Magermilch
gestanden bist. Dummer Zufall, saudummer Zufall.«
Fanni streichelte Sprudel über die Wange und schwieg.
»Die Aufkleber sind dir ins Auge gesprungen«, fuhr Maurer fort, »und da wolltest du es genau wissen. Du bist zum Hof hinaufgegangen, um dir den Wagen aus der Nähe anzusehen. Ist das etwa derjenige, hast du dich gefragt, der mir an dem Tag auf dem Stolzer’schen Kundenparkplatz aufgefallen ist, an dem der Anschlag auf den Geschäftsführer verübt wurde?«
»Dachte ich es mir doch«, murmelte Fanni, »dass du nach dem fingierten Anschlag im Haus herumgeschlichen bist und belauscht hast, was Martha und ich gesprochen haben. Die Haustür war nämlich damals nicht angelehnt, wie du behauptet hast. Ich hatte sie ins Schloss fallen hören. Vermutlich besitzt du seit Langem einen Nachschlüssel.«
»Ist das der Wagen von meinem Bergfreund Hannes, oder gibt es noch so ein Auto?, hast du dich gefragt«, fuhr Maurer fort, ohne auf die Bemerkung einzugehen.
Dann machte er eine nachdenkliche Pause. »Dass du auf dem Hof auftauchen würdest – mit derartiger Vorwitzigkeit konnte ich nicht rechnen. Zum Glück bist du nicht nahe genug herangekommen, um wirklich was zu erkennen. Das Nummernschild zum Beispiel. Hättest du sonst damals schon Alarm geschlagen?«
Fanni schwieg, streichelte. Dann beugte sie sich hinunter und küsste Sprudel sanft auf den Mund.
Im nächsten Augenblick stand Maurer vor ihr und schlug ihr so heftig ins Gesicht, dass ihr Kopf gegen den Holzrahmen der Polsterliege flog.
Sprudel ächzte.
»Ich will Antworten«, drohte Maurer. »Sonst …« Er bohrte seine Schuhspitze oberhalb des Knies in Sprudels verletztes Bein.
Von Sprudel kam ein gepresstes Stöhnen.
»Ich konnte die Nummernschilder nicht sehen«, sagte Fanni hastig. »Aber ich musste mir irgendwie Klarheit verschaffen, ob meine Aussage über den Wagen auf dem Stolzer’schen Kundenparkplatz richtig oder falsch war. Falsch konnte sie dann nicht sein, wenn Hannes mit diesem Magermilch identisch war, von dem mir Frau Brunner erzählt hatte.«
»Also bist du wenig später noch mal zurückgekommen«, entgegnete Maurer, offensichtlich zufriedengestellt.
Er kehrte zum Sessel zurück und setzte sich wieder. »Hätte ich dir nicht zugetraut, dass du so schnell wieder auftauchst.« Er seufzte. »Ich hab dir sowieso viel zu wenig zugetraut. Und das hat sich als grober Fehler erwiesen. Ich hätte dich gleich ausschalten sollen, als du das zweite Mal auf den Hof kamst und deine Nase ans Scheunenfenster gedrückt hast. Aber dahinter konntest du erst recht nichts mehr erkennen.« Leise fügte er hinzu: »Reine Vorsichtsmaßnahme von mir, den Alfa in die Scheune zu fahren.«
»Im Gegenteil«, erwiderte Fanni. »Ich fand einen sehr wichtigen Hinweis: Von einem der Aufkleber hat mir eine silberne Spirale entgegengeblinkt.«
Maurer pfiff durch die Zähne. »Da hattest du ja ein nettes Unterscheidungsmerkmal gefunden.«
»Auf dem Wagen von Hannes befand sich kein solcher Aufkleber«, bestätigte ihm Fanni.
»Das hast du bei nächster Gelegenheit wohl gleich nachgeprüft.«
Fanni hatte ihre Aufmerksamkeit wieder Sprudel zugewandt und gab keine Antwort.
Maurer machte eine rasche Bewegung. »Hast du –«
»Ja«, beeilte sich Fanni zu sagen. »Ich habe es am nächsten Tag gleich nachgeprüft. Auf Hannes’ Wagen sind nur Aufkleber von Bergbahnen und Hütten.«
Maurer lachte auf. »Aber du bist mit deiner Entdeckung nicht zur Polizei gerannt, nicht mal zu deinem Freund hier. Warum nicht?«
»Was hatte ich denn schon entdeckt? Nur dass in Stockheim ein roter Wagen herumkurvt, der für jemand wie mich, die von Autotypen keine Ahnung hat, dem von Hannes zum Verwechseln ähnlich sieht«, erwiderte Fanni. »Welches von beiden Autos ein paar Tage zuvor bei Stolzers geparkt hatte, konnte ich ja im Nachhinein nicht mehr feststellen. Niemand hätte das mehr feststellen können.«
Sogar Sprudel, glaubte Fanni, würde nur abwinken, wenn sie ihm mit diesem Autoverwechselspiel käme.
Maurer lachte wieder laut. »Die Aufkleber haben dir aber verraten, dass es sich bei dem Wagen von Hannes und dem in Stockheim um zwei verschiedene Fahrzeuge handelt. Und damit bestand die Möglichkeit, dass du unabsichtlich eine Falschaussage gemacht hast. Vielleicht war es ja gar nicht der Alfa von Hannes, hast du gedacht, der auf dem Kundenparkplatz stand.«
»Vielleicht aber doch«, sagte Fanni.
»Und deshalb hast du den Mund gehalten«, Maurer schien ungemein
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