Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
operiert damit in einem Zeitraum, der etwa bis zum Jahre zehntausend vor Christus zurückreicht.«
»Und die Zukunft?«
»Die Zukunft bleibt uns ein Buch mit sieben Siegeln, fürchte ich, aber vielleicht lösen wir eines Tages auch dieses Problem.« Er nahm ein kleines Notizbuch aus der Hosentasche, schlug etwas darin nach und trat wieder an das Gerät. »Ich stelle gleich die Jahreszahlen ein, die unserer Meinung nach den Zeitraum der Errichtung von Stonehenge begrenzen. Diesmal handelt es sich gleich um eine Mehrfachaufnahme. Mit diesem Hebel kann ich die Einstellung fixieren und dem Gerät gleich wieder eine neue eingeben.«
Da über zwanzig verschiedene Einstellungen erforderlich waren, hatte Lanning diesmal länger zu tun. Dann schaltete er schließlich das Uhrwerk ein und trat neben Barker zurück.
Der chronostatische Zeitschreiber verschwand diesmal erheblich wirkungsvoller. Er hinterließ ein leuchtendes Abbild seiner selbst, dessen goldene Umrisse in der herabsinkenden Abenddämmerung deutlich zu sehen waren.
»Ist das normal?« fragte Barker.
»Ja, aber nur bei größeren Zeitsprüngen. Bisher weiß noch niemand, worum es sich bei diesem Phänomen handelt, aber wir bezeichnen es als Zeitecho, weil wir glauben, daß es sich um eine Art Resonanzerscheinung handelt, die durch das plötzliche Verschwinden der Maschine hervorgerufen wird. Sie wird allmählich schwächer und ist nach einigen Minuten verblaßt.«
Bevor der goldene Schimmer unsichtbar geworden war, kehrte das Gerät selbst zurück und nahm den Platz seines Zeitechos wieder ein. Lanning rieb sich befriedigt die Hände und drückte dann auf den roten Knopf. Die Maschine begann zu klappern und spuckte ein Dutzend Fotos aus.
»Nicht ganz so gut wie erwartet«, stellte Lanning fest. »Wir haben die richtige Tageszeit erwischt, aber auf den Bildern ist nicht sonderlich viel zu sehen.«
Vielleicht nicht für Lanning – aber Barkers Archäologenherz schlug höher, als er die Fotografien sah, auf denen Stonehenge vollständig abgebildet war.
»Viele Steine«, sagte Lanning, »aber keine Spur von den Leuten, die das Ding gebaut haben. Anscheinend sind einige Theorien über die Entstehung von Stonehenge falsch. Haben Sie eine Idee, wann die Gedenkstätte errichtet worden ist?«
»Sir J. Norman Lockyer ist der Überzeugung, sie sei am vierundzwanzigsten Juni des Jahres sechzehnhundertachtzig vor Christus erbaut worden«, antwortete Barker geistesabwesend, weil er noch immer die Bilder anstarrte.
»Meinetwegen – mir ist ein Tag so recht wie der andere.«
Lanning stellte das Gerät neu ein und ließ es verschwinden. Diesmal zeigte die Fotografie eine wesentlich dramatischere Szene. Eine Gruppe von Männern in grauen Wollkitteln kniete auf dem Boden und streckte die Arme nach der Kamera aus.
»Aha, jetzt sind wir auf der richtigen Spur«, meinte Lanning triumphierend. Er drehte das Gerät um hundertachtzig Grad. »Die Männer beten irgend etwas an, das sich hinter der Kamera befindet. Ich nehme es jetzt auf, damit wir wissen, was hier verehrt wurde.«
Das zweite Bild unterschied sich kaum von dem ersten; auch die nächsten, die in einem Winkel von neunzig Grad gemacht wurden, waren fast identisch mit dem ersten.
»Verrückt«, murmelte Lanning vor sich hin. »Die Männer sehen alle in Richtung Kamera – das Gerät muß also auf dem Ding stehen, das sie anstarren.«
»Nein, der Bildwinkel beweist, daß das Gerät sich in gleicher Höhe mit den Knienden befindet.« Dann fiel Barker etwas ein, und sein Unterkiefer sank herab. »Könnte Ihr Zeitecho auch in der Vergangenheit sichtbar sein?«
»Hmmm ... das wäre natürlich möglich. Glauben Sie, daß ...?«
»Richtig! Das goldene Leuchten der Maschine muß über Jahrzehnte hinweg gelegentlich sichtbar gewesen sein. Ich bin fast davor erschrocken, als ich es zum erstenmal gesehen habe, und ich kann mir vorstellen, wie es die Leute damals beeindruckt haben muß.«
»Ja, natürlich«, stimmte Lanning zu, während er das Gerät einpackte. »Stonehenge ist also errichtet worden, weil dort das Gerät verehrt werden sollte, das in die Vergangenheit zurückgeschickt worden war, um an Ort und Stelle den Grund für die Errichtung von Stonehenge festzustellen. Das wäre also erledigt.«
»Nein! Das Problem ist größer als zuvor! Hier haben wir es mit einem Paradoxon zu tun. Was war zuerst da – die Maschine oder Stonehenge?«
Das triumphierende Lächeln auf Dr. Lannings Gesicht verschwand
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