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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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kurzer Spaziergang endete fünfzig Meter von der efeubewachsenen Mauer entfernt. Wäre ich näher herangekommen, hätte mich jemand sehen können.
    Deshalb verschwand ich lieber auf einem Nachbargrundstück.
    Ich überquerte es im Schatten der Bäume, ließ das Haus links liegen und hielt mich an den kleinen Bach, der durch das Grundstück floß. Das war der leichteste Teil des ganzen Unternehmens. Wenn ich erwischt wurde, konnte ich schlimmstenfalls wegen versuchten Diebstahls vor Gericht gestellt werden.
    Ich stieß auf einen Zaun. Dahinter lagen eine schmale Straße, die von einer weit entfernten Laterne nur undeutlich beleuchtet wurde, und die Efeubarriere von Sincs Reich.
    Kombizange? Natürlich im Auto. Ich durfte nicht einfach über den Zaun klettern, weil ich in diesem Augenblick hilflos gewesen wäre. Die Lage sah nicht rosig aus, aber ich schlich den Zaun entlang, fand ein rostiges Tor und überredete das Vorhängeschloß, sich für mich zu öffnen. Sekunden später hatte ich die Straße überquert und stand genau an der Stelle der Mauer, wo mir die Alarmanlagen aufgefallen waren.
    Zehn Minuten verstrichen. Dann schwang ich mich geräuschlos über die Mauer.
    Gutes Ziel? Ja. Ich sah das Haus riesig und größtenteils unbeleuchtet vor mir. Bevor ich zu Boden glitt, hätte mich jemand auf der Mauerkrone sehen können, wo ich mich deutlich im Licht der Straßenlaterne abhob und ein hervorragendes Ziel bot.
    Ich stand jetzt zwischen einem inneren Zaun und der Mauer und machte eine kleine Pause, um nachzudenken. Ich harte keinen Innenzaun erwartet. Der Maschendrahtzaun war über zwei Meter hoch und roch geradezu nach Hochspannung.
    Was tun?
    Vielleicht ließ sich etwas finden, mit dem ich die beiden oberen Drähte, die geladen zu sein schienen, kurzschließen konnte. Aber das würde die Wachmannschaft in dem Augenblick alarmieren, in dem ich über den Zaun kletterte. Trotzdem war es vermutlich die beste Lösung.
    Oder ich konnte über die Mauer zurückklettern und mein Glück am Tor versuchen. Vielleicht gelang es mir sogar, den Posten zu täuschen und mir unter einem falschen Namen Einlaß zu verschaffen. Sinc mußte unterdessen so neugierig auf mich sein, wie ich es auf ihn war. Ich kannte nur Sincs Gegenwart; von seiner Vergangenheit war mir nur bekannt, daß darüber keine Aufzeichnungen existierten. Aber wenn Sinc inzwischen gehört hatte, daß ich à la Mary Poppins aus einem Fenster im fünften Stock zu Boden geschwebt war ... Das war vielleicht einen Versuch wert. Ich würde wenigstens lange genug leben, um endlich zu sehen, wie Sinc aussah. Oder ...
    »Hallo! Wie kommt dein Krieg voran?«
    Ich seufzte schwer. Er sank neben mir herab; er trug noch immer einen dunklen Anzug und hatte seine Menschengestalt beibehalten. Als er näherkam, merkte ich, daß ich mich geirrt hatte. Er hatte nur seine Hautfarbe geändert, um Anzug, Hemd und Krawatte zu imitieren. Aus einiger Entfernung sah er ganz passabel aus; selbst bei näherer Betrachtung mußte ich zugeben, daß er sich gut verkleidet hatte.
    »Ich dachte, ich wäre dich endlich los«, beschwerte ich mich. »Bist du größer?« Er hatte seine Größe ungefähr verdoppelt.
    »Ja. Ich hatte Hunger.«
    »Das mit deinem Appetit scheint zu stimmen«, meinte ich.
    »Der Krieg«, erinnerte er mich. »Hast du eine Invasion vor?«
    »Selbstverständlich. Aber ich habe nichts von diesem Zaun gewußt.«
    »Soll ich ...?«
    »Nein! Nein, du sollst gar nichts! Ich brauche deine Hilfe nicht. Du sollst nur beobachten! «
    »Was soll ich beobachten? Du hast schon seit einigen Minuten nichts mehr getan.«
    »Mir fällt bestimmt noch etwas ein.«
    »Natürlich.«
    »Aber ich habe jedenfalls nicht die Absicht, mir jetzt oder später von dir helfen zu lassen. Du kannst meinetwegen zusehen, solange du willst. Aber ich brauche keine Hilfe!«
    »Ich verstehe nicht, warum du dir nicht helfen lassen willst.«
    »Weil das unfair wäre! Sinc hat bestimmte Bürgerrechte, obwohl er ein Gangster ist. Er darf nur verhaftet werden, wenn ausreichende Gründe vorliegen. Das FBI darf sein Telefon nicht einfach abhören. Er darf nur nach vorheriger Gerichtsverhandlung oder in Notwehr umgebracht werden. Und er dürfte sich vor Angriffen bewaffneter Marsianer sicher fühlen!«
    »Aber wenn Sinc doch selbst gegen die Spielregeln verstößt ...«
    »Für den Umgang mit Verbrechern gelten Gesetze! « knurrte ich.
    Der Marsianer gab keine Antwort. Er blieb stumm neben mir stehen – ein unförmiger

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