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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Sprechen zu bringen. Aber er hat eisern den Mund gehalten. Er war dir treu, Alter, selbst nachdem du dir untreu geworden warst.«
    Sein Gesicht war unter der Sonnenbräune blaß geworden und zu einer Elfenbeinmaske erstarrt. Er bewegte die Lippen, und ich beugte mich über ihn, um zu hören, was er murmelte.
    »Sag Duna, daß ... ich ... sie grüßen lasse ...« Seine Augen starrten mich noch immer an – tote Augen, die eine letzte Bitte vorbrachten.
    »Klar«, sagte ich, »wird gemacht.«
     
     
Epilog
     
    Duna wurde aus der Gruft im Berg geholt, wo Frazier ihren Tank hatte installieren lassen, ohne jemand etwas davon zu erzählen, und die besten Fachkräfte aus dem Kyrothese-Labor der ETORP waren achtundvierzig Stunden lang damit beschäftigt, sie ins Leben zurückzubringen. Dann wurde ich geholt, und ich war da, als sie die Augen öffnete und lächelnd sagte: »Daddy, ich habe dir Blumen mitgebracht!«
    Das war vor zwanzig Jahren. Duna ist inzwischen erwachsen und als Biochemikerin eines der weiblichen Mitglieder der zweiten Marsexpedition. Alle Projekte, die in den vergangenen hundertfünfzig Jahren hinausgezögert und verschoben wurden, werden jetzt von einer Naturgewalt vorangetrieben, die sich durch nichts aufhalten läßt: der ständig wachsende Druck der Übervölkerung.
    Ich habe die Unsterblichkeitsdroge allgemein zugänglich gemacht, ohne an ihre Verteilung besondere Bedingungen zu knüpfen; am gleichen Tag wurden auf meinen Befehl die Alten aus dem Eispalast wiederbelebt und entlassen. In der Öffentlichkeit wird schon die Frage diskutiert, ob ich nicht wieder einen Kongreß einberufen und die Regierungsgewalt den gewählten Volksvertretern zurückgeben sollte, aber ich bin der Auffassung, daß die Welt dafür noch nicht reif ist. Ich habe veranlaßt, daß alle Menschen aller Nationalitäten und Altersstufen Gelegenheit zur Fortbildung auf beliebig vielen Gebieten haben. Eines Tages ist dann hoffentlich erkennbar, daß die Menschheit allmählich erwachsen wird – und daß es auf der Erde Männer gibt, die nicht nur intelligent, sondern weise sind. Sollte es eines Tages soweit sein, ziehe ich mich stillschweigend zurück und mache einen Flug nach Alpha Centauri mit, falls ich dann überhaupt noch lebe. Ich weiß nicht, ob dieser Entschluß meine Arroganz oder mein Verantwortungsbewußtsein beweist. Manchmal ist der Unterschied kaum festzustellen.
    Der Alte hat ein Tagebuch geführt. Seitdem ich es gelesen habe, kann ich mir einige Fragen beantworten, die mich zunächst noch beschäftigt haben. Das Skelett im Schacht war Nummer Fünf. Der arme Kerl war angeschossen worden, aber er hatte es fertiggebracht, sich durch einen Lufteinlaß der Klimaanlage zu zwängen, der als Fluchtweg gedacht war, und so den Schacht zu erreichen. Die Öffnung schien zu klein zu sein, aber sie genügte schließlich doch. Er erschoß auf dem Rückzug zwei Schwarze, und niemand sah, wohin er verschwand. Deshalb blieb sein Geheimnis gewahrt, und der Alte glaubte, Nummer Fünf sei irgendwohin geflohen.
    Die Erklärung für die Tatsache, daß der Alte den unterirdischen Tunnel nie hatte zumauern lassen, war geradezu lächerlich einfach: Er hatte ihn nie entdeckt. Frazier hatte dafür gesorgt, daß der Tunnel geheim blieb.
    Der tote Junge, den Jess und ich gefunden hatten, war Nummer Zwei gewesen. Der Alte hatte ihn ermordet und die Leiche dort zurückgelassen, um etwaige Nachfolger zu warnen. Damals machte er sich bereits Sorgen um die Zukunft, bis ihm etwas anderes einfiel. Sein Vorschlag, mich zu seinem Erben einzusetzen, war durchaus ernst gemeint. Er brauchte jemand, der sich die Nächte um die Ohren schlug und sich den Kopf über alle möglichen Probleme zerbrach, während er sein Gehirn in einen anderen Körper verpflanzen ließ – in einen jungen, anonymen Körper – und das Leben als ungekrönter Herrscher der Welt genoß.
    Ich ließ Minka zu mir in die Festung holen, um sie zu heiraten. Sie und Duna kamen sehr gut miteinander aus. Das war allerdings nur verständlich. Sie war Marions Urenkelin, und Duna war sozusagen ihre Großtante. Sie erzählte mir von Jess und seiner Geheimgesellschaft, von der nicht mehr allzu viel übrig war, seitdem die ursprüngliche Überlieferung vier Generationen lang nur von Mund zu Mund weitergegeben worden war. Die meisten Einzelheiten waren bereits in Vergessenheit geraten, und Frazier hatte sich ohnehin nicht bemüht, seinen Nachkommen alles zu erklären und ihnen seinen Haß zu

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