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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Anfänger überraschen zu lassen.
    »Warum hast du das getan?«
    Unmöglich! Die Stimme kam aus der Mitte des Wohnzimmers, wo ich eine Leiche auf dem Teppich zurückgelassen hatte. Ich riskierte einen kurzen Blick und zog sofort wieder den Kopf zurück.
    Ein flüchtiger Eindruck: Er hatte sich nicht bewegt. Seine Kleidung war nicht blutbefleckt. Er schien unbewaffnet zu sein, aber ich hatte seine rechte Hand nicht gesehen.
    Eine kugelsichere Weste? Sincs Leute waren eigentlich nicht für solche Tricks bekannt, aber das war die einzige Möglichkeit. Ich stand plötzlich auf, zielte zwischen die Augen und schoß.
    Ich traf das rechte Auge. Zwei Zentimeter daneben! Jetzt wußte ich, wie sehr mich die Sache mitgenommen hatte. Ich ließ mich zurücksinken und atmete tief durch.
    Kein Laut. Noch immer keine Anzeichen dafür, daß wir nicht allein waren.
    »Warum hast du das getan?« hörte ich wieder.
    Seine hohe Stimme klang leicht neugierig. Er bewegte sich nicht, als ich aufstand, und er hatte auch kein Loch im rechten Auge.
    »Warum habe ich was getan?« fragte ich.
    »Warum hast du Löcher in mich gemacht? Ich bin dir natürlich für das geschenkte Metall dankbar, aber ...« Er sprach nicht weiter, als habe er bereits zuviel gesagt und sei sich darüber im klaren. Aber ich hatte andere Sorgen.
    »Sonst noch jemand hier?«
    »Nur wir beide sind anwesend. Ich bitte wegen dieses Eindringens in die Privatsphäre um Verzeihung und werde mich bemühen ...« Er schwieg wieder plötzlich und fragte dann: »Wen hast du erwartet?«
    »Sincs Leute. Anscheinend sind sie noch unterwegs. Sincs Leute wollen Löcher in mich machen.«
    »Warum?«
    Konnte er wirklich so dumm sein? »Um mich umzulegen! Um mich umzubringen!«
    Er sah zuerst überrascht und dann wütend aus. Er war so wütend, daß er gurgelte. »Darüber hätte ich informiert werden müssen! Irgend jemand hat hier verdammt schlampig gearbeitet!«
    »Ja, ich«, gab ich zu. »Ich dachte, ich hätte einen von Sincs Ganoven vor mir. Ich hätte nicht gleich schießen dürfen. Tut mir leid.«
    »Bitte, keine Ursache«, wehrte er lächelnd ab. Er schien sich wieder gefangen zu haben.
    »Aber ich habe doch deinen Anzug ...« Ich sprach nicht weiter. Sein Hemd und seine Jacke waren viermal durchlöchert, aber ich sah kein Blut. »Was bist du überhaupt?«
    Er war etwa einsfünfundsechzig groß, ein rundlicher kleiner Mann in einem altmodischen braunen Einreiher. Er war völlig unbehaart und hatte nicht einmal Wimpern. Keine Warzen keine Runzeln, keine Sorgenfalten. Ein Nebbich, einer dieser Kerle, die überall abgerundet sind, als habe jemand vergessen, für Details zu sorgen.
    Er breitete sorgfältig manikürte Hände aus. »Ich bin ein Mensch wie du.«
    »Quatsch!«
    »Nun«, meinte er wütend, »ich hätte dich jedenfalls getäuscht, wenn unser Forschungsteam bessere Arbeit geleistet hätte!«
    »Bist du ein ... Marsianer?«
    »Ich bin kein Marsianer. Ich bin ein ...« Er gurgelte wieder. »Ich bin von Beruf Anthropologe. Das ist eure Bezeichnung dafür. Ich bin hier, um euch zu studieren.«
    »Du kommst aus dem All?«
    »Allerdings. Richtung und Entfernung sind natürlich streng geheim. Auch meine Existenz hätte ursprünglich geheim bleiben sollen.« Er runzelte die Stirn. Ein Gummigesicht, dachte ich – aber damals kannte ich die Wahrheit erst zur Hälfte.
    »Keine Angst, ich halte den Mund«, versicherte ich ihm. »Aber du hast dir einen schlechten Zeitpunkt für deinen Besuch ausgesucht. Sinc muß jetzt demnächst herausbekommen, wer ihm auf den Fersen ist. Dann ist er hinter mir her, und diese Bude wird zum Zielgebiet. Tut mir leid, daß war uns nicht länger unterhalten können. Ich habe noch nie mit einem ... Außerirdischen gesprochen.«
    »Ich muß dieses Interview ebenfalls beenden, weil du weißt, wer ich bin. Aber erzähl mir zuerst noch von dieser Auseinandersetzung. Warum will Sinc Löcher in dich machen?«
    »Er heißt eigentlich Lester Dunhaven Sinclair und ist der ungekrönte Gangsterkönig unserer Stadt. Hör zu, wir haben noch Zeit für einen Drink – vielleicht. Ich habe Scotch, Bourbon ...«
    Er zuckte zusammen. »Nein, vielen Dank.«
    »Ich wollte die Ausfragerei nur etwas gemütlicher machen.« Ich war etwas gekränkt.
    »Vielleicht darf ich eine bequemere Form annehmen, während du einen Drink zu dir nimmst. Das stört dich doch nicht?«
    »Natürlich nicht! Mach es dir gemütlich.« Ich ging an die Hausbar und schenkte mir einen Doppelstöckigen

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