Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
den Ärzten nicht. Er wollte sie veranlassen, die Operation trotzdem durchzuführen, und als der Alte sich weigerte, seine Zustimmung zu erteilen, warf er ihm Ausdrücke an den Kopf, für die der Alte jeden anderen umgebracht hätte. Dann verschwand er plötzlich.
Der Alte ließ alle Vorbereitungen zur Bestattung treffen. Aber kurz bevor der Sarg ins Grab hinabgelassen wurde, fiel ihm etwas ein, und er ließ ihn nochmals öffnen. Dabei stellte sich heraus, daß der Sarg leer war – oder fast leer. Er enthielt eine kleine goldene Nachbildung eines indischen Tempels. Vielleicht wollte Frazier sich damit einen Spaß machen. Er war früher ein guter und zuverlässiger Freund gewesen, aber jetzt wurde er einfach senil. Der Alte versuchte ihn zu finden, aber die Suche blieb erfolglos. Frazier hatte bereits vorgesorgt; er war selbst reich und wußte, wie man eine Spur verwischt.
Der Alte blies die Jagd schließlich enttäuscht ab. Frazier war jahrzehntelang sein bester Freund gewesen. Selbstverständlich war es bedauerlich, daß er im Alter senil geworden war, aber am besten ließ man es damit bewenden und kümmerte sich nicht mehr darum. Und die Leiche – nun, sie war jetzt eine ganz gewöhnliche Leiche. Frazier würde eines Tages zu dieser Einsicht kommen und sie bestatten. Damit war der Fall erledigt.
Unterdessen gab es genügend andere Probleme zu bewältigen. Der Alte war in gewisser Beziehung sogar erleichtert, daß er sich nicht mehr um das Mädchen kümmern mußte. Er hatte zu lange in der Vergangenheit gelebt und sich an einen Traum geklammert, der im Grunde genommen illusorisch war. Nun konnte er sich auf wichtigere Dinge konzentrieren, die er bisher vernachlässigt hatte.
Die Betriebe seines Imperiums, die Lebensmittel herstellten oder verarbeiteten, waren inzwischen der Schwanz geworden, der mit dem Hund zu wedeln versuchte. Das große Geschäft war jetzt mit anderen Dingen zu machen. Mit Verjüngungsmethoden, die dafür sorgten, daß selbst Neunzigjährige fünfzig Jahre jünger wirkten – und es tatsächlich wurden –, künstliche Organe, die er patentieren ließ, und andere Verfahren die er gar nicht erst zum Patent anmeldete, weil er verhindern wollte, daß die Öffentlichkeit davon erfuhr. Das alles machte ihn reich – und mächtig.
In den folgenden Jahren verlief die absehbare Entwicklung immer rascher. Der Alte kontrollierte bereits die Vereinigten Staaten und große Teile Europas; dazu kamen jetzt noch zwei Drittel von Südamerika, Afrika und Südostasien. Er änderte den Firmennamen, ersetzte die meisten Direktoren durch jüngere Leute und übte die Kontrolle über die Tätigkeit des Unternehmens jetzt wieder ganz allein aus.«
»Er hat also den Firmennamen geändert«, warf ich ein. »Wie hieß die neue Firma?« Ich kannte die Antwort bereits, aber ich wollte sie von ihm hören.
»Draco Corporation war der richtige Name für einen kleinen lebensmittelverarbeitenden Betrieb«, antwortete er. »Als die Firma sich jedoch rasch vergrößerte und vor allem Methoden zur Lebensverlängerung entwickelte, fand der Alte, sie brauche einen besseren Namen. Dann entschloß er sich zu Ewigkeit, Incorporated.«
»Allgemein als ETORP bekannt«, stimmte ich zu.
Er nickte. »Er hatte alles erreicht, was ihm vorgeschwebt hatte, und er war der mächtigste Mann der Welt – aber eines Tages tauchte ein Attentäter auf.
Der Plan, den er früher einmal ausgearbeitet hatte, um sicherzustellen, daß auch nach seinem Tod alles so geschah, wie er es sich vorstellte, war fehlgeschlagen und wirkte sich jetzt nachteilig aus. Das war Fraziers Schuld. Er hatte alles arrangiert; er war der Mann gewesen, dem der Alte blindlings vertraute. Er hatte den zweiten Dravek in einem Tank aufgezogen und ihm den Auftrag gegeben, das Original zu ermorden. Das war ein gerissener Plan. Wer außer Dravek wäre imstande gewesen, Dravek zu ermorden?
Aber diese Absicht wurde durchkreuzt. Dravek Nummer Zwei gelang es, bis zu dem Alten vorzudringen, aber der Alte war zu gerissen. Er schoß zuerst. Er ließ die Leiche an eine Stelle bringen, wo sie gefunden werden würde, so daß Frazier davon hören mußte.
Aber Frazier ließ sich nicht so rasch entmutigen. Achtzehn Jahre später tauchte der nächste Mörder auf. Er endete auf gleiche Weise. Diesmal erkannte der Alte, daß er Frazier beseitigen mußte. Die Suche nach ihm dauerte drei Jahre und kostete eine Milliarde Dollar, und sie war endlich erfolgreich. Aber die Ärzte waren nicht
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