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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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war alles schon so lange her.
    Sein Dad war kein erfahrener Camper gewesen. Sie hatten fast zwei Stunden gebraucht, um das Zelt aufzustellen. Geangelt hatten sie nur Winzlinge, die sie wieder ins Wasser warfen, bis sie schließlich doch ein paar behielten, weil sie zu hungrig wurden, um auf einen großen Fang zu warten. Zu allem Überfluss hatte Dad noch Moms Lieblingskanne geschmolzen, weil sie zu lange im Feuer stand. Aber er hatte ihm die Pannen verziehen, es war ein Abenteuer gewesen, das er mit seinem Dad geteilt hatte.
    Er wusste, dass Mom und Dad wütend aufeinander waren. Allerdings verstand er nicht, warum sein Dad wütend auf ihn war. Mom hatte ihm gesagt, Dad liebe ihn, wolle jedoch nicht gefunden werden, um kein Geld bezahlen zu müssen. Das erklärte aber nicht, warum Dad ihn nicht sehen wollte.
    Timmy starrte in die Flamme und versuchte sich zu erinnern, wie sein Dad aussah. Mom hatte alle Bilder weggenommen und angeblich verbrannt. Aber vor einigen Wochen hatte er gesehen, wie sie sich ein paar anschaute. Es war spätabends gewesen, als sie dachte, er würde schlafen. Sie hatte Wein getrunken, alte Fotos von ihnen dreien betrachtet und geweint. Wenn sie ihn so sehr vermisste, warum bat sie ihn dann nicht, wieder nach Hause zu kommen? Manchmal verstand er die Erwachsenen wirklich nicht.
    Er hielt die Hände um das Glas der Laterne und spürte die Wärme. Die Kette um seinen Knöchel klirrte am Bettpfosten. Er sah darauf und dachte plötzlich an die Metallkanne, die sein Dad im Feuer ruiniert hatte. Die Kette war nicht dick. Wie heiß musste Metall werden, bis es weich wurde? Er musste ein Kettenglied nur ein winziges Stück auseinander biegen können.
    Mit Herzklopfen griff er nach dem Laternenglas und riss die Hand zurück wegen der Hitze. Er zog den Kissenbezug ab, wickelte ihn um die Hände und entfernte vorsichtig den Glaszylinder von der Laterne. Dann zog er den Bezug wieder über das Kissen. Die offene Laterne vor sich auf dem Boden, nahm er die Kette in der Nähe seines Knöchels und ließ mehrere Glieder in die Flamme hängen. Nach einigen Minuten begann er zu ziehen. Nichts. Es brauchte seine Zeit, er musste Geduld haben und sich zwischenzeitlich ablenken. Er ließ die Kettenglieder im Feuer. Wie ging noch der Song, den seine Mom neulich morgens im Bad gesungen hatte? Oh ja, er war aus dem Film Die kleine Meerjungfrau.
    „Unter dem Meer“ , begann er zu singen. Seine Stimme bebte vor Hoffnung. Ja, es war Hoffnung, nicht etwa Angst. An Angst wollte er gar nicht denken. „Unter dem Meer ...“ Er zog an der Kette. Nichts rührte sich. Er sang weiter und war erstaunt, an wie viele Strophen er sich erinnerte. Er probierte es im Jamaika-Akzent.
    Ein neuer Versuch. Sie bewegte sich. Das Metall gab nach! Oder war das bloß Einbildung? Er strengte sich an und zog so fest er konnte. Ja, der Schlitz zwischen den Kettengliedern wurde langsam größer. Noch ein bisschen, und er konnte sie auseinander haken.
    Die Schritte draußen nahmen ihm allen Mut. Nein, nur noch ein paar Sekunden! Er riss mit aller Kraft, während das Schloss knarrte und quietschend aufging.

76. KAPITEL
    Christine versuchte sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal gegessen hatte. Wie lange war Timmy schon fort? Zu lange. Sie erhob sich von der ausrangierten Couch im Hinterzimmer zwischen alten Akten, auf die Lucy sie gebracht hatte.
    Die Couch sah sauber aus, roch jedoch nach kaltem Zigarettenrauch. Zumindest entdeckte Christine keine verräterischen Flecke. Der raue Bezug hatte ein Muster auf ihrer Wange hinterlassen.
    Die Augen brannten ihr, und ihr Haar war völlig durcheinander. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal gekämmt oder die Zähne geputzt hatte, obwohl das sicher vor dem Morgeninterview gewesen war. Doch das schien Tage her zu sein.
    Die Tür ging quietschend auf, und das Geräusch erschreckte sie. Ihr Vater brachte ihr ein Glas Wasser. Wenn sie noch mehr trank, würde sie sich übergeben. Trotzdem nahm sie es ihm ab und nippte daran.
    „Fühlst du dich besser?“
    „Ja, danke. Ich glaube, ich habe heute noch nichts gegessen. Deshalb wurde mir wohl so schwindelig.“
    „Ja, das kann sein.“
    Ohne das Glas schien er nicht zu wissen, was er mit seinen Händen anstellen sollte, und schob sie in die Taschen. Eine Angewohnheit, die sie von Nick kannte.
    „Ich sollte dir eine Suppe bestellen“ , sagte er. „Vielleicht auch ein Sandwich.“
    „Nein, danke, ich kann nichts essen.“
    „Ich

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