Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
sagte ich, »sondern ich weiß nur, daß ich tot bin, wenn du dein Gerät jetzt abstellst. Aber das war das letztemal. Okay?«
»Okay. Wir benützen nur den Trägheitsdämpfer, wenn es dir recht ist.«
»Ich gehe um das Haus herum auf die andere Seite. Dann kannst du das Ding abschalten. Unterdessen habe ich bestimmt einen geeigneten Baum gefunden.«
Wir setzten uns in Bewegung. Ich ging vorsichtig zwischen den Hundestandbildern hindurch. Der Marsianer schwebte wie ein rundliches Gespenst hinter mir her.
Die Schneise zwischen der Mauer und dem Innenzaun führte bis zu dem großen schmiedeeisernen Tor, das die Zufahrt zum Haus versperrte. Dort kam der Innenzaun immer näher an die Mauer und endete, ohne einen Durchschlupf zu lassen. Aber bevor wir diese Stelle erreichten, hatte ich einen passenden Baum gefunden. Er war groß und alt, und ein Ast reichte von innen über den Zaun und hing über uns.
»Okay, jetzt kannst du dein Gerät wieder ausschalten.«
Das tiefrote Licht strahlte plötzlich so weiß wie zuvor.
Ich kletterte den Efeu hinauf. Lange Arme und große Hände sind die besten Voraussetzungen für meine berühmte Affennummer. Es hatte keinen Zweck mehr, sich wegen der Alarmanlage Sorgen zu machen. Ich mußte mich auf die Mauerkrone stellen, um den Ast zu erreichen. Als ich ihn mit meinem Gewicht belastete, bog er sich einen Meter durch und begann zu ächzen. Ich hangelte mich auf den Stamm zu und schwang mich ins Laub hinauf, bevor meine Füße den inneren Zaun berühren konnten. Sobald ich eine bequeme Astgabel erreicht hatte, drehte ich mich um.
Auf dem weiten Rasen vor dem Haus waren mindestens drei mit Gewehren bewaffnete Männer unterwegs. Sie suchten das Gelände ab, aber man merkte ihnen an, daß sie nicht ernstlich damit rechneten, wirklich etwas zu finden. Die aufregenden Ereignisse sollten sich hinter dem Haus abspielen.
Der Marsianer schwebte durch die Luft und über den Zaun.
Er berührte dabei versehentlich den obersten Draht. Ein blauer Funke sprang über, und der Marsianer plumpste wie ein Mehlsack zu Boden. Er streifte dabei den Zaun, wurde geerdet und brutzelte förmlich. Es stank nach Ozon und gebratenem Fleisch. Ich kletterte von meinem Baum und lief auf ihn zu. Ich berührte ihn jedoch nicht. Der Stromstoß hätte mich getötet.
Er war jedenfalls stark genug gewesen, um den Marsianer umzubringen.
Daran hatte ich nicht gedacht. Kugeln störten ihn nicht im geringsten. Er konnte auf Wunsch Wunder vollbringen. Woher hätte ich wissen sollen, daß ein einfacher Elektrozaun ihm gefährlich werden könnte? Hätte er mir nur etwas davon gesagt! Aber er war schließlich sogar überrascht darüber gewesen, daß die Menschen die Elektrizität beherrschten.
Ich hatte zugelassen, daß ein Unbeteiligter getötet wurde. Das durfte einem guten Detektiv nicht passieren ...
Der Marsianer hatte jetzt keine Ähnlichkeit mit einem Menschen mehr. Metallgeräte ragten glitzernd aus dem toten Körper, der einmal einem Anthropologen aus dem All gehört hatte. Der Strom knisterte und brutzelte seit einigen Sekunden nicht mehr. Ich zog eines der Metallgeräte heraus, steckte es in die Tasche und rannte weiter.
Meine Verfolger nahmen die Spur sofort wieder auf. Ich schlug einen Haken um den eingezäunten Tennisplatz und lief auf den Haupteingang des Gebäudes zu. Zu beiden Seiten des Portals waren mannshohe Fenster in die Mauer eingelassen. Ich hastete die Treppe hinauf, zertrümmerte das rechte Fenster mit dem Kolben meines GyroJets, sprang wieder die Stufen hinab und versteckte mich hinter dem nächsten Busch.
Wenn alles so schnell passiert, weiß man später oft nicht mehr, ob man wirklich alles so gesehen oder nur geträumt hat. Alle drei Gewehrschützen rannten die Treppe hinauf, verschwanden im Haus und brüllten sich dabei die Kehlen heiser.
Ich ging nach rechts zwischen den Büschen weiter und suchte nach einem geeigneten Fenster.
Jemand mußte aufgefallen sein, daß ich mich bestimmt nicht durch diese schmale, von gezackten Glassplittern eingerahmte Öffnung hatte zwängen können. Er mußte auch eine lautere Stimme als die anderen gehabt haben, denn ich hörte, daß die Suche nach mir wieder im Freien begann. Ich kletterte einen Mauervorsprung hoch, fand einen kleinen Absatz unter einem Fenster im ersten Stock und öffnete es ohne allzu viel Lärm.
Jetzt begann ich erstmals seit Beginn dieses verrückten Abenteuers zu glauben, daß ich wußte, was ich tat. Das war eigentlich seltsam,
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