Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
nächste Auseinandersetzung mit Sinc würde anders verlaufen.
Ich hatte meinen GyroJet und eine Handvoll Raketen in der Hosentasche. Sincs Villa wurde wie Fort Knox bewacht. Und Sinc erwartete mich wahrscheinlich bereits; er mußte wissen, daß ich nicht die Flucht ergreifen würde.
Wir wußten ziemlich viel voneinander, wenn man berücksichtigte, daß wir uns noch nie von Angesicht zu Angesicht begegnet waren.
Sinc war Antialkoholiker. Aber er war kein Fanatiker; in seinem Haus durfte getrunken werden, solange er nichts davon hörte oder sah.
Meistens hatte er irgendeine Geliebte bei sich. Sinc verstand etwas von Frauen. Er wechselte sie verhältnismäßig oft. Sie gingen nie wütend fort, und das ist immerhin etwas. Sie gingen auch nicht arm fort.
Ich war mit einigen Damen ausgegangen, die in Sincs Villa gewohnt hatten, und ich hatte sie ausgefragt. Die allgemeine Meinung:
Sinc war in Ordnung; er war großzügig, gab bereitwillig Geld aus und war privat sehr nett.
Aber keine der Damen äußerte den Wunsch, zu ihm zurückzukehren.
Sinc bezahlte seine Leute gut. Er stellte die Kaution, wenn sie Pech hatten und verhaftet wurden. Er legte seine Geschäftspartner nie herein. Noch seltsamer war allerdings, daß er selbst nie hereingelegt wurde. Es war nicht leicht gewesen, Informationen über Sinc zu sammeln. Niemand hatte mir etwas von ihm erzählen wollen.
Aber er hatte Domingo im Stich gelassen. Das hatte uns beide überrascht.
Drücken wir es anders aus. Irgend jemand hatte Domingo im Stich gelassen. Domingo hatte auf die Rettung gewartet, nicht auf Brandbomben. Ich ebenfalls. Sinc war dafür bekannt, daß er seine Leute rechtzeitig herausholte, wenn die Sache für sie brenzlig wurde.
Domingo war entweder im Stich gelassen worden, obwohl Sinc etwas anderes befohlen hatte, oder Sinc hatte es wirklich auf mich abgesehen.
Ich kam beruflich mit vielen Leuten zusammen. Das gefiel mir an diesem Beruf. Aber seitdem ich einiges über Sinc wußte, wollte ich mehr, viel mehr wissen. Ich wollte selbst mit ihm sprechen. Und ich war froh, daß ich den verdammten Marsianer abgeschüttelt hatte, weil er ...
Was hatte mich eigentlich an dem Marsianer gestört?
Jedenfalls nicht die Tatsache, daß er so fremdartig wirkte. Als Detektiv kommt man mit den verrücktesten Leuten zusammen. Seine Verwandlungskünste konnten einem einen kalten Schauer über den Rücken jagen, aber ich bin nicht leicht zu erschrecken.
Sein Auftreten? Er war fast überhöflich. Und so hilfsbereit.
Das war der springende Punkt. Die kämpfenden Parteien hatten sich zur Schlacht formiert ... und dann war plötzlich dieser kleine Mann aus dem All aufgetaucht. Er war der Deus ex machina , der an einem Strick auf die Bühne herabschwebt, um alles in Ordnung zu bringen – und meistens die Geschichte zu ruinieren. Wenn ich Sinc mit Hilfe dieses Marsianers zur Strecke brachte, war ich nicht besser als ein Polizist, der heimlich falsche Beweismittel fabriziert. Das war einfach unfair. Und es machte die ganze Sache irgendwie witzlos.
Ich zuckte wütend mit den Schultern und ließ mir noch einen Whisky geben. Der Barkeeper wollte bald zumachen. Ich trank rasch aus und ging, bevor ich auf die Straße gesetzt wurde.
In meinem Wagen lagen Werkzeuge, die ich hätte brauchen können, aber jetzt war bestimmt schon eine Bombe unter der Motorhaube angebracht. Ich hielt ein Taxi an und gab dem Fahrer eine Adresse in der Nähe von Sincs Villa. Draußen in seiner Gegend war das Gelände ziemlich hüglig, und die Straßen führten kreuz und quer durcheinander. Die Villa lag auf einem fast dreieckigen Grundstück mit ungleich langen Seiten. Sinc mußte ein Vermögen dafür ausgegeben haben, den Park von einem Landschaftsarchitekten gestalten zu lassen. Ich war einmal nachmittags daran vorbeigegangen, um mich zu informieren. Von dem Grundstück war nur der Teil unmittelbar hinter dem großen schmiedeeisernen Tor zu sehen gewesen. Die Mauer war mit Efeu überwuchert. Unter dem Efeu waren Alarmanlagen installiert.
Ich wartete, bis das Taxi verschwunden war; dann lud ich meinen GyroJet durch und marschierte weiter. Ich hatte jetzt nur noch eine Rakete in der Hosentasche, anstatt im Magazin.
In dieser Gegend konnte man sich prima verstecken, wenn zufällig ein Auto vorbeikam. Es gab reichlich Bäume, Hecken und Tore mit massiven Steinpfeilern. Ich tauchte unter, wenn ich Scheinwerfer sah, weil ich nicht wußte, ob Sincs Leute die Nachbarschaft patrouillierten. Mein
Weitere Kostenlose Bücher