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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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zusammengekauert in einer Ecke, die Arme um die Knie geschlungen, und versuchte, nicht daran zu denken, wie ihre nackten, geschwollenen Füße im stinkenden Schlamm steckten. Der Regen hatte schließlich aufgehört, obwohl es in der Ferne donnerte, als rollten Felsbrocken. Lag es an den Wolken, dass die Sonne nicht aufging, oder hatte der verrückte Entführer einen Pakt mit dem Teufel geschlossen?
    Manchmal hörte sie die Frau leise vor sich hin stöhnen. Ihr keuchendes Atmen war sehr nah. Gottlob hatten das Schluchzen und das hohe Wimmern aufgehört. Als der Himmel endlich doch heller wurde, begann die zusammengesackte Gestalt Form anzunehmen.
    Tess schloss die Augen, um das brennende Fremdkörpergefühl in ihnen zu mildern. Warum hatte sie nicht die ständig zu tragenden Kontaktlinsen genommen? Am liebsten hätte sie sich dauernddie Augen gerieben. Lange konnte sie die Linsen nicht mehr tragen. Sie öffnete blinzelnd die Augen und konnte nicht glauben, was sie sah. Die Frau ihr gegenüber war völlig nackt. Sie hatte sich zur Fötushaltung zusammengerollt. Ihre Haut war mit Schlamm, und wie es roch und aussah, auch mit Blut und Kot bedeckt.
    „Großer Gott“, sagte Tess leise. „Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie nichts anhaben?“
    Sie richtete sich mühsam auf, doch ihr Knöchel streikte, und sie fiel auf die Knie. Der Schmerz war jedoch belanglos. Sie zwang sich, wieder aufzustehen, und belastete vor allem den gesunden Fuß. Fieberhaft versuchte sie den Knoten der Decke zu lösen, die sie immer noch um die Schultern trug. Sie Frau zitterte am ganzen Leib. Nein, das war mehr als Zittern, das war konvulsivisches Zucken. Sie klapperte mit den Zähnen, und ihre Unterlippe blutete, weil sie offenbar häufiger darauf gebissen hatte.
    „Haben Sie Schmerzen?“ fragte Tess und merkte, wie dumm die Frage war. Natürlich hatte sie Schmerzen.
    Sie riss sich die Decke herunter und legte sie der Frau vorsichtig um. Der Stoff war zwar feucht, hatte jedoch über Nacht verhindert, dass sie ausgekühlt war. Hoffentlich machte sie es nicht schlimmer? Aber schlimmer konnte es kaum noch werden.
    Aus sicherer Distanz betrachtete Tess die entsetzlichen Prellungen, die Schnitte und das aufgerissene Fleisch an den Bissstellen - menschliche Bisse!
    „Mein Gott, wir müssen Sie in ein Krankenhaus bringen!“ Noch so eine lächerliche Bemerkung. Wenn sie nicht mal aus dieser Grube herauskam, wie sollte sie die Frau dann in ein Krankenhaus bringen?
    Die Frau schien sie nicht zu hören. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf die Erdwand vor sich. Das struppige Haar klebte ihr am Gesicht. Tess strich ihr einen Haarklumpen zurück. DieFrau blinzelte nicht einmal. Sie stand unter Schock und hatte sich offenbar tief in sich selbst zurückgezogen, in eine unerreichbare Höhle. Genau so hatte sie es selbst viele Male als Kind gemacht, es war ihre einzige Verteidigungsstrategie gegen die langen, manchmal tagelangen Strafaufenthalte im Sturmkeller gewesen.
    Sie streichelte der Frau die Wange und wischte ihr Haare und Schlamm aus Gesicht und Nacken. Ihr Magen rebellierte, als sie die Prellungen und Bisswunden an Hals und Brüsten sah. Eine offene Wunde verlief rings um den Hals, wie der Abdruck eines Seiles oder einer Kordel, die so fest gezogen worden war, dass sie sich tief ins Fleisch gedrückt hatte.
    „Können Sie sich bewegen?“ fragte Tess, erhielt jedoch keine Antwort.
    Da Licht von oben fiel, blickte sie hinauf, um die Tiefe ihres Lochs genauer abzuschätzen. Es war nicht ganz so tief, wie sie ursprünglich angenommen hatte, vielleicht drei oder vier Meter. Breit war es knappe zwei Meter und gut drei Meter lang. Es schien Teil eines alten Grabens zu sein, der teilweise eingebrochen war, mit unebenen Seitenwänden, aus denen Baumwurzeln und Felsbrocken herausragten. Frische Spatenspuren deuteten an, dass die Grube bewusst zur Falle ausgebaut worden war.
    Was für ein Unhold tat einer Frau so etwas an und warf sie dann in eine Grube? Sie durfte nicht darüber nachdenken, sonst würde sie völlig gelähmt sein vor Angst. Sie musste sich darauf konzentrieren, sie beide hier herauszuholen. Aber wie?
    Sie kniete sich neben die Frau, die unter der Decke jetzt kaum noch zuckte, um sie auf Knochenbrüche zu untersuchen. Es gab genügend Einkerbungen und kleine Vorsprünge in der Wand, die ihnen Halt gaben, um hinauszuklettern. Doch die Frau musste eigenständig klettern. Mitziehen oder tragen konnte sie sie nicht.
    Als Tess sie

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