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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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zuckenden Miniaturrobotern gleich. Der ganze verdammte Raum sprang und zuckte.
    Er nahm die Lampe vom Nachttisch, schaltete sie ein und neutralisierte die Bewegungen durch gelbes Licht. Jetzt sah er den Inhalt seines Matchbeutels auf dem Boden. Socken, Rasierzeug, T-Shirts, verschiedene Messer, ein Skalpell und eine Glock 9mm lagenverstreut auf dem dicken Teppich. Er achtete nicht auf das vertraute Brummen im Kopf, suchte zwischen seinen Sachen und hielt inne, als er das rosa Höschen fand. Er rieb die weiche Seide gegen die Bartstoppeln seines Kinns und sog den Geruch ein, eine schöne Kombination aus Talkumpuder, Körperflüssigkeiten und Pizza.
    Er entdeckte den zerknüllten Immobilienprospekt unter seinen Sachen, zog ihn hervor, faltete ihn auf und strich die Knicke glatt. Der enthielt das Farbfoto eines Hauses im Kolonialstil, eine detaillierte Beschreibung seiner Annehmlichkeiten und das glänzende blaue Logo von Heston Immobilien. Das Haus sah viel versprechend aus, und er hoffte, es entsprach den Erwartungen.
    In der unteren Ecke des Prospektes war das kleine Foto einer attraktiven Frau, die versuchte, professionell auszusehen, trotz ... was war das nur in ihrem Blick? Eine gewisse Unsicherheit, als fühle sie sich unwohl in ihrer weißen Bluse und dem blauen Kostüm. Er fuhr mit dem Daumen über ihr Gesicht, verteilte Druckerschwärze und hinterließ einen blauschwarzen Striemen. Schon besser. Ja er fühlte bereits ihre Verwundbarkeit. Aber vielleicht sah und spürte er es nur, weil er sie so lange beobachtet, studiert und geprüft hatte. Er fragte sich, was Tess McGowan so heftig zu verbergen suchte.
    In langsamen, bedächtigen Schritten durchquerte er den Raum, Es wurmte ihn, dass seine Knie immer noch weich waren. Er befestigte den Prospekt an der Pinnwand. Dann holte er eine Kiste unter dem Tisch hervor, als hätten Tess und ihre eleganten Beine ihn an etwas erinnert. Leider waren die Möbelpacker heutzutage so unaufmerksam. Die machten einfach ihre Pausen und ließen die wertvollen Gegenstände in ihrer Obhut unbeaufsichtigt zurück. Lächelnd durchtrennte er das Klebeband und öffnete den Deckel des Kartons mit der Aufschrift „M. O’Dell.“
    Er nahm die vergilbten Zeitungsausschnitte heraus: Feuerwehrmannopfert Leben. Treuhandfonds für Helden eingerichtet. Wie grässlich für sie, den Vater in einem höllischen Feuer zu verlieren.
    „Träumst du von ihm, Maggie O’Dell?“ flüsterte er. „Stellst du dir vor, wie die Flammen an seiner Haut züngeln?“
    Vielleicht hatte er endlich die Achillesferse der mutigen, unerschütterlichen Agentin gefunden.
    Er legte die Artikel beiseite. Darunter entdeckte er einen noch größeren Schatz, einen ledernen Terminkalender. Er blätterte auf die kommende Woche und war enttäuscht. Verärgert prüfte er die Eintragungen. Sie würde in Kansas City sein, bei einer Tagung von Ermittlungsbeamten. Er beruhigte sich und lächelte wieder. Vielleicht war es besser so. Und doch war es irgendwie schade, dass Agentin O’Dell sein Debüt in Newburgh Heights versäumte.

13. KAPITEL
    Sonntag, 29. März
    Maggie packte die letzten Kartons mit der Aufschrift „Küche“ aus. Vorsichtig wusch und trocknete sie die Weingläser aus Kristall und stellte sie auf das obere Brett im Schrank. Es erstaunte sie immer noch, dass Greg ihr den Satz von acht Gläsern überlassen hatte. Er behauptete, sie seien ein Hochzeitsgeschenk von ihren Verwandten gewesen. Aber sie kannte niemand in der Verwandtschaft, der sich ein so teures Geschenk leisten konnte oder einen so eleganten Geschmack hatte. Ihre Mutter hatte ihnen einen Toaster geschenkt, praktisch, ohne jeden emotionalen Wert. Das war typischer für die O’Dells.
    Die Weingläser erinnerten sie, dass sie ihre Mutter anrufen undihr die neue Telefonnummer mitteilen musste. Sofort meldete sich der gewohnte Druck in der Brust. Natürlich bestand kein Anlass, ihr die neue Anschrift mitzuteilen. Ihre Mutter verließ Richmond nie und würde sie auch kaum besuchen kommen. Der bloße Gedanke, ihre Mutter könnte in ihr neues Heiligtum eindringen, entsetzte sie. Sogar das obligatorische wöchentliche Telefonat empfand sie als Störung des sonntäglichen Friedens. Sie konnte anrufen, ehe sie zum Flughafen fuhr. Fliegen verunsicherte sie auch nach Jahren noch zutiefst. Vielleicht konnte sie sich mit einem Anruf, der sie zweifellos zum Zähneknirschen brachte, von der Vorstellung ablenken, zehntausend Meter hoch ausgeliefert über dem Boden zu

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