederholen zu müssen, was der schwachsinnige Pöbel von mir hören will. Ich war glücklich als Junge in Wales oder Baltimore oder sonstwo, als ich ein rotes Fahrrad hatte und bei der Ernte helfen durfte und mein Pferd erschießen mußte, weil es in die Schlucht gestürzt war, und in der Oktobersonne durch die Straßen ging, während das alte Jahr sich rasch dem Ende näherte, und mit der Straßenbahn fuhr, deren Gleise am Mississippi entlangführten. Aber die Vergangenheit ist jetzt vom Winde verweht, versunken, vergessen. So tot, wie ich bald sein werde.«
    »Immer mit der Ruhe«, mahnte Gilroy. »Hier, du setzt dich am besten auf mein Bett. Wenn ich zurückkomme, ziehen wir dir einen neuen Anzug an und fahren in die Buchhandlung, wo du Autogramme geben sollst.«
    »Ich fühle heute morgen, daß der schwarze Wagen bald kommt um mich abzuholen«, sang Muscadine.
    Gilroy hörte es bis auf den Flur hinaus, wo er auf den Lift wartete.
     
    Das Oben-ohne-Restaurant befand sich im siebenten Stock eines Gebäudes in North Beach. In dem großen Speisesaal befanden sich sieben Gäste und fünf Bedienungen. Ein hagerer Kettenraucher namens Cullen Frimmer veranstaltete seine Abendshow in einer Nische im Hintergrund des Speisesaals.
    Gilroy und Muscadine saßen rechts und links neben ihm, sie warteten mehr oder minder geduldig. Dann war die Reklame für Kopfschmerztabletten endlich vorbei, und Frimmer sagte in sein Mikrophon: »Wir haben uns vor dieser Unterbrechung mit Neil Muscadine unterhalten, der Consider This Small Dust! und ähnlichen Mist geschrieben hat. Ich habe Mister Muscadine ehrlich gesagt, daß ich seine Bücher scheußlich finde. Liebe Zuhörer, Sie kennen unsere Telefonnummer, und wir nehmen jetzt Anrufe für Mister Muscadine entgegen. Sie können also selbst mit ihm sprechen.«
    Muscadine trank Whisky pur. Dr. Pragnell hatte ihn so konstruiert, daß er essen, trinken und die erwartete Wirkung zeigen konnte.
    Der Geschäftsführer des Restaurants, ein dicklicher Mann im Smoking, kam eilig heran und schob Gilroy einen Zettel zu. Auf dem Zettel stand: »Sagen Sie ihm leise ins Ohr, daß er nicht wieder Mist sagen darf. Er soll an den Rundfunk- und Fernsehkode denken.«
    Muscadine las den Zettel, während Gilroy ihn studierte, und sagte laut: »Keine harten Ausdrücke mehr, Mister Frimmer. Denken Sie an den Rundfunk- und Fernsehkode!«
    Frimmer trank roten Wermut. »Der Rundfunk- und Fernsehkode ist Mist!«
    Das Telefon links vor ihm summte, und er hob den Hörer ab. »Hier spricht die einsame alte Dame von Presidio Heights.«
    »Und?«
    »Dieser Muscadine, Gott segne ihn, ich kenne seine Stimme. Fragen Sie ihn bitte, ob er jemals vor vielen Jahren auf den Stufen einer Kirche in Youngstown, Ohio, ausgesetzt worden ist?«
    »Was soll dieser Mist überhaupt?« erkundigte Frimmer

Weitere Kostenlose Bücher