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Magermilch

Magermilch

Titel: Magermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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»hier in der Region?«
    »Eine in der Oberpfalz«, antwortete Martha, »eine in Österreich bei Wörgl und eine in Klattau, Tschechien.« Müde strich sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »In Wörgl gibt es allerdings seit Monaten Probleme. Das Lager ist voll, die Lieferaufträge liegen vor, aber der Betrieb kann nicht anlaufen, weil noch eine Genehmigung von der Gemeinde fehlt. Es ist, als ob jemand unseren Einstieg dort zu hintertreiben versucht. Willi wollte das nächste Mal mit nach Wörgl fahren und gemeinsam mit Fritz beim Bürgermeister vorsprechen. Doch daraus wurde dann nichts mehr.«
    »Die Firma ist bei Toni und Fritz in besten Händen«, versuchte Fanni zu trösten. »Die beiden werden den Bürgermeister von Wörgl sicherlich bald für euch gewinnen.«
    Martha sah sie bekümmert an. »Ohne Gisela und ohne Willi kommt mir Toni wie ein Federball vor. Jeder Windstoß scheint ihn ins Trudeln zu bringen.«

    »Ja, Mami, es bleibt dabei«, teilte Leni ihrer Mutter am Donnerstagabend telefonisch mit. »Morgen am Spätnachmittag treffe ich in Erlenweiler ein.«
    Fanni war soeben von einer Wanderung mit Sprudel zurückgekehrt, die sie von der Wegmacherkurve über die Bergwachthütte zum Breitenauerriegel geführt hatte, und steckte mitten in eiligen Vorbereitungen fürs Abendessen.
    »Es hat sich allerdings ein kleines Problem ergeben«, fuhr Leni fort. »Max will zu seinen Großeltern.«
    »Wie kommt …?«, begann Fanni und versandete.
    »Max hat ab morgen Ferien«, erklärte Leni. »Und ich glaube, er möchte sich vor dem Sportcamp drücken, in das Vera ihn stecken will. Jedenfalls besteht er darauf, nach Erlenweiler zu fahren – ganz allein mit dem Zug, wenn’s sein muss. Ivo, Olga und Bene und der alte Klein brauchen ihn auf dem Hof, behauptet er.«
    Fanni lachte. »Natürlich, ohne Max müssten die Rindviecher in Kleins Stall glatt verhungern. Er kommt also mit.«
    »Ja«, antwortete Leni. »Vera setzt ihn in einen ICE, mit dem er, ohne umzusteigen, nach Nürnberg fahren kann, wo ich ihn abhole. Fragt sich nur, ob Papa und Max am Wochenende allein zurechtkommen.«
    »Ich denke schon«, erwiderte Fanni. »Max wird sowieso den ganzen Tag auf dem Klein-Hof beschäftigt sein. Notfalls kann er da sogar übernachten, falls Hans beim Kegelclub oder beim Schützenverein unabkömmlich ist. Ich rede gleich morgen früh mit Olga.«

    »Max kommt?«, rief Hans Rot, nachdem er sich eine Scheibe Salami in den Mund gesteckt hatte. »Wir zwei sind allein hier am Wochenende? Kein Problem, überhaupt keins. Da können wir uns ja am Samstag die Bundesligaspiele zusammen anschauen und am Sonntag das Aufstiegsspiel Birkdorf gegen Tannenried. Meine Kegelrunde am Samstagabend lass ich glatt sausen für den Max.«
    Hans Rot würde die gesamte Nachwuchsmannschaft von Klein Rohrheim nach Erlenweiler einladen, um nicht auf den Großvenediger steigen zu müssen!
    Bestimmt, dachte Fanni. Aber es will nichts Gutes heißen, wenn Hans Rot die Kegelrunde sausen lässt. Er wird Max von früh bis spät mit Fußball triezen.
    Da kommt der Bub ja vom Regen in die Traufe!
    Fanni hielt es für besser, den Klein-Hof nicht zu erwähnen. Sollte Hans doch selbst hören, was sein Enkel dazu zu sagen hatte, wenn er über Bauer Klein, über dessen Sohn Bene oder gar über Max’ erklärtes Idol Ivo, den Hans Rot nur »Tschechenbankert« nannte, herzog. Sollte er seinem Enkel doch erklären, weshalb ein Fußballspiel einer Herde Kühe an Attraktivität überlegen war.
    Wozu Hans Rot kopfscheu machen?
    Eben.
    Fanni stand auf und räumte den Tisch ab.
    Dann ging sie in den Keller und begann, die Ausrüstungsgegenstände für die bevorstehende Bergtour bereitzulegen.
    Nachdem sie alles übersichtlich aufgereiht hatte, verstaute sie je drei Bandschlingen, vier Karabiner und zwei Prusikschnüre in zwei wasserdichten Säckchen – eines für sich selbst, eines für Leni. Zu jedem Säckchen gesellte sie einen Klettergurt, ein Paar Steigeisen, einen Eispickel.
    Als das gesamte Material aufgeteilt war, nahm sie ihren Rucksack vom Haken und fing an, ihn vollzupacken.
    »Das schwere Zeug zuerst«, murmelte sie und stopfte das Futteral mit den Steigeisen hinein. Dem Klettergurt folgte das Waschzeug, dann kam der Hüttenschlafsack samt einer Tüte mit warmer Unterwäsche, Handtuch und T-Shirt zum Wechseln. Fleecejacke und Anorak legte sie ganz obenauf. In der linken Seitentasche deponierte sie Gummisandalen, die sie in der Hütte als Hausschuhe tragen

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