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Magermilch

Magermilch

Titel: Magermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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ich jetzt zu ihr.«
    »Verstehe«, sagte Sprudel. Einsichtsvoll sah er dabei nicht aus.
    Fanni erhob sich abrupt. Sprudel beeilte sich, ebenfalls aufzustehen. Als sie sich dem Ausgang zuwandte, kam er ihr zuvor und hielt die Tür für sie auf.
    Fanni trat auf den Parkplatz hinaus. Die Kirchturmuhr von Mariä Himmelfahrt schlug fünf.
    »Hatten wir nicht geplant, uns gegen zwei auf der Hütte zu treffen?«, sagte Sprudel betrübt.
    Fanni zog ein Gesicht. »Das hat uns Willis Mörder wohl vermasselt. Aber morgen werde ich Punkt zwei am Hütterl sein«, versprach sie ihm. Dann ließ sie die Verriegelung ihres Wagens aufspringen, stieg ein und fuhr davon.
    Hundert Meter hinter der Kreuzung an der Friedenseiche setzte sie den Blinker und bog in Richtung Fischerdorf ab.
    Die Holzhandlung Stolzer & Stolzer befand sich auf dem jenseitigen Donauufer an der Straße nach Stephansposching. Fanni bog in die Zufahrt ein, fuhr am Kundenparkplatz vorbei zwischen Betriebsgebäuden und etlichen Lagerhallen hindurch bis zu einer Hecke, hinter der sich das Wohnhaus verbarg. Vor dem Ligusterzaun mündete die Teerstraße in einen kleinen Privatparkplatz mit drei gepflasterten Stellplätzen. Fanni stellte ihren Wagen auf dem vordersten ab.
    Eilig schritt sie um die Ecke und lief an den Blumenrabatten entlang auf die Haustür zu.
    Auf ihr Klingeln öffnete Willis Bruder Toni.
    Fanni kondolierte ihm und fragte nach Martha. Er führte sie in die Parterrewohnung, die Willi und Martha nach dem Bau des Hauses bezogen hatten. Toni und Gisela bewohnten die erste Etage.
    Martha saß mit verquollenen Augen im Wohnzimmer auf dem Sofa. Als Fanni eintrat, sprang sie auf. Fanni schloss sie in die Arme.
    »Willi ist tot«, schluchzte Martha. »Abgestürzt. Im Deggenauer Klettergarten. Heute Mittag ist er gefunden worden.«
    Fanni registrierte, dass Martha offenbar noch nicht wusste, wer ihren Mann gefunden hatte.
    Sie muss es ja gar nicht erfahren! Warum soll Frankl das ausplaudern! Und Marco wird schon dafür sorgen, dass auch die anderen Beamten den Mund halten! Sagte er nicht, er würde »mitmischen«?
    Fanni drückte Martha wieder aufs Sofa, setzte sich neben sie und legte den Arm um sie.
    Marthas Schultern bebten. »Die Polizei behauptet, Willi ist ermordet worden«, sagte sie mit erstickter Stimme.
    »Wir werden alles darüber herausfinden«, beteuerte Fanni. »Und wir werden dich nicht im Stich lassen, Martha.«
    Wir?
    »Die Polizei verdächtigt Toni und mich«, weinte Martha. »Als ob einer von uns Willis Gurt …«
    »Die Polizei verdächtigt erst mal jeden«, erwiderte Fanni. »Es wird sich klären«, versprach sie.
    Wodurch Willi allerdings auch nicht mehr lebendig wird.
    Martha schnäuzte sich die Nase. »Der Kommissar will uns später noch mal vernehmen. Als er das erste Mal da war, konnte ich …« Sie presste die Hände auf den Mund.
    Fanni suchte nach Trostworten und fand keine. Stattdessen fragte sie: »Warum ist denn Willi heute zum Klettern gegangen?«
    Martha ließ die Hände sinken, sah Fanni an. »Er wollte doch die Fotos für das Bergsteiger-Magazin machen.«
    »Bei Nässe?«
    Martha schüttelte den Kopf, dann nickte sie. »Willi ist losgeradelt, als die Sonne rauskam. Genau diese Stimmung bräuchte er für die Bilder, hat er gesagt. ›Da funkeln die Leitern, da schießen die Stahlstifte Leuchtkugeln.‹« Sie begann wieder zu weinen.
    Jemand klingelte an der Haustür. Fanni hörte Schritte und nahm an, dass Toni unterwegs war, um zu öffnen. Kurz darauf vernahm sie Frankls Stimme im Flur.
    Fanni stand auf. »Ich fürchte, du musst schon jetzt mit dem Kommissar sprechen.«
    Martha ergriff ihre Hand, klammerte sich daran. Fanni löste sie behutsam. »Ich komme wieder«, versicherte sie. »Morgen – nein, übermorgen. Ich melde mich an«, fügte sie eilig hinzu.
    Sie drückte sich an Frankl vorbei, der bereits in der Tür stand, ignorierte den vorwurfsvollen Blick, den er ihr zuwarf, und ging hinaus.
    Auf dem Weg zum Wagen fiel ihr ein, dass Marthas Schwägerin Gisela nirgends zu sehen gewesen war.

    Als sie den Wagen startete, zeigte das Display am Armaturenbrett 17:35 an.
    Sie musste endlich nach Hause. Hans Rot würde bald da sein.
    Es war längst zu spät, um fürs Abendessen noch den Schweinerücken zuzubereiten, den sie vorgesehen hatte. Sie musste stattdessen Kurzgebratenes auf den Tisch bringen. Dieses Umdisponieren zwang sie zu einem Zwischenstopp beim Supermarkt in der Werftstraße.
    In der Frischwarenabteilung blieb

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