Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
würde.
Ich dachte lange darüber nach, arbeitete ständig neue Pläne aus und verwarf sie wieder, weil sie mir nicht gut genug erschienen. Der springende Punkt dabei war einfach, daß ich niemand hatte, dem ich vorbehaltlos trauen konnte. Frazier wäre der richtige Mann für diese Aufgabe gewesen, aber er war in meinem Alter; er würde mich kaum überleben. Außerdem traute ich nur einem Menschen wirklich – mir. Das brachte mich auf eine Idee.
Ich ließ den Leiter der Forschungsabteilung zu mir kommen und machte ihm klar, was ich wollte. Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen und hielt mich für übergeschnappt. ›Klar, Doc‹, sagte ich, ›aber können Sie das?‹
Er rückte nicht gleich mit der Sprache heraus, aber schließlich mußte er doch zugeben, daß es keinen vernünftigen Grund gab, der gegen die Verwirklichung meines Planes sprach. Die Sache war vielleicht etwas außerhalb der Legalität – wir hatten Schwierigkeiten mit Fanatikern gehabt, die sich erst beruhigten, als wir veranlaßten, daß zum Schein einige Gesetze verabschiedet wurden, die ihren Forderungen entgegenkamen –, aber das war nicht schwieriger als die Gefallen, die wir einigen unserer Freunde im Kongreß in der Vergangenheit erwiesen hatten.
Das Verfahren war einfach genug. Wir hatten inzwischen eine Methode zur künstlichen Aufzucht von Vieh entwickelt. Unsere Farm in Arizona war zweieinhalb Hektar groß und erzeugte jährlich mehr Schlachtvieh, als ganz Texas früher im Jahrzehnt produziert hatte. Die Wissenschaftler begannen mit einigen Samenzellen von mir, züchteten sie weiter und verpflanzten sie schließlich in vollautomatische Bruttanks. Ich gab Frazier den Auftrag, die Tanks in unterirdischen Gewölben zu installieren, und er durfte die Standorte nicht einmal mir verraten. Auf diese Weise war sichergestellt, daß niemand mir dieses Geheimnis entreißen oder später in meinem Namen handeln und das Kartenhaus zum Einsturz bringen konnte, weil ich selbst nicht wußte, wo meine Doppelgänger heranwuchsen.
Der erste Doppelgänger sollte in zwanzig Jahren lebensfähig und bereit sein, mich zu ersetzen. Ich hatte mir ausgerechnet, daß ich noch so lange leben würde. Ich wollte ihn selbst in seine Aufgaben einweisen, und er sollte mich dann ablösen. Die anderen Leute würden sich dann am Kopf kratzen und nachdenklich feststellen, daß der Alte wesentlich zäher sei, als sie erwartet hatten, und sobald der erste Doppelgänger nicht mehr lebensfähig war, würde ihn der nächste ablösen. Dieser Vorgang konnte sich noch mehrmals wiederholen, bis die Ärzte endlich bereit waren, die Kleine ins Leben zurückzurufen. Sie konnten sich lange weigern und alle möglichen Ausreden gebrauchen, aber sie konnten nicht ewig neue Bedenken vorbringen. Und sobald sie bereit waren, würde ich darauf bestehen, daß die Operation stattfand.
An diesem Punkt war das Band mit den für mich bestimmten Informationen zu Ende. Ich bin in einem verlassenen Bergwerk in Utah aufgewacht, wo mein Tank gut getarnt in einem Seitenstollen untergebracht war. Ich fand genügend Nahrung für die ersten Tage und einen kurzen Bericht von Frazier, der etwa im Jahr 2020 zum letztenmal bei mir gewesen war. Alles andere habe ich aus den privaten Aufzeichnungen des Alten rekonstruiert.
Er hatte sich einen ausgezeichneten Plan überlegt – einen fast perfekten Plan –, aber dann ging doch etwas schief. Eines Tages erhielt er einen entsetzten Anruf aus dem alten Labor. Er fuhr sofort dorthin und hörte von den Ärzten, daß er sich keine Hoffnungen mehr machen dürfe. Im Labor war der Strom ausgefallen, und der Tank, in dem die Kleine lag, war nicht mehr gekühlt worden. Seine Innentemperatur hatte einige Stunden lang knapp über null Grad Celsius gelegen, bis die Techniker den Schaden beheben konnten. Die kleine Duna war jetzt also nur eine Leiche wie jede andere. Sie schien sich nicht verändert zu haben, aber der winzige Funken Leben, den er jahrzehntelang erhalten – oder zu erhalten versucht – hatte, war erloschen.
Das traf ihn schwer, aber er ertrug diesen Schicksalsschlag besser als den ersten. Seitdem waren über dreißig Jahre vergangen. Er hatte gelernt, damit zu leben. Sie war nur noch eine Erinnerung für ihn; eine Märchengestalt, die er einmal gesehen hatte.
Er überließ es Frazier, alle nötigen Anordnungen zu treffen, um sie einbalsamieren und bestatten zu lassen, aber Frazier war in dieser Beziehung nicht ganz zurechnungsfähig. Er glaubte
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